The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

zugleich faltete ich den kleinen Zettel auseinander, der auf dem eigentlichen Geschenk lag.
    Sam, mo luaidh,
    du stolpertest in jener Nacht in mein Herz, und, noch ehe ich dies fand, erkannte ich, wie besonders du bist. Du gehörst nicht hierher, hast du gesagt – aber das stimmt nicht. Du gehörst zu mir, egal was geschieht. Verlass mich nicht, denn ich sterbe lieber, als ohne dich zu sein. Verlass mich nicht, denn ich liebe dich.
    Und wenn du es doch tust – weil du mich liebst, dann nimm dies und wisse – was immer du bist, du bist ein Teil von mir.
    Mo luaidh, tha gràdh agam ort
    Payton
    Mit zitternden Fingern hob ich sein Geschenk hoch und presste den weichen Stoff an meine Brust.
    „Egal, was du getan hast, und egal, was ich getan habe. Schuld und Hass dürfen nicht das Einzige, was ich noch habe, überschatten. Seit ich dich beim Baden beobachtet habe, gehst du mir nicht mehr aus dem Sinn“, rief ich mir seine Worte in Erinnerung.
    Und dann wusste ich, wo mein Platz war, wo ich hingehörte. Ich raffte mein Kurt Cobain-Shirt, das er mir zurückgegeben hatte, zusammen und rannte barfuß den Weg zurück. Spitze Steinchen gruben sich in meine Fußsohlen, und mit jedem Stich wurde ich mir meiner wieder bewusst. Die Unwirklichkeit der vergangenen Zeit trat in den Hintergrund, und mein eigentliches Ich erwachte zu neuem Leben.
    „Payton!“, schrie ich und betete darum, nicht zu spät zu kommen, nicht meine Chance vertan zu haben.
    Liebe drohte mich zu überfluten, als ich sah, wie er mir mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber dennoch lächelnd, entgegensah. Ohne Rücksicht auf Sean, der ihm gerade einen Becher Wasser angeboten hatte, und den ich einfach beiseitestieß, fiel ich neben Payton auf die Knie. Ich wollte mich in seine Arme werfen, aber sein geschwächter Zustand hielt mich davon ab.
    „Gott sei Dank, du lebst. Das Blut hilft dir! Ich war so dumm! War so verwirrt, kannst du mir vergeben?“, schluchzte ich heulend.
    „Sam, mo luaidh! Da warte ich fast dreihundert Jahre auf dich, sterbe beinahe an Nathairas grausamen Fluch, und dann? Du musst dir endlich angewöhnen, an meiner Seite zu sitzen wie eine brave Ehefrau, wenn ich dem Tod von der Schippe springe – und nun komm her!“
    In wahren Sturzbächen liefen mir die Tränen übers Gesicht, als er mich in seine Arme zog und küsste.
    Als er sich schließlich erschöpft zurücklehnte, grinste ich wie ein Honigkuchenpferd und fuhr sachte über die Narbe an seinem Kinn.
    „Tut mir leid“, flüsterte ich.
    „Das? Das muss dir nicht leidtun. Das war nichts gegen die zweihundertsiebzig Jahre, die ich ohne dich auskommen musste. Erst jetzt, wo ich mich daran erinnere, erkenne ich, wie verloren ich in der Zeit ohne dich war. Du hast mir so gefehlt, bitte, verlass mich niemals wieder“, flehte er, und ich sah den Schmerz in seinem Blick.
    Da griff ich nach dem Dolch, welcher neben ihm lag, und schloss meine Finger fest um die Klinge. Ich sah ihm tief in die Augen.
    „Payton McLean, bei meinem Blut leiste ich dir einen heiligen Eid. Ich werde dich niemals wieder verlassen. Mein Leben gehört dir.“
    Mit einem breiten Grinsen im Gesicht hielt Sean mir den Becher seiner Thermoskanne hin, in dem zwar kein Wein, aber zumindest Wasser war. Ich tauchte die blutige Spitze hinein und reichte es Payton, ehe ich meine Hand mit dem bestickten Leinentuch umwickelte, welches Fingal mir vor 270 Jahren gereicht hatte. Ein Erbstück, wenn ich so wollte.
    „Mylady, mein Leben für dich“, antwortete er lachend und hob den Becher an seine Lippen, ehe er mich mit langsam zurückkehrender Kraft an seine Brust zog und innig küsste.
     
    Ende

Karte

     
     
     

Personen
    Der Clan der McLeans:
    Payton McLean: 19 Jahre
    Sean McLean: 25 Jahre
    Blair McLean: 27 Jahre, Clanoberhaupt, verlobt mit Nathaira
    Kyle McLean: 16 Jahre, stirbt bei dem Überfall
    Fingal McLean: Vater von Payton, Blair, Sean und Kyle
    Nanny MacMillan: Amme und Heilerin
    Kelsey: Mädchen auf Fest in Kilerac
    Mistress MacQuarrie: Hilft Samantha bei der Versorgung Fingals
    Aline: Mädchen auf Fest, erzählt Sean von den Söldnern
    ***
    Der Clan der Stuarts:
    Cathal Stuart: 29 Jahre, Clanoberhaupt
    Nathaira Stuart: 27 Jahre, Schwester von Cathal
    Kenzie Stuart: 17 Jahre, Bruder von Cathal stirbt bei dem Überfall
    Dougal Stuart: Cathals Halbbruder, Grants Sohn, Zwilling von Duncan
    Duncan Stuart: Cathals Halbbruder, Grants Sohn, Zwilling von Dougal
    Grant Stuart: Vater von Cathal, Kenzie, Nathaira, Duncan