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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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Scheiße.
    – SO WAS SAGT MAN NICHT, Lonyl. Dann tu deine Sachen ins Regal und geh raus und zieh dich an. Ich habe von deinem Verhalten jetzt GENUG!

    Lonyl schiebt seine Sachen so rabiat zusammen, dass er von der Fibel, die er in der ersten Stunde bekommen hat, fast den Einband abreißt. Mit beiden Armen greift er den losen Haufen Bücher und Hefte, presst ihn sich an die Brust, aber alles rutscht auseinander, und bei seinem halbherzigen Versuch, es festzuhalten, reißt er den Einband der Fibel vollends ab. Lonyl steht da, den Einband in der Hand, alles andere purzelt auf den Boden, genau dahin, wo er in der letzten Pause einen Viertelliter Schulmilch vergossen und sich geweigert hat, es aufzuwischen. »Dann musst du eben in deinem eigenen Dreck sitzen«, hat die Vertretungslehrerin gesagt und ein »Ja« als Antwort bekommen. Jetzt liegen drei Bücher da und saugen sich voll Milch. Die Vertretungslehrerin reibt sich mit zitternder Hand die Stirn. Ihre von zahllosen verbitterten Falten gefurchten Lippen öffnen sich rhythmisch und legen die kampfergelben Zähne frei, sie sieht aus, als müsste sie ihr eigenes Erbrochenes essen. Sie sagt nichts. Da die Rubrik »Verhalten« im Klassenbuch hinter Lonyls Namen bereits mit Bemerkungen mehr als voll ist, schreibt sie ZERSTÖRUNG VON SCHULBÜCHERN auf einen gelben POST-IT-Zettel und klebt ihn an den rechten Rand des Klassenbuchs. Lonyl hebt (unaufgefordert) die Bücher auf und schüttelt sie dergestalt, dass er Pauline (die bis weit in ihr Studium hinein an dem Spitznamen Pauline-Pupsine zu tragen haben wird) mit hunderten Tröpfchen saurer Milch besprenkelt. Pauline-Pupsine kreischt BÄÄÄH!; die Vertretungslehrerin holt zum letzten Mal für heute zischend und bebend Luft: LONYL!, jault sie. Lonyl schüttelt seine Bücher noch ein bisschen, als hätte er nichts gehört, dann legt oder besser gesagt knüllt er sie in ein Regalfach rechts an der Wand. Ein bisschen Milch rinnt in das Fach darunter, es gehört Tony, dem eine lange Karriere als heroinsüchtiger krimineller Jugendlicher bevorsteht.

    Ordentlich angezogen sswisch-sswischt Lonyl über den Schulhof auf die Sommergate hinaus. Gestern Abend hat er ein paar Münzen vom Fernsehtisch stibitzt und kann sich noch einen Abstecher in Ngyuens Lädchen an der Ecke Sommergate/Tobias Schmidtsvei leisten (Obst, Gemüse, Pornos, Tabak). Dort ersteht er eine 1,5-Liter-Flasche XTREME ENERGY (isotonisches Sportlergetränk, wirkt Ermüdungszuständen entgegen) und schüttet auf dem restlichen Weg zu PapaHans und Sonja 4/5 davon in sich hinein.

    Genau eine Stunde, nachdem Lonyl den Klassenraum verlassen hat, erleidet die Vertretungslehrerin drüben im Lehrerzimmer der B-Schule einen akuten Anfall von plötzlichem Tunnelblick. Sie leidet Todesängste. Alle möglichen Schreckensbilder von Hirnschwellung, geplatzten Adern und entzündeten Netzhäuten flimmern vor ihren (halbblinden) Augen. Ihre Kollegen eilen hinzu. Sie schluchzt und schreit, presst sich die Hände vor die Augen und rutscht vom Stuhl, bis sie auf dem gallegrünen Linoleum kniet. Das Kollegium bemüht sich, ihr zu entlocken, was ihr fehlt; mit kreischender, in den Ohren schmerzender Stimme kann sie nur noch herauspressen: »ÄÄÄÄOOOOHH … AOOO HH … Loonyyl … LOOONYYYYL … AAAAOOO OHHH!«

WIEDER BEI SIMPEL
    Tiptop schlurft ins Wohnzimmer zurück und setzt sich aufs Ecksofa. Drinnen auf dem Klo brabbelt Simpel weiter. Die Uhr geht auf halb eins. Tiptop kratzt sich im Schritt. Die letzte Rundumrasur ist knapp eine Woche her. Seine Schambehaarung sagt Bescheid, dass es wieder mal so weit wäre. Da kennt Tiptop sich aus. Er fasst sich in die Unterhose und versucht, die Einzelteile auseinander zu halten, Schwanz, Sack, Beine und möglichst auch die Pobacken. Viel hilft das nicht. Der Juckreiz ist hartnäckig. Als Fachmann weiß Tiptop nur zu gut, dass es den Haarwuchs bei null zu halten gilt, damit er nicht steif und breitbeinig herumlaufen muss (eine wenig effektive Technik, um zu verhindern, dass die Pobacken oder Skrotum und Beine etc. aneinander schaben). Maximal zwei Tage dürfen bis zu einer erneuten Rasur vergehen. Doch seit der Aufnahme des COCKA-HOLA-Finales hat er zu viel anderes im Kopf gehabt und die tägliche oder zweitägliche Rasur versäumt. Eine Penis-Skrotum-Anus-Rundumrasur ist eine recht aufwendige Prozedur. Falls er ohne Hilfe zurecht kommen muss, und als männlicher Schauspieler bekommt er keine, muss er sich mit dem Rasierschüsselchen

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