The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
da unten. Und wieso bist du halbnackt?«
»Gib mir deinen Mantel«, flehe ich.
»Was?«
»Maggie, bitte!« Ich ziehe den Mantel, der neben ihr auf dem Sitz liegt, zu mir runter. »Frag nicht lang, sondern komm in die Umkleidekabine, dann erklär ich dir alles.« Ich werfe mir den Mantel über und renne los.
»Carrie?«, hallt ein paar Minuten später ihre Stimme durch die leere Umkleidekabine.
»Hier hinten.« Ich stehe im Durchgang zu den Duschräumen
und wühle in dem Korb für Schmutzwäsche, weil ich die schwache Hofnung hege, dass Donna meine Sachen vielleicht dort versteckt haben könnte. Aber ich finde nichts außer ein paar feuchten Handtüchern, einer zerknitterten Turnhose, einer einzelnen Socke und einem vergilbten Schweißband. »Donna LaDonna hat meine Klamotten verschwinden lassen«, sage ich verzweifelt und klappe den Deckel zu.
Maggie kneift die Augen zusammen. »Bist du dir sicher, dass sie es war?«
»Wer soll es denn sonst gewesen sein?« Ich wickle ihren Mantel enger um mich. Nach dem kleinen Freiluftsprint ist mir jetzt doch ziemlich kalt.
Maggie lässt sich auf eine der Bänke fallen. »Das muss endlich aufhören.«
»Wem sagst du das?«
»Nein, ganz im Ernst, Carrie. So geht das nicht weiter.«
»Was soll ich denn tun?«
»Du musst gar nichts tun. Bring Sebastian dazu, etwas dagegen zu unternehmen. Er soll ihr sagen, dass sie dich endlich in Ruhe lassen soll.«
»Aber er kann doch gar nichts dafür.«
»Und ob er was dafür kann. Oder hast du etwa schon vergessen, wie er sie erst heißgemacht und dann deinetwegen fallen gelassen hat?«
»Das stimmt so nicht. Er hat ihr von Anfang an gesagt, dass die Sache zwischen ihnen nichts Ernstes für ihn ist, weil er gerade erst hergezogen war und sich auch noch mit anderen Mädchen trefen wollte.«
»Ja, klar. Da hatte er von ihr ja auch schon bekommen, was er wollte.«
»Genau.« Mein Hass auf Donna LaDonna schnürt mir beinahe die Luft ab.
»Jedenfalls finde ich, dass er dich vor ihr beschützen sollte.«
»Und wenn er das nicht macht?«
»Ganz ehrlich? Dann solltest du dir ernsthaft überlegen, mit ihm Schluss zu machen.«
»Ich will aber nicht mit ihm Schluss machen.«
»Ich weiß nur, dass Peter mich auf jeden Fall beschützen würde«, sagt sie voller Überzeugung.
Was soll das? Will Maggie mich etwa dazu bringen, mit Sebastian Schluss zu machen? Läuft hier hinter meinem Rücken irgendeine Verschwörung? »Das ist doch ein total altmodisches Konzept, dass der Typ einen beschützen muss«, sage ich scharf. »Wir sollten ja wohl selbst in der Lage sein, uns zu verteidigen, findest du nicht?«
»Ich will einen Mann, der bereit ist, für mich zu kämpfen«, antwortet Maggie trotzig. »Aber mal abgesehen davon, dass ihr eine Beziehung habt, seid ihr ja auch Freunde. Und seinen Freunden steht man im Ernstfall zur Seite, oder etwa nicht?«
»Doch, schon«, gebe ich widerstrebend zu.
»Na also.«
Die Tür zur Umkleidekabine schwingt auf, und Lali stürmt herein, gefolgt von mehreren unserer Teamkolleginnen.
Die Mädchen lachen und kreischen ausgelassen und schlagen sich gegenseitig mit den nassen Handtüchern auf den Po.
»Hey, Carrie! Wo warst du denn?«, fragt Lali und streift sich den Badeanzug ab. »Ich hab gewonnen.«
»Ich wusste, dass du gewinnen würdest«, sage ich und klatsche ihre ausgestreckte Hand ab.
»Aber jetzt mal im Ernst. Wo warst du denn so plötzlich?«,
fragt sie. »Ich dachte schon, du wärst abgehauen, weil du so fertig bist, dass du deine Sprünge vermasselt hast.«
»Quatsch. Halb so wild.« Mich macht etwas ganz anderes fertig. »Sag mal, du hast nicht zufälligerweise ein zweites Paar Schuhe dabei?«
»Also ich könnte mich immer noch darüber kaputtlachen«, prustet Lali.
»Haha«, sage ich sarkastisch. »Schadenfreude ist die schönste Freude, schon klar.«
»Aber du musst zugeben, dass es echt ziemlich witzig ist«, sagt Sebastian.
»Ich muss gar nichts zugeben.« Ich starre beleidigt aus dem Fenster und brüte vor mich hin, bis wir bei mir zu Hause in die Einfahrt biegen und ich plötzlich die Schnauze voll habe. »Damit das klar ist: Ich fand die ganze Aktion überhaupt nicht witzig, sondern einfach nur scheiße!«
Ich reiße die Tür auf, steige aus und knalle sie so fest ich kann zu. Während ich barfuß zur Haustür laufe, stelle ich mir vor, wie Lali und Sebastian sich erst geschockt ansehen … und sich dann totlachen.
Und zwar über mich.
Ich renne in mein Zimmer
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