The Cocka Hola Company: Roman
Einwandererwohnblock mit 1700 Winzbehausungen, nee. Pauline-Pupsine öffnet, als sie klingeln. Als Lonyl sie sieht, will er fliehen, aber Simpel hält ihn am Kragen fest und zischt, er soll cool bleiben, drinnen gibt es Riesenmengen Limo. Pauline-Pupsine begrüßt sie wie eine brave kleine Erwachsene, was Simpel in jeder anderen Situation zum Ausrasten bringen würde, aber jetzt fühlt er sich genötigt zu erklären, dass sie zur Adventsfeier kommen – als hätte Pauline-Pupsine das sonst im Leben nicht erraten. Casco ist der einzig Unbefangene. Als die Kleine sagt: »Bitte, kommt rein, ihr könnt die Schuhe im Flur ausziehen«, ist er als Erster drin, hat im Handumdrehen die Schuhe aus und steht im Wohnzimmer, wo er mit der attraktivsten anwesenden Mutter plaudert, bevor Simpel Lonyl die Jacke ausgezogen hat. »Schleimer«, denkt Simpel, während er versucht, den Tisch mit den Getränken ausfindig zu machen; das ist im Moment die einzige Waffe, die ihm einfällt, um Lonyl ruhigzustellen.
Das Haus ist auch drinnen schnieke wie sonst was, die Eltern ebenfalls. Von ihnen dreien sieht Casco am anständigsten aus. Simpels Sachen sind zwar so weit in Ordnung, er ist nur nicht wirklich gepflegt , auf jene Weise, die früher einmal der Oberklasse vorbehalten war, heute aber für alle Welt gilt. Simpel macht sonst immer ätzende Bemerkungen darüber, dass die Leute so wahnsinnig viel Aufmerksamkeit auf ihr Aussehen verwenden, jetzt muss er dafür bezahlen. Er vergisst allzu leicht, dass sein Ordnungs- und Sauberkeitsstandard mit dem anderer Leute nicht kompatibel ist, und bereut, dass er sich nicht wenigstens geduscht und frische Sachen angezogen hat; nicht dass er dreckig wäre oder so, nur erscheinen die Unterschiede in einer solchen Umgebung wie mit dem Vergrößerungsglas verstärkt. Seit Tagen bereitet er sich gedanklich auf diese Feier vor, aber auf die Idee, sich was Frisches anzuziehen, ist er nicht gekommen.
Hocherfreut stellt er immerhin fest, dass Motha – wann eigentlich? – Lonyl saubere Sachen angezogen hat. Er sieht fast aus wie die anderen Kinder, abgesehen von dem bekannten Unterschied. Bei den Getränken muss er Lonyl eine Eineinhalbliterflasche entwinden, die der Junge sich schon an den Hals gesetzt hat; er zischt ihm zu, dass normale Leute aus Gläsern trinken, nicht aus der Flasche wie die Wilden. Den restlichen Abend über benimmt Lonyl sich zu aller Überraschung unauffällig. Was man nicht von jedem behaupten kann.
DIE ADVENTSFEIER
Grob gesehen lässt sich der Abend in zwei Abschnitte unterteilen: Erst Simpels Gespräch mit Paulines Vater, anders gesagt die Zeit vor Cascos Fehltritt. Dann Cascos Fehltritt und die Zeit danach.
Als Erstes heißt Pauline-Pupsines Mutter, die Gastgeberin, alle herzlich willkommen. Die Kinder sitzen mit einem Riesentopf Würstchen im Wohnraum, die Eltern im Esszimmer um einen langen Tisch. Simpel kommt neben dem Gastgeber, Pauline-Pupsines Vater, zu sitzen. Casco ergattert einen Platz neben Sultans Mutter, mit der er bis eben gesprochen hat. Ihr Mann sitzt auf ihrer anderen Seite, ein großer, dicker, nicht unbedingt freundlich dreinblickender Araber. In einer paranoiden Anwandlung späht Simpel in die Runde, ob irgendwer Casco wiedererkennt, aber nein, der Bart scheint als Tarnung zu funktionieren. Er ist nicht besonders lang, dieser Bart, aber Casco sieht durch ihn beträchtlich älter aus als in dem Film, den es letztes Jahr bei der Adventsfeier zu sehen gab.
Dann steht der Vertreter der Vertretungslehrerin auf, ein lebhafter und offenkundig relativ intelligenter junger Mann, und äußert pflichtschuldigst einige Worte darüber, dass dieser Advent keine ganz ungetrübte Freudenzeit war, wenn man Cathrine Færøys Verschwinden und den Zusammenbruch der Vertretungslehrerin bedenkt, aber er findet, dass das eine fabelhafte Klasse ist, dass alle, die da sind, wirklich tolle Kinder haben, auf die sie stolz sein können, und dass er persönlich alles, alles tun wird, um die Klasse wieder auf Vordermann zu bringen. »Ich gehe nicht in die Sommerferien, bevor ich es nicht schriftlich habe, dass jedes dieser Kinder gern zur Schule gegangen ist«, verspricht er. »Na, da kannst du lange warten«, denkt Simpel; er sieht, wie Casco sich auf der anderen Seite des Tischs mühsam das Lachen verkneift. Pauline-Pupsines Vater zu seiner Rechten fängt laut an zu klatschen.
– Der Junge wird’s schon machen. Guter Mann!
Er nickt Simpel einverständnisheischend zu. Die
Weitere Kostenlose Bücher