The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
und zuckte unter dem Klang meiner Stimme zusammen. Mein Kopf fühlte sich definitiv nach Gehirnerschütterung an. Trotzdem reckte ich den Hals, um nach den beiden zu suchen. Als keine Antwort kam, ergriff mich Angst. Ich schüttelte den Kopf. Schmerz pochte in meinen Schläfen, und ich versuchte, die aufkeimende Panik zu unterdrücken.
Panik. Weil mein unterbewusstes Ich bereits erkannt hatte, was geschehen sein musste. Was völlig unmöglich und dennoch passiert war.
Nein, nein, nein.
Ich kniff die Augen zusammen und fasste mir an den Kopf. Ich habe eine Gehirnerschütterung, sonst nichts.
Es gab eine logische Erklärung dafür, dass Payton und Sean mich zurückgelassen hatten. Sie holten Hilfe. Verständigten einen Krankenwagen oder so. Sie würden gleich wieder hier sein und mich auslachen, wenn sie wüssten, welch verrückte Gedanken versuchten, in meinem Kopf die Vorherrschaft zu erlangen. Ich musste nur Ruhe bewahren und einfach still sitzen bleiben. Zwei oder drei Herzschläge lang gelang es mir, mich damit zu beruhigen. Dann öffnete ich die Augen wieder, und es war mir, als sähe ich meine Umgebung zum ersten Mal.
Und da wusste ich es.
Ich steckte in verdammten Schwierigkeiten.
Hysterisch rappelte ich mich auf, meine Schmerzen ignorierend, kam ich stolpernd auf die Beine, und im nächsten Moment erbrach ich mich auf meine Schuhe. Mein Verstand kämpfte gegen das an, was er gezwungen war, zu erkennen. Wehrte sich mit aller Macht gegen die Wahrheit, die so offensichtlich vor mir lag.
Zitternd beugte ich mich vornüber und spuckte auch den letzten Rest Galle aus, der mir bitter im Mund zusammenlief. Dann sank ich kraftlos zurück ins Gras, hielt meine Knie umschlungen und wartete darauf, dass die Panik abebbte. Weinkrämpfe schüttelten mich, und das Zittern in meinen Gliedern verstärkte sich, bis es eine Ewigkeit später endlich nachließ.
Inzwischen herrschte stockdunkle Nacht. Aber anstatt mich zu fürchten, war es wohltuend, die Wahrheit unter dem Mantel der Finsternis verborgen zu wissen. So konnte mein Kopf allmählich erfassen, was mit mir geschehen war. Ich konnte langsam begreifen, dass ich wohl nicht nur einen wichtigen Hinweis auf das Tor durch die Zeit gefunden hatte, sondern den ganzen verdammten Weg sogar gegangen war.
Sobald ich diesen Gedanken zugelassen hatte, beruhigte ich mich. Ich atmete die Luft ein, die eigentlich längst Geschichte war, und stellte fest, dass sie es ebenso schaffte, meine Lungen zu füllen und mein Blut mit Sauerstoff anzureichern, wie die Luft aus meiner Welt. Irgendwie war das tröstlich.
So fing ich im Schutz der Dunkelheit an, mich mit meiner Situation vertraut zu machen. Ich wusste, wo ich war – aber nicht wann . Hoffte, dass dieses Tor keine Einbahnstraße gewesen war und ich den Weg ebenso in die andere Richtung würde antreten können. Aber brachte ich dazu den Mut auf? Ich konnte noch nicht einmal an das Grauen, welches ich durchlebt hatte, zurückdenken, ohne dass Todesangst in mir aufkam. Trotzdem war ich fest entschlossen, so schnell wie möglich zu versuchen, dahin zurückzukehren, wo ich hingehörte. Und dann würde ich Sean sagen, wie er Payton retten konnte.
Ich musste einfach nur zurückgehen.
Obwohl mein Körper gerade die größte Ladung Adrenalin meines Lebens ausgeschüttet hatte, wurde ich schlagartig von einer bleiernen Müdigkeit erfasst. Die Beruhigung, dass es einen Ausweg geben musste, ließ die Anspannung so weit von mir abfallen, dass die Kraft des Schlafes versuchte, meinen geschundenen Körper und meinen müden Geist zu heilen. Nur zu gerne überließ ich mich der Sicherheit meiner Träume und hoffte, nach dem Erwachen festzustellen, dass alles nur ein Traum gewesen war.
Kapitel 9
Das Quietschen der Scheibenwischer war das einzige Geräusch, welches in die Stille des Wagens vordrang. Ungläubig starrten Payton und Sean durch die beschlagene Windschutzscheibe hinaus in die Nacht. Nass klebten ihre Kleider am Körper und hinterließen feuchte Flecken auf den Sitzen. Der Regen wollte nicht enden. Bereits vor Stunden hatten die Wolken ihre Tore geöffnet und den kleinen Friedhof in einen matschigen Totenacker verwandelt.
Seit sie Samanthas Verschwinden bemerkt hatten, hatten sie verzweifelt jeden Zentimeter abgesucht. Ohne Erfolg. Wie ein Geist im Nebel war sie verschwunden, ohne eine Spur hinterlassen zu haben. Auch als der Regen einsetzte, gaben sie nicht auf. In der aufkommenden Dunkelheit erkannten sie
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