The Cocka Hola Company: Roman
ein paar Mädchen, die kamen gerade von IKEA und hatten alles mögliche Zeug gekauft, riesige IKEA-Taschen voll. Ganz normale Mädchen, so zwanzig, fünfundzwanzig, es war am späten Nachmittag, und ich hab gar nicht unbedingt zugehört, bis die eine sagt, sie können ja noch da und dahin gehen und das und das tun, wenn sie den Mist zu Hause abgestellt haben. Genau das hat die eine gesagt. Da war mir alles klar. Wenn eine Fünfundzwanzigjährige in aller Öffentlichkeit frisch von der Leber weg erklärt, dass das, was sie gerade eben gekauft hat, Mist ist, dann ist die Frage klar. Alle sammeln Mist, in größerem oder kleinerem Maß. Um einen herum sammelt sich Zeugs an. Obdachlose, die keinen Ort haben, wo sie ihren Mist hinstellen können, die schleppen ihn durch die Gegend. Wohnungen dienen im Grunde genommen nur als Lagerplatz für den ganzen Mist. Fertig. Eigentlich nicht weiter schlimm. Alle schaffen sich allen möglichen Mist an. Und ich schaffe mir viel Mist an. Wieviel Koks willst du?
– Nicht viel … ja, so, genügt schon.
– Hast du sonst noch was von unserer Truppe gehört?
– Ja, ich war eben mit Tiptop und Simpel unterwegs. Simpel hat uns ein paar Fotos von der Aktion gezeigt, die er … ja, gestern durchgeführt hat.
– Aha. Hier bitte, Casco, geht aufs Haus.
– Lass mal, Eisenmann, ich bezahl dir das.
– Vergiss es. Die nächste Runde übernimmst wieder du.
– Hast du vielleicht Lust, bei den EUFORIUM-Nummern mitzumachen, wenn Motha und Tiptop und ich losziehen? Tiptop und ich haben schon drüber gesprochen, dass wir dich fragen wollen. Zuletzt waren wir am Wochenende unterwegs. War ganz okay.
– Hm. Kann ich mal drüber nachdenken. Vielleicht schon, gut möglich. Ruft mal an, wenn’s so weit ist.
BRIEF VON RITMEESTER AN PAPAHANS, DIENSTAG, 15. DEZEMBER
Samstag, 12. Dezember
Lieber Hans Foster,
hier ein paar Gedanken zu einer Neuerung innerhalb der DESIREVOLUTION -Produktskala. Anders gesagt, ich wollte dir von ein ein paar neuen Ideen erzählen, und falls du sie interessant findest, kannst du sie R-Peter weitererzählen.
Sie sind mittelbar ein Resultat des überraschend komischen Regelverstoßes, den Tiptop Diamond und dein Sohn Casco bei den Dreharbeiten zu THE COCKA HOLA COMPANY begangen haben.
Dieser Regelverstoß hat zunächst zu einem Zusatzparagraphen geführt, mit dem ihr euch wohl beim Infomeeting beschäftigt habt. Dann hat er mich auf die Idee einer pornografischen »Slam-Session« gebracht, in etwa vergleichbar den Schnipseln mit verunglückten Aufnahmen, wie sie manchmal in Hollywood-Filmen oder in »The Making of«-Filmen gezeigt werden.
Meine Idee sieht folgendermaßen aus: Nach Überkonsum von konventioneller Pornografie bleibt der Betrachter oftmals mit einer allzu großen Distanz zur Fiktion zurück. Man sollte einmal eine Kompilation missglückter Takes zusammenstellen – Penisse, die rausrutschen, Schließmuskel, die nicht weit genug aufgehen, danebengegangene Cumshots, Spontanübertretungen von Regeln (s. THE COCKA HOLA COMPANY ), instabile Erektionen, Oralverkehr mit vermasselter Technik usw.-, das könnte die Distanz, die die glatte Fiktion errichtet, vermindern. Ein solcher Realismus wäre eine Erholung für den seriösen Pornokonsumenten, ebenso erfrischend wie eine halbe Stunde Real-TV nach einer Überdosis Spielfilmen und wirklichkeitsfremden Serien.
Zunächst könnte so ein Projekt kontraproduktiv erscheinen, aber erstens gibt es einen relativ großen Markt für Laienfilme von geringer Qualität, wohl eben dank deren Mängel und Unzulänglichkeiten, und zweitens geht eine der beiden Haupttendenzen in der zeitgenössischen Pornografie Richtung Videodokumentation mit Handkamera und einem großen Anteil von improvisationsbegabten Schauspielern. Mein Vorschlag würde also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Für zwei solcher Kompilationen kann ich bereits Titel vorschlagen, die unseren besten Darstellern gewidmet sind, nämlich CASCO FIASCO und TIPTOP NONSTOP . Klingt nicht schlecht, oder?
Sprich mit R-Peter und höre, was er davon hält. Nach euren jüngsten Produktionen könnte ich mir vorstellen, dass ihr progressiv genug seid, um euch für so etwas zu begeistern. Schreib mir, wenn du dir eine Meinung gebildet hast.
Ritmeester
BEI CASCO
Als Casco gegen Abend nach Hause kommt, ruft kurz darauf Simpel an. Er will Treffpunkt und Zeit für morgen verabreden. Offenbar glaubt er noch immer nicht an Cascos Zusage, ihn zur Adventsfeier zu
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