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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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geht. Casco fragt, warum sie dann überhaupt zu der Feier gehen – wenn, dann doch wohl nur um Lonyls willen, oder?

    – Nein, um des bekackten Scheißprinzips willen, ich dachte, das weißt du.

    Casco erkennt, dass er das Thema besser lässt, es sei denn, er will sich explosiven Ausschüttungen von Geifer und Galle aussetzen, und das will er natürlich nicht, weder jetzt noch sonst. Besser, er lässt unnötige Fragen sein. Wenn er genug Koks intus hat, sieht er auch gern über ein paar Details hinweg. Solange Simpel nicht die Gesprächsführung übernimmt, sitzen sie stumm da, aber Simpel hat noch den Wutausbruch von vorhin zu verdauen; möglicherweise hält er bewusst den Mund, bis das Xanax wirkt und den in ihm herrschenden Aufruhr von Wut und Ruhelosigkeit dämpft. Nach gut zehn Minuten, in denen nichts zu hören ist außer Zeitungsgeraschel (nicht etwa vom Umblättern, nur von kleinen Bewegungen), holt Simpel Luft und fragt Casco, ob PapaHans ihm gegenüber das neue Videokonzept erwähnt hat; er für sein Teil findet, das klingt gar nicht schlecht. Wieder sagt Casco wahrheitsgemäß, von ihm aus können sie mit dem Videomaterial machen, was sie wollen, Hauptsache, für ihn kommt was dabei rum. Motha hat offenbar noch nichts von dem Plan gehört, sie legt die Zeitung hin und fragt, worum es geht. Casco erklärt es kurz, und Motha fragt Simpel, warum er ihr nichts davon erzählt hat. Simpel meint, er hätte gedacht, das interessiert sie nicht, aber er weiß, das ist eine fadenscheinige Entschuldigung.
    Gegen halb fünf steht Simpel auf und sagt, sie müssen. Casco verfolgt, wie Simpel ein paar Runden im Zimmer dreht, bevor er angestrengt väterlich-freundlich sagt: »Komm, Lonyl, zieh dich an, jetzt gehen wir zur Adventsfeier.« Fünfmal muss er das sagen, bis Lonyl mit einem »Nein« reagiert. »Doch, wir gehen, komm«, sagt Simpel. »Nein«, wiederholt Lonyl. »Doch, wir gehen, komm jetzt!«, sagt Simpel nochmal, und so weiter, bis Simpel laut wird und Motha endlich ihre ewige Zeitung hinlegt und ins Wohnzimmer geht, wo sie Lonyl zum Aufstehen bringt und es irgendwie schafft, ihm was anzuziehen. Casco steht nun auch auf und bindet sich bei der Wohnungstür die Schuhe zu. Während er seine Allwetterjacke anzieht, bittet Simpel Motha, sie runterzubegleiten. »Du musst dabeibleiben, bis er auf der Straße ist, sonst kann ich das gleich vergessen«, jammert er. Lonyl versucht noch dreimal, in Mothas und Simpels Zimmer zu entkommen, beim letzten Mal klammert er sich an einem Bettpfosten fest. Motha lockt und bearbeitet ihren Sohn, Simpel steht da, abwechselnd leise fluchend und Casco hilflos anschauend. »Wenn dieser Abend ohne Stress vergeht, dann klettere ich auf meinen Schreibtisch und hänge ein Kreuz unter die Decke, das schwöre ich«, murmelt er. Casco nickt. Er fühlt sich jeder Situation gewachsen, obwohl er weiß, dass das nur dank der wirksamen Chemie so ist, die er wiederum Eisenmann zu verdanken hat. Casco bietet Simpel einen Kaugummi an, Simpel will ihn nicht; Casco kaut allein, unnatürlich hektisch. Simpel starrt auf Cascos hart arbeitende Kiefer, Casco starrt zurück. Keiner von beiden spricht.

    Auf dem Weg in die President Harbitzgate muss Simpel tatsächlich nur viermal mit Lonyl schimpfen. Einmal will der Junge einen Hundehaufen mitnehmen (»Nein, igitt, Lonyl, das ist doch Scheiße! Lass das liegen! Das ist Hundekacke!«), einmal verschwindet er in einem Kiosk (»Verflucht nochmal, Lonyl, du kannst bei der Feier so viel Limo trinken, bis du kotzt!«), einmal legt er sich hin und stellt sich tot (»Komm schon, Lonyl, wir haben keine Scheißzeit für so Quatsch, mit dem billigen Trick legst du mich schon lange nicht mehr rein!«), und einmal dreht er sich einfach um und marschiert ab in Richtung Heimat (»LONYL! KOMM SOFORT HER! ICH HAU ONKEL CASCO EINE RUNTER, WENN DU DICH NICHT BENIMMST!«). Da rennt Lonyl schnell zurück, um zu sehen, ob sein Vater Casco eine semmelt, aber nein.
    Oberflächlich gesehen ist an dem Kleeblatt, das jetzt die President Harbitzgate runterkommt, nichts Ungewöhnliches. Lonyl scheint gesund, solange man ihn nicht anspricht, Simpel wirkt ganz harmlos mit seiner Allwetterjacke und den Seglerschuhen, und Casco sieht aus wie jeder x-beliebige wohlgekleidete, wohlgepflegte und wohltrainierte Dreißigjährige.
    Sie brauchen noch gut fünf Minuten, bis sie bei Nr. 16 sind, die sich natürlich als das prächtigste Haus der ganzen Straße erweist. Das hier ist kein

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