The Clone Wars 04 - Im Verborgenen
leid, Anakin, aber...«
»Es tut mir leid, Obi-Wan«. Er legte seinen Unterarm auf die Beifahrertür des Gleiters, als sie aus der überfüllten Hauptverkehrsbahn auf eine andere Luftstraße abbogen, die vom hektischen Regierungsbezirk fort und in eines der exklusivsten Wohngebiete des ganzen Planeten hineinführte. Anakin kannte diese Gegend nur zu gut: Padmés Apartment befand sich nur einen Steinwurf von Bail Organas Wohnung entfernt. Säße er am Steuer, wären sie schon längst am Ziel. Aber Obi-Wan - so sehr er sich nun auch darüber echauffierte, dass sie zu spät kommen würden - wollte ihn nicht ans Steuer lassen.
Genau wie in den guten alten Tagen.
»Es ist ja nicht so, als ob ich mich verspäten wollte«, sagte er noch einmal, als der Tempel in der Ferne hinter ihnen verschwand. »Ich habe nur völlig die Zeit vergessen.«
Das brachte ihm einen eisigen Blick seines Freundes ein. »Diese Ausrede habe ich schon mehr als einmal gehört.«
Allerdings. In Ordnung ich sollte mich jetzt lieber um Schadensbegrenzung bemühen, anstatt ihn noch weiter zu ärgern. Ansonsten wird das ein äußerst ungemütlicher Abend. »Schon gut, schon gut. Ihr seid ungehalten. Das verstehe ich, und Ihr habt Grund dazu. Ich hätte es nicht vergessen dürfen.«
Obi-Wan warf ihm noch einen kurzen Blick zu, dann wechselte er auf die schmalere Luftstraße, die nur für Anwohner und Gäste bestimmt war. Die einzigen Gleiter, die nun noch um sie herumflogen, waren Luxusmodelle, die ihre Fahrer mit kaum hörbarem Brummen zu ihren nicht minder luxuriösen Eigenheimen brachten - und jeder von ihnen fuhr ein wenig schneller als Obi-Wan. »Pünktlichkeit war noch nie eine deiner Tugenden, Anakin. Aber ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt, was das Abendessen bei Bail betrifft.«
»Ja, ich weiß. Einige schlechte Angewohnheiten wird man eben schwerer los als andere. Ich weiß noch, meine Mutter...«
»Was?«, sagte Obi-Wan, und seine Stimme wurde mit einem Mal leise und weich.
Erinnerungen an seine Mutter waren immer gleichzeitig bitter und süß. Tief in der Erinnerung begraben ruhten die letzten Worte, die sie an ihn gerichtet hatte, und auf seiner Wange würde er immer ihre letzte Berührung spüren. Das Echo ihres Todes und ihrer Schmerzen verhallte nie ganz. Aber Gedanken an seine Kindheit auf Tatooine machten die Trauer erträglich. Wenn er seine Augen schloss, konnte er ihre Arme fest und warm um sich spüren. Er hatte gewusst, sie würde nie zulassen, dass ihm etwas zustieß.
Aber ich ließ zu, dass ihr etwas zustieß. Ich war nicht da, als sie mich am meisten brauchte...
Mit einer enormen Willensanstrengung lenkte er seine Gedanken von diesem düsteren Pfad zurück in die Gegenwart. Padmé hatte ganz recht: Es hatte keinen Sinn, immerzu nur zurückzublicken. Begangene Fehler ließen sich nicht mehr ungeschehen machen. Alles, was ihm jetzt noch zu tun blieb, war, einen Weg zu finden, mit diesen Fehlern zu leben. Aber selbst mit Padmé an seiner Seite war das eine gewaltige Herausforderung.
Manche Dinge kann man niemandem vergeben, auch sich selbst nicht. Es gibt Fehler, die darf man nicht vergessen. Ich habe mich ablenken lassen, mich nicht auf die Menschen konzentriert, die ich am meisten liebte. Ich...
»Anakin«, sagte Obi-Wan. Mitgefühl lag in seiner Stimme, aber auch eine unbehagliche Spannung, und so klang es mehr wie eine Frage als nach einer Aufforderung. Kenobi versuchte, seinen Verlust zu begreifen, aber er würde es nie wirklich verstehen. Wie könnte er auch?
»Meine Mutter wurde genauso wütend wie Ihr, wenn ich zu spät kam«, fuhr er nach diesem Augenblick gedankenverlorener Erinnerung fort. »Sie hat mich nie hart angefasst, aber ein oder zweimal kam sie bestimmt in Versuchung. Darum habe ich ihr auch Dreipeo gebaut - um mich zu entschuldigen, und damit er ihr bei den Hausarbeiten helfen konnte, wenn ich nicht da war.«
Obi-Wan lächelte. Jegliche Verstimmung ob Anakins Verspätung war aus seinem Gesicht gewichen. »Und wie oft bist du zu spät zum Essen gekommen, weil du an diesem Droiden gebastelt hast?«
»Zu oft.« Er erinnerte sich an die Ratlosigkeit seiner Mutter, die manchmal nicht wusste, ob sie wütend auf ihn sein sollte, weil er seine Pflichten und sie so vernachlässigte, oder ob sie stolz sein sollte auf seine technischen Fähigkeiten und die beeindruckenden Ergebnisse, die sie hervorbrachten. Er lachte kurz auf. »Sie sagte, selbst meine Bestimmung würde auf mich warten
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