Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
Vom Netzwerk:
Saftladen bringe, verlass dich drauf! Von wegen in einer Stunde! Ihr lügt, jawoll, das tut ihr! Ihr seid gottverdammte Lügner!

    Jetzt hat der Mann hinterm Tresen, ganz offensichtlich ein junger, willensstarker Kunstfotograf, von Simpels Gejammer den Kanal voll und haut ihm einen Spruch um die Ohren, den er für den Gipfel der psychologischen Rhetorik hält:

    – Wer schreit, zeigt damit, dass er der Situation verbal nicht gewachsen ist, das weißt du ja wohl.

    – HÄ! WASSAGSTDUDA? HÄ? DU HAST WOHL ZU VIEL KUNDSCHAFT ODER WAS? ICH WERD DIR WAS ZEIGEN VON WEGEN VERBAL NICHT GEWACHSEN, DAS KANNST DU DIR IN DEINE VERKACKTE ARSCHFOTZE SCHIEBEN, UND ZWAR BIS ZUM ANSCHLAG! SECHZIG MINUTEN SIND IMMER NOCH SECHZIG MINUTEN, VON WEGEN NICHT GEWACHSEN! PASS BLOSS AUF, SONST STECK ICH DIR DIE FOTOS SO TIEF IN DEINEN ARSCH, DASS DU SIE NICHT MEHR RAUSKRIEGST, UND WENN DU FÜNFHUNDERT SÜD-AFRIKANISCHE GRUBENARBEITERNIGGERHOMOS HOLST! DU VERFICKTES SCHEISSARSCHLOCH VON EINEM …

    Ungefähr bis dahin sind die Dinge gediehen, als Tiptop und Casco in den Laden kommen. Sie bleiben in der Tür stehen und lauschen dem Rest von Simpels verbalem Nichtgewachsensein. Während er noch zetert, kommt eine Frau von hinten mit seinen Fotos aus dem Labor. Sie zögert kurz, denn es ist nicht gerade verlockend, jetzt in seine Nähe zu kommen, aber sie nimmt ihren Mut zusammen und legt den Umschlag vor ihm auf den Tresen. Simpel verstummt, als hätte man einen Wasserhahn zugedreht. Er zahlt und wendet sich Casco und Tiptop zu.

    – Na, da sind ja meine beiden Vögelvögel!
    – Hallo, sagen Tiptop und Casco halb synchron.
    – Jetzt werd ich euch mal was Supermäßiges zeigen. Scheiße, was ich mich freue! Simpel wedelt mit dem Umschlag. Tiptop und Casco folgen ihm über die Straße ins ANKER CAFÉ, wo der Kaffee bekanntermaßen so übel ist, dass man ab der zweiten Tasse schwere Verätzungen der Magenschleimhaut riskiert. Simpel entscheidet sich für einen Rauchertisch am Fenster. Alle drei stecken sich eine an. Zwischen den mittelalten Gästen im ANKER läuft stets ein nicht offen erklärter Wettkampf ab, wer am scheußlichsten hustet. Simpel schaut begeistert von Tiptop zu Casco und von Casco zu Tiptop, während er den Umschlag öffnet und 24 mit Blitz aufgenommene Bilder von Monica B. Lexows blassem Speckbauch mit der Tätowierung Fasci NATION herauszieht. Ganz schön snuffmäßig.
    – Na, wie findet ihr das? Simpel grinst breit. – Das hier ist der Bauch von der Frau von Berlitz, dem Arsch von Kinderpsychiater, der Lonyl in der Schule immer so quält. Na? Wie findet ihr das? Hä? Außerdem ist sie eine Scheißtextildesignerin! Zwei Fliegen mit einer Klappe, was? Hä? Was sagt ihr dazu?

    Tiptop und Casco nicken und lächeln.

    – Wann hast du das gemacht?, erkundigt sich Tiptop.
    – Heute Nacht.
    – Okay. Ist das ein Tattoo …?
    – Klar ist das ein Tattoo! Mit Profigerät hergestellt. So leicht kriegt die das nicht mehr weg, das könnt ihr mir glauben. He-he-he. Simpel ergötzt Tiptop und Casco mit einer Schilderung des gestrigen Abends. Irgendwann sagt er, er will sich ja nicht beklagen, aber es ist schon schade, dass Berlitz’ Frau keine professionelle Objektdesignerin ist. Textildesign ist noch relativ harmlos, meint Simpel, wenn auch schon grenzenlos ärgerlich, aber Objektdesign, das ist etwas, das mit allen Mitteln bekämpft gehört. Tiptop und Casco lauschen höflich; sie haben das Kommende schon dutzende Male gehört. Interessant ist es trotzdem, denn es wird jedes Mal giftiger. Heute geht es so:
    – … eine Sache ist dieses demokratisierte Haushaltsdesign, das ist ja schon schlimm genug, es ist eine Riesengefahr, dass die Leute so einen scheißguten Geschmack anerzogen bekommen sollen, bis sie zu Monstern werden, die sich dank dem ganzen abgekupferten Design angeblich eine Identität zulegen können, Hauptsache, die ist widerlich genug, aber es ist viel schlimmer, die bescheuerten Designer sind jetzt zu sowas wie Volkspädagogen aufgestiegen, sie reden über Moral und Liebe und Menschlichkeit, weiß der Teufel über was für Zeugs noch, und das führt zu was noch viel Schlimmerem, nämlich dass diese angeblich so progressiven Säcke behaupten, das Design hätte seine Funktion überlebt, es hätte seine Rolle fertig gespielt, und jetzt interessieren sie sich für Nicht-Objekte, hat man so was schon mal gehört? Wie bitte? NICHT-OBJEKTE? Zum Kotzen! Jetzt haben die Designer angeblich auf einmal eine Mission, ja, jetzt

Weitere Kostenlose Bücher