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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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Tischgesellschaft klatscht mit. Der Lehrer nimmt Platz. Simpel hat den Eindruck, sein Tischnachbar ist gar nicht so übel. »Sicher Medienbranche«, rät er.
    Als er den Medienmenschen gerade ansprechen möchte, ereignet sich eine kleine Episode, die darauf hindeutet, dass Simpel – gegen alle Erwartung – wieder Oberwasser bekommt. Zu seiner Linken sitzt eine der Klassenmütter, deren so eineinhalbjähriger Jüngster hinter den Gästen herumtapst. Auf einmal zieht der Kleine Simpel am Hosenbein und sagt »dol-dol … dol-dol …« Die Mutter lacht Simpel freundlich ins Gesicht. Sie hebt den Kleinen hoch und zwitschert irgendwas in Kleinkinderkauderwelsch. Dann sagt sie zu Simpel:

    – Hehe … ja, du musst entschuldigen, aber wir haben heute Bohrer gesehen … in einem Schaufenster, und jetzt ist er völlig hin und weg von denen, weißt du … dol-dol heißt bohr-bohr … hehe … das sagt er jetzt zu jedem, absolut zu jedem … dol-dol … dol-dol …

    Simpelseits null Reaktion.

    – … und weißt du, wie er zu Traktor sagt? Das ist ja so komisch! Er wird jetzt wirklich zu komisch. Hast du selber kleine Kinder? Also zu Traktor sagt er …

    Simpel unterbricht sie:

    – Weißt du, ich will ja kein Spielverderber sein, aber überleg doch mal, jedes einzelne der 20 Milliarden verfluchten Kleinkinder, die es in der Menschheitsgeschichte gegeben hat, hat haar-ge-nau denselben Mist gebrabbelt wie dein Kleiner da, und da ist es mir vielleicht ziemlich egal, dass er dem Muster folgt …?

    Die Frau verstummt, und Simpel dreht sich wieder zum Tisch. Rechts neben ihm bewegt sich Pauline-Pupsines Vater, als wollte er auf sich aufmerksam machen. Simpel fragt sich, ob er den kleinen Wortwechsel mit angehört hat. Dann hört er zu seiner Linken ein Räuspern, offenbar hat die Mutter nachgedacht und will was loswerden. Sie räuspert sich noch einmal, unvorsichtigerweise dreht Simpel sich zu ihr um, sie sagt:

    – Ich hab da mal was in einem Buch gelesen, ich weiß gar nicht mehr, wie das geheißen hat … aber da könntest du mal drüber nachdenken … und zwar hat da »Was ist das …« … nein … Da hat gestanden »Was ist an dir, das ein völlig Unbekannter nach drei Minuten begriffen hat, aber du selber wirst es nie begreifen?« Na, was meinst du, was ist das …
    – Dass du ein bisschen blöd im Kopf bist?, schlägt Simpel vor und hört rechts Gekicher; der Medienmensch kann fast nicht mehr an sich halten. Er legt Simpel eine Hand auf die Schulter, etwas, das Simpel prinzipiell unerträglich findet.

    Medienmensch: Mit dir kommt man ja richtig leicht ins Gespräch, was? (Tiefe, klare Stimme)
    Simpel: Alles hat seine Grenzen … bitte, sei so gut … (Er signalisiert, dass man die Hand von seiner Schulter entfernen möge.)
    Medienmensch: Und womit beschäftigt sich einer, der so eine spitze Zunge hat wie du?
    Simpel: Lass erst mal mich raten: Du arbeitest in der Medienbranche, oder?
    Medienmensch: Stimmt. Robert.
    Simpel: Simpel.

    Die Männer geben sich die Hand. Robert hat einen festen Händedruck. Simpels ist ein bisschen feucht.

    Simpel: Und welche Richtung? Film? Fernsehen?
    Robert: Fernsehen.
    Simpel: Aha.
    Robert: Und du bist der Vater von …
    Simpel: Lonyl.
    Robert: Ahaaa … Lonyl … Das ist ja wirklich mal ein Racker …
    Simpel: Racker? Wie meinst du das?
    Robert: Nein, no offense, ich hab nur gehört, es soll mit ihm nicht immer so leicht sein.
    Simpel: Nein, das kannst du verflucht nochmal laut sagen … kann schon scheißschwierig sein, den Jungen zu bändigen … er kann scheißunerträglich sein … du warst nicht vielleicht bei der letzten Adventsfeier dabei? Als er so richtig Mist gemacht hat?
    Robert: Nein, nein … ich war nicht da, wir waren verreist. Aber ich hab da was läuten gehört …
    Simpel: Was läuten? Glaub bloß nicht alles, was du hörst! Was denn läuten? Scheiße, habt ihr eine beschissene Klatschzentrale, in der ihr andere Eltern mit Dreck bewerft, oder was? Hä? Wo kommen diese beschissenen Gerüchte her? Hä?
    Robert: Immer mit der Ruhe. So viel wird über deinen Sohn nun auch wieder nicht geredet. Aber so eine Nummer wie bei der letzten Adventsfeier, das gibt natürlich Stoff, was erwartest du?
    Simpel: Und, was hast du gehört?
    Robert: Na, es war ja wohl so, dass Lonyl einen … wie soll ich sagen … Film für Erwachsene ins Videogerät geschmuggelt hat …
    Simpel: Und?
    Robert: Und nichts. That’s it. Und dass ihr relativ publikumswirksam abgerauscht seid.
    Simpel:

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