The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
verknifenen Lächeln an den Rand der Tanzfläche. Plötzlich ist Sebastian hinter mir und schlingt die
Arme um meine Taille. Ich wirble zu ihm herum, nähere meine Lippen seinem Ohr und zische: »Fick dich.«
»Wie bitte?«, fragt er verdutzt, aber dann tritt ein amüsierter Ausdruck auf sein Gesicht, als könnte ich das unmöglich ernst gemeint haben.
»Du hast schon richtig gehört. Fick dich.«
Ich kann selbst nicht glauben, dass ich das gerade wirklich gesagt habe.
Einen Moment lang bin ich wie berauscht von meiner Wut. Das Summen in meinem Kopf ist so laut, dass es alle anderen Geräusche übertönt. Dann wird mir plötzlich mit schmerzhafter Klarheit bewusst, was ich da gesagt habe, und ich würde vor Scham am liebsten im Boden versinken. Ich habe noch nie zu irgendjemandem »fick dich« gesagt, es vielleicht höchstens ein-oder zweimal im Vorbeigehen leise vor mich hin gemurmelt. Die Worte liegen – monströs und hässlich – zwischen uns wie zwei riesige Felsbrocken, und ich habe keine Ahnung, wie ich jemals wieder an ihnen vorbeikommen soll.
Für eine Entschuldigung ist es zu spät. Und ich will mich auch gar nicht entschuldigen, weil es mir nicht leidtut. Er hat mit Donna LaDonna getanzt. Vor aller Augen.
Das ist unverzeihlich. Ist es doch, oder?
Sein Gesicht verhärtet sich, die Brauen berühren sich fast. Er sieht aus wie ein Kind, das bei etwas Verbotenem ertappt wurde, aber trotzig jede Schuld von sich weist.
»Wie konntest du nur?« Meine Stimme klingt schriller, als ich es will, und laut genug, um auch noch für die nächsten Umstehenden hörbar zu sein.
»Du hast sie ja nicht mehr alle«, sagt er und tritt einen Schritt zurück.
Erst jetzt merke ich, dass sich ein kleiner Kreis von Schaulustigen um uns gebildet hat. Die Leute stoßen sich mit den Ellbogen an, flüstern miteinander und beobachten uns neugierig. Ich überlege verzweifelt, wie ich mich jetzt verhalten soll. Wenn ich auf ihn zugehe, schubst er mich vielleicht weg. Drehe ich mich um und gehe, ist das wahrscheinlich das Ende unserer Beziehung.
»Sebastian …«
»Was willst du?«
»Vergiss es.« Und bevor er noch etwas sagen kann, stürme ich davon.
Sofort sind meine Freundinnen bei mir.
»Was ist passiert?«
»Was hat er gesagt?«
»Warum hat er mit Donna LaDonna getanzt?«
»Dem Scheißkerl verpasse ich eine.« Der Satz kommt von Lali.
»Das würde es bloß noch schlimmer machen.«
»Machst du mit ihm Schluss?«, fragt Maggie.
»Was bleibt ihr denn anderes übrig?«, sagt Lali.
Ich bin wie betäubt. »Ich hab mich wie eine Vollidiotin benommen, oder?«
Ich sehe Mouse an.
»Quatsch! Er hat sich wie ein Arschloch benommen.«
»Was soll ich denn jetzt machen?«
»Jedenfalls solltest du ihm auf gar keinen Fall hinterherlaufen«, sagt Danny, der sich zu uns gestellt hat. »Lass ihn links liegen. Er muss auf dich zugehen. Sonst denkt er, er kann alles mit dir machen.«
Danny, du bist wirklich ein kluger Mann, denke ich, was
mich jedoch nicht davon abhält, mich verstohlen nach Sebastian umzusehen.
Er ist verschwunden.
Mein Herz zieht sich zu einer Eiskugel zusammen. »Vielleicht wäre es besser, wenn ich jetzt nach Hause gehe«, sage ich verunsichert.
Mouse und Danny sehen sich an. »Wir fahren dich«, beschließt Mouse.
»Lali?«, frage ich.
»Das ist vielleicht wirklich das Beste, Braddie«, stimmt sie zu. »Dein Tag war schon beschissen genug.«
»Falls Sebastian …«
»Keine Sorge. Um den kümmere ich mich«, sagt sie und rammt die Faust in die Hand.
Ich lasse mich von Mouse und Danny hinausbringen. Sebastians Corvette steht auf dem Parkplatz, genau dort, wo wir sie vor einer Stunde abgestellt haben, als wir noch halbwegs glücklich verliebt waren.
Wie ist das möglich? Wie kann eine drei Monate dauernde Beziehung in weniger als fünfzehn Minuten beendet sein? Aber manchmal verändert sich das Leben sogar innerhalb von Sekunden. Durch einen plötzlichen Autounfall. Oder dadurch, dass ein geliebter Mensch, der lange krank war, stirbt. Auch wenn es immer heißt, es sei besser, im Voraus zu wissen, dass jemand sterben wird, weil man dann Zeit hat, voneinander Abschied zu nehmen …
Ich lasse mich auf den Bordstein sinken und vergrabe das Gesicht zwischen meinen Knien.
»Carrie! Alles in Ordnung mit dir?«
Ich nicke unglücklich. »Vielleicht ist es doch keine so gute
Idee, einfach abzuhauen. Vielleicht sollte ich lieber bleiben und versuchen, mit ihm zu reden.«
Mouse und Danny tauschen wieder
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