The Cocka Hola Company: Roman
sagt: »Ach, du hass überlebet, Tiptop! Hahaha! Also ik wär da nik reinegegangen, nikt mal für eine Müllion! Hahaha!« Glucksend nickt er Simpel und Casco zu und ergänzt: »Erste Weltökrieg mit Gasangeriffe ist Kinderspül gewesen gäggen Situatiun, wo Tiptop gerade erlept hat auf Toalättä, HAHAHA!« »Lass gut sein, Fazil«, antwortet Tiptop sauer und setzt sich. Er kriegt nichts runter, und den Börek auf dem Tisch kann er schon gar nicht mehr anschauen.
Gegen vier Uhr steht Casco bei Eisenmann in der Tür. Eisenmann ist zu Hause, er wundert sich ein bisschen, dass er Besuch kriegt, das passiert nicht oft, schon gar nicht von DESIREVOLUTION-Leuten. Er lässt Casco in sein Höllenchaos, ihm ist klar, dass es um einen Gefallen geht.
– Jau, ich hab ein bisschen was hier, antwortet Eisenman auf Cascos Koks-Anfrage.
– Cool, schön … ich geh morgen mit Simpel zu Lonyls Schul-Adventsfeier, und ich glaub, ohne ein bisschen Dröhnung steh ich das nicht durch …, sagt Casco.
– Ich find’s unglaublich, dass du für den Typ auch nur den kleinen Finger rührst, ohne dich dafür bezahlen zu lassen. Wirklich, unglaublich, sagt Eisenmann. –Einmal hat er mich sozusagen gezwungen, zu so einer Elternsprechstunde mitzukommen, ich und Lonyl und Simpel und Lonyls Lehrerin … wie hieß die noch? Na, weiß der Teufel … aber das hab ich mir verdammt nochmal bezahlen lassen. So was mach ich nicht gratis, wo kommen wir sonst hin? Dass du das umsonst machst, ich fasse es nicht!
– Nein, ich weiß auch nicht. Ich kann Simpel gut leiden. Das ist alles. Du brauchst aber auch nicht ewig sauer zu sein nur wegen dem Infomeeting letzte Woche.
– »Nur«? Die hätten mich um ein Haar umgebracht! Dieser ganze hausgemachte Konzern ist ja gut und schön, aber ich setz für den Laden doch nicht mein Leben aufs Spiel. Wir führen hier auch keinen Guerillakrieg, wie Simpel sich das einbildet. Und das war verdammt nicht das erste Mal, dass Simpel mich fertig macht, jedes Mal, wenn ich was für ihn tue, gibt es Mordsstress. Glaub mir, der macht mich so was von fertig.
Eisenmann ist 29 Jahre alt. Casco bewundert seinen Körper. Es geht ihm nicht in den Kopf, dass man so aussehen kann, ohne regelmäßig zu trainieren. Sein eigener Körper kann sich zwar ebenfalls sehen lassen, aber er geht auch alle zwei, drei Tage ins Sportstudio. Eisenmann macht nichts, er raucht und besorgt alles Mögliche für DESIREVOLUTION. Sonst sitzt er meistens zu Hause in seinem Chaos. Casco hat eigentlich keine Ahnung, was Eisenmann treibt, wenn er nicht arbeitet. Er schaut sich in der Wohnung um und denkt, Eisenmann ist wohl ein Sammler oder so was.
– Eisenmann!
– Ja? Eisenmann stöbert im Schlafzimmer nach Cascos Koks.
– Was ist das hier für ein Zeug?
– Was für’n Zeug?
– Hier in deiner Wohnung.
– Mist.
– Mist?
– Aller möglicher Mist. Was sich so ansammelt eben.
Eisenmann kommt aus dem Schlafzimmer, ein relativ großes Tütchen Koks in der Hand. Er schüttet ein bisschen auf die Tischkante – das einzige saubere Fleckchen in der ganzen Wohnung – und fängt an zu hacken und zu portionieren. Casco schaut ihn an.
– Scheißviel Zeugs, was?
– Nicht unbedingt mehr als bei anderen.
– Ich hab zu Hause nicht so viel Mist.
– Nein, aber du hast ja auch keine Interessen. Kein Wunder. Wenn du glücklich bist, dann brauchst du keinen Mist zu sammeln, du brauchst keine Interessen zu haben, wenn du glücklich bist. Deine einzige Sorge ist, wann du das nächste Mal ficken sollst, Casco, und nach meiner Definition ist das Glück. Du hast keinen Grund, irgendwelchen Mist zu sammeln. Wahrscheinlich findest du das sogar eklig. Warum solltest du dich auch mit Mist umgeben, was?
– Weiß der Teufel. Mach ich ja auch nicht.
– Eben. Tiptop genauso. Und Motha. Motha braucht ein bisschen Zeug für ihren Kleinen, aber sonst ist in der Wohnung nur Simpels Mist, Zeitungen und so. Oder Speedo. Der ist vollauf zufrieden mit seinem Dasein als Alki. Scheiß glücklich. Vollkommen. Der braucht nichts, darum hat er auch keinen Mist in seiner Wohnung.
– Aha. Ja, hm, so hab ich das noch nie gesehen …
– Nein. Warum solltest du auch über so was nachdenken. Wäre für dich nur vergeudete Zeit. Das ist dein Vorteil.
– Nein … Ja …, sagt Casco und möchte jetzt gern schnell gehen, aber Eisenmann redet weiter.
– Zum ersten Mal ist mir das klar geworden, als ich mal im Bus saß, ist ein paar Jahre her. Neben mir saßen
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