The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
liegt zwar am Boden, aber ansonsten bin ich unverletzt.« Und damit ofenbar fit genug, um weitere Demütigungen über mich ergehen zu lassen.
»Gut«, sagt er und hilft mir auf. »Ich hab nämlich mit Amelia ausgemacht, dass wir uns noch auf einen Irish Cofee mit ihr in der Après-Ski-Hütte trefen. Sie ist eine alte Studienfreundin von mir. Keine Sorge«, sagt er hastig, als er meinen Gesichtsausdruck sieht. »Es besteht keine Konkurrenzgefahr. Mit alt meine ich, dass sie ein paar Jahre älter ist als ich.«
Das Klima in der Hütte ähnelt in Temperatur und Luftfeuchtigkeit dem eines Gewächshauses und es herrscht lärmende,
ausgelassene Stimmung. Alle lachen und erzählen stolz von ihrem tollen Tag auf der Piste. Amelia sitzt an einem Tisch neben dem Kamin. Sie hat ihre Jacke ausgezogen, unter der sie ein eng anliegendes silbernes Top trägt. Mit ihren zartrosa geschminkten Lippen und den auf Hochglanz gebürsteten Haaren sieht sie aus, als wäre sie einer Haarspraywerbung entsprungen.
»Amelia, das ist Carrie«, stellt George mich vor. »Ich fürchte, vorhin war keine Zeit, um euch richtig bekannt zu machen.«
»Nein, da hast du recht.« Amelia schüttelt mir herzlich die Hand. »Was nicht deine Schuld ist, Carrie. George hätte dich niemals auf diese Piste mitnehmen dürfen. Ich muss dich warnen – in seiner Nähe lebt man gefährlich.«
»Tatsächlich?«, sage ich, während ich mich setze.
»Erinnerst du dich noch an diese Wildwasserfahrt?«, fragt sie ihn, dann wendet sie sich mir zu und raunt verschwörerisch: »Colorado«, als ginge sie davon aus, ich wüsste Bescheid.
»Jetzt tu doch nicht so, als hättest du Angst gehabt«, sagt George.
»Wie bitte? Ich wäre vor Angst fast gestorben.«
»Okay, jetzt weiß ich, dass du lügst!« George zeigt mit dem Finger auf sie. »Amelia hat nämlich vor nichts Angst.«
»Das stimmt nicht. Ich habe Angst, nicht zum Jurastudium zugelassen zu werden.«
Oh Mann. Amelia ist also nicht nur schön, sondern auch noch klug. »Woher kommst du, Carrie?«, versucht sie, mich in die Unterhaltung mit einzubeziehen.
»Aus Castlebury. Aber wahrscheinlich hast du noch nie etwas davon gehört. Das ist ein winziges Kaff am Connecticut River …«
»Oh, ich kenne Castlebury zufälligerweise sogar ziemlich
gut.« Sie lächelt mitfühlend. »Um genau zu sein, bin ich dort aufgewachsen.«
Plötzlich wird mir schwindelig.
»Wie heißt du denn mit Nachnamen?«, fragt sie neugierig.
»Bradshaw«, antwortet George für mich und winkt nach der Kellnerin.
»Ach …?« Amelia zieht die Brauen hoch. »Ich bin Amelia Kydd. Sag mal, kann es sein, dass du dich öfter mit meinem Bruder trifst?«
»Wie bitte?« George blickt irritiert zwischen Amelia und mir hin und her.
Ich werde knallrot. »Sebastian … ist dein Bruder?«, stammle ich. Mir fällt ein, dass Sebastian einmal eine ältere Schwester erwähnt hat, auf die er total stolz ist, aber damals hatte er gesagt, sie würde in Kalifornien studieren.
»Er erzählt ständig von dir.«
»Ach, wirklich?«, murmle ich und werfe George verstohlen einen Blick zu. Sein Gesicht ist vollkommen ausdruckslos, bis auf zwei hellrote hektische Flecken, die sich auf seinen Wangen gebildet haben.
Er hat ofensichtlich beschlossen, mich ab jetzt zu ignorieren. »Aber jetzt erzähl mal, Amelia! Was hast du getrieben, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?«
Mir bricht der kalte Schweiß aus, und ich wünsche mir, ich hätte mir doch das Bein gebrochen.
Auf der Fahrt nach Hause reden wir fast kein Wort.
Ja, ich hätte George sagen müssen, dass ich einen Freund habe. Und zwar spätestens an dem Abend, an dem wir im Brownstone essen waren. Aber dann ist die Sache mit Dorrit
dazwischengekommen und danach hat sich irgendwie keine Gelegenheit mehr ergeben. Okay, ich hätte es ihm natürlich am Telefon sagen können, aber seien wir ehrlich, er hat mir angeboten, meine Geschichte zu lesen, und diese Chance wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Heute hätte ich es ihm gesagt – ganz bestimmt –, aber dann haben wir Amelia getroffen, die zufällig Sebastians Schwester ist. Natürlich könnte ich so tun, als wäre ich mir keiner Schuld bewusst, schließlich hat George mich nie gefragt, ob ich einen Freund habe. Andererseits hat sich die Frage für ihn wahrscheinlich nie gestellt, weil ich ja schließlich mit ihm ausgegangen bin. Bestimmt war es ein grober Regelverstoß, ihm nicht sofort gesagt zu haben, dass ich mit jemand anderem
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