The Clone Wars 04 - Im Verborgenen
recht leiden. Nala Shan und ihre Kollegen waren brillante Wissenschaftler und Ärzte mit fast schon unheimlichen Fähigkeiten, aber Ahsoka konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Anakin mehr für die Maschinen empfand, an denen er herumschraubte, als die Kaminoaner für die Klone, die sie erschufen und behandelten. Schon ein paarmal hatte sie gehört, wie Nala Rex, Coric und die anderen als Einheiten bezeichnete, wenn sie mit anderen Ärzten sprach und sich unbeobachtet fühlte. Einheiten ! Sie waren keine Einheiten, sie waren Männer - tapfere noch dazu. Männer, die für sie und jeden ihrer Brüder ohne Zögern ihr Leben opfern würden, und dafür bewunderte Ahsoka sie - ebenso wie Anakin und auch Meister Kenobi... nun, er hatte zumindest Respekt vor ihnen.
Aber die Kaminoaner? Weder Bewunderung noch Respekt. In ihnen spürte die junge Padawanschülerin nur Stolz auf ihre eigenen Fähigkeiten, ihre brillante Arbeit. Was sie interessierte, war nicht die Persönlichkeit der Klone, sondern nur, wie viel Schaden man ihnen zufügen konnte, ehe sie zusammenbrachen, und wie schnell ihr zerfetztes Fleisch und ihre gebrochenen Knochen wieder geheilt werden konnten. Sie betrachteten sie zu keiner Sekunde als Personen. Fühlten kein Mitleid für ihren Schmerz, ihre Trauer, ihre Verluste. Nein, in keinem der Ärzte hatte Ahsoka derartige Gefühle erkannt. Die Kaminoaner waren so schrecklich distanziert. Im Vergleich zu ihnen wirkten selbst Jedi wie Meister Yoda, Meister Windu oder Meister Kenobi wie gefühlsduselige, hysterische Kinder.
Ahsokas Verletzungen - die gebrochenen Rippen und die Verbrennungen und Schürfwunden - waren schnell verheilt, und die einzigen Narben, die sie hinterlassen hatten, existierten in ihrer Erinnerung. Die Kaminoaner hatten bei dieser Gelegenheit auch gleich noch die leichte Unregelmäßigkeit in ihrem Montral behoben, wofür sie zähneknirschende Dankbarkeit empfand. Aber sympathischer machte ihr das die langhalsigen Ärzte dennoch nicht. Bereits nach wenigen Tagen hatte sie ihr Bett verlassen dürfen, und nun konnte sie frei durch die ungemütlichen, weißen, sterilen Gänge und die hohen Säle der Einrichtung streifen - zumindest durch diejenigen, die frei zugänglich waren. Um sich die Stunden zu vertreiben und etwas zu tun, das ihr nicht wie völlige Zeitverschwendung erschien, hatte sie in einem abgelegenen, kaum benutzten Korridor begonnen, mit ihrem Lichtschwert zu üben.
Nur zu gerne hätte sie sich mit Anakin in Verbindung gesetzt, um ihm über den Zustand seiner Klontruppen Bericht zu erstatten. Doch das wollten die Kaminoaner ihr - warum auch immer - nicht erlauben. Ebenso wenig war es ihr gestattet, Captain Rex oder Sergeant Coric zu besuchen, solange sie sich noch in ihren Bacta-Tanks befanden, oder mit den anderen Mitgliedern der Torrent-Kompanie zu sprechen, die man hierhergebracht hatte. Einige von ihnen waren, allen Bemühungen der Ärzte zum Trotz, gestorben, und der Gedanke, dass sie nicht bei ihnen gewesen war, um ihnen ein paar letzte, tröstende Worte ins Ohr zu flüstern, machte Ahsoka wahnsinnig.
Es war einfach nicht fair .
Da das Medizentrum eine umgewandelte Raumstation war, verfügte es auch über eine Beobachtungsplattform - ganz oben an der Spitze des spindelförmigen Konstrukts. Von dort aus hatte man einen beeindruckenden Ausblick auf den Kaliida-Nebel. Ahsoka kam oft hierher, um sich - zumindest kurzzeitig - durch den farbenprächtigen Anblick von ihren düsteren Gedanken abzulenken.
Auch jetzt saß sie vor den großen Fenstern, als plötzlich Topuc Ti, Nala Shans Assistent, hinter ihr den Raum betrat. Es war noch zu früh für das Mittagessen - er war also nicht hier, um sie deswegen zu holen. Fragend wandte sie sich zu dem Kaminoaner um.
»Padawan Ahsoka, es ist Euch gestattet, eine Holo-Übertragung von Eurem Jedi-Meister zu empfangen«, sagte das ätherische Wesen, das im glühenden Schein des Nebels noch unwirklicher erschien. »Bitte folgt mir zum Kommunikationszentrum.«
Anakin! Sie erhob sich aus dem Schneidersitz und ihrer halbherzigen Meditation und versuchte, ihr wild pochendes Herz zu beruhigen. Gab es eine neue Mission für sie? Hatte der Krieg auf ein weiteres System übergegriffen? Würde sie Rex und Coric und die anderen hier allein zurück- und ihrem ungewissen Schicksal überlassen müssen? Das wollte sie nicht. Allein der Gedanke daran kam ihr schon wie Verrat vor - als würde sie die Klone im Stich lassen. Sie war keine
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