The Clone Wars 04 - Im Verborgenen
Eingang einer leeren Schlafkammer blieb er stehen, zögerte, rang einen Moment mit sich. Er musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren. Außerdem ging es ihr nicht gut. Sie hatte schon genug mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, musste sich nicht auch noch seine Sorgen aufbürden.
Aber es war schön gewesen, sie wiederzusehen.
Er schloss die Augen, streckte seine Sinne aus, glitt auf den Schwingen der Macht durch den kühlen Tempel, stellte eine vorsichtige Frage.
Taria?
Ja, da war sie. Nicht auf dieser Ebene, aber doch ganz in der Nähe. Ein Stockwerk unter ihm - dort, wo die Jedi, die dauerhaft oder zumindest länger als ein paar Wochen im Tempel lebten, ihre Unterkünfte hatten.
Taria?
Nichts. Und dann: ein Kräuseln in der Macht. Verwirrung, Erkenntnis, leise Freude - und eine eindeutige, wenngleich unausge-
sprochene Einladung.
Die Tür zu ihrer Kammer glitt auf, als Obi-Wan sich ihr näherte. Er trat ein und schloss sie hinter sich wieder, dann blickte er sich in dem kleinen Raum um, der sich warm und in gedämpftem Licht vor ihm erstreckte. Zwischen dem schmalen, schlichten Bett und einem schmucklosen Regal saß Taria gekleidet in eine strahlend blaue Robe im Schneidersitz auf ihrer Meditationsmatte. Das blaugrüne Haar wurde nun nicht mehr durch Zöpfe im Zaum gehalten und floss über Schultern und Rücken hinab. Ihre goldbraunen Augen leuchteten eine Spur zu hell.
»Taria«, sagte er, und Angst und Wut ließen sein Blut schneller durch die Adern strömen, »du hast dich heute während des Trainings übernommen. Ich habe ja gesagt, du sollst dich ein wenig zurücknehmen. Warum hörst du nur nie auf mich? Wenn dein Zustand sich wieder verschlechtert...«
Sie lachte. »Bin ich jetzt etwa dein Padawan?«
»Das ist nicht witzig«, erklärte er streng. »Manchmal wünschte ich, du wärst mein Padawan. Dann müsstest du auf mich hören.«
»Hat Anakin etwa immer auf dich gehört?«, fragte sie spöttisch. »Ich erinnere mich an ein paar anderslautende Geschichten.« Dann lenkte sie ein. »Sei nicht wütend, Obi-Wan!« Sie deutete auf das Bett. »Und steh da nicht so herum, nimm Platz!«
Er setzte sich auf die Kante der dünnen Matratze, und ihm wurde bewusst, dass sein Gesichtsausdruck in diesem Moment einem Schmollen gefährlich nahe kam. Taria streckte ihren Arm aus und presste ihm ihre kühle Hand auf die Stirn. »Du bist so traurig«, murmelte sie, »so müde, so erschöpft - bis ins Innerste. Dieser Krieg ...« Sie strich ihm mit gespreizten Fingern durchs Haar. »Und du musst schon wieder fort. Wohin diesmal?«
Sie hatte es also gespürt. Warum überrascht dich das? Du kennst sie doch. Er schloss die Augen. Wie merkwürdig es sich anfühlte, so zart, so liebevoll berührt zu werden. Sein Alltag wurde mittlerweile von Kämpfen und Gewalt beherrscht. Laut, blutig, voller Schmerz und Tod.
»Das darf ich nicht sagen«, flüsterte er. »Wenn ich es täte...«
»Nein, es ist schon in Ordnung. Wann brichst du auf?«
Ihre Hand strich weiter durch sein Haar. Ihre Berührung rief Erinnerungen in ihm wach - und Trauer. »Bald.«
»Wird Anakin dich begleiten?«
»Ja.«
»Und du hast Angst.«
Normalerweise hätte er es abgestritten. Aber Taria gegenüber war er schon immer ehrlich gewesen. »Ein wenig.«
Ihr Zimmer roch süß, ebenso wie sie. Ihre Hand legte sich schließlich auf seine Wange. Er genoss ihre Berührung, spürte, wie etwas in ihm sich löste - oder zerbrach.
»Du musst schlafen«, sagte sie. »Leg dich hin! Ich werde auf dich aufpassen und die bösen Träume fernhalten.«
Er öffnete die Augen. »Nein! Du bist krank. Ich kann nicht dein Bett in Beschlag nehmen.«
»Obi-Wan!« Ihre Lippen formten ein trockenes Lächeln. »Es ist ganz egal, in welchem Bett du heute Nacht liegst. Ich werde so oder so nicht schlafen.«
Sie war ihm gegenüber auch stets ehrlich, und so öffnete sie sich und ließ ihn die Krankheit spüren, die in ihr wieder stärker wurde. Dann nahm sie sein Gesicht in ihre Hände, legte die Spitzen ihrer Ringfinger auf seine geschlossenen Lider, um die Tränen darunter einzusperren.
»Es ist nicht deine Schuld. Du konntest nichts dafür. Schlaf jetzt!«
Er zog seine Stiefel aus und legte sich erschöpft auf ihr Bett. Taria schob ihre Meditationsmatte näher heran und setzte sich neben ihn. Er hörte ihren sanften Atem, und dann begann sie, leise zu singen, bis er schließlich einschlief.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, war er allein.
Zehn
Bail
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