The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
ihres Vaters Genesung unternehmen würde.
***
Ross sah erschrocken auf, ehe sein Blick zu dem Baum wanderte, an dem das Mädchen noch immer zusammengekauert darauf wartete, was seine Brüder mit ihr vorhatten.
„Gib ihnen doch Kenzie mit“, schlug er kleinlaut vor. „Ich kann mit den Hunden hier bessere Dienste leisten, außerdem muss einer auf die Gefangene achten, wenn ihr mit wichtigen Dingen beschäftigt seid.“
Cathals Gesicht verfinsterte sich, und seine Stimme nahm einen warnenden Ton an.
„ Du gehst mit ihnen! Erdreiste dich nicht noch einmal, meine Anweisungen zu hinterfragen und meinen Bruder für die Arbeit eines Bauern vorzuschlagen, du Bastard! Und, was die Gefangene angeht …“, richtete sich seine Wut nun gegen Duncan und Dougal, „… ihr wisst sehr genau, wie unsicher der Frieden zwischen den Camerons und uns ist. Da ist es sicher nicht in unserem Interesse, dass ihr deren Frauen verschleppt! Wir werden dies in Ruhe besprechen, wenn wir wieder in Galthair sind, aber bis dahin steht das Frauenzimmer unter meinem Schutz.“
Ross war erleichtert. Er war wütend über die Zurechtweisung des Clanoberhauptes, obwohl er sich längst an diesen Ton gewöhnt hatte. Schließlich ging es ihm schon sein ganzes Leben lang so. Dabei war in Wahrheit nicht er der Bastard, sondern Duncan und Dougal. Aber die trugen ja den Namen Stuart, was ausreichte, um die Umstände ihrer Zeugung zur Nebensache zu machen. Zumindest würde Cathal für Samanthas Sicherheit sorgen.
„Was soll das heißen? Das Mädchen geht dich nichts an, Cathal!“, widersprach Duncan vehement.
„Fan sàmhach! Ich bin der Laird! Mein Wort ist dein Gesetz, oder hast du deinen Eid etwa nicht mit Blut besiegelt?“
Duncan kniff die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, schwieg aber, als Cathal weitersprach.
„Blair, ihr nehmt die Frau mit. Ich kann hier keinen Weiberrock gebrauchen. Aber sie kann euch bestimmt mit Fingal helfen. Frauen haben da mehr Geschick.“
Mit herausfordernd gehobenen Augenbrauen erwartete er eine Reaktion, aber als Duncan Ross zunickte, damit dieser seine Sachen packen und die Gefangene holen konnte, stahl sich ein zufriedenes Lächeln auf Cathals Gesicht.
Payton hatte sich inzwischen abgewandt und seinem Pferd einen Hafersack umgehängt. In Gedanken war er bereits wieder auf dem Rückweg. Das Warten auf seine Brüder und die anderen zehrte an seiner Geduld. Missmutig drehte er sich um.
Kapitel 14
Eine Fliege schwirrte um meinen Kopf und ließ sich einfach nicht vertreiben. Ich fürchtete, mein unangenehmer Geruch hatte das Tierchen angelockt. Ich konnte mich schon fast selbst nicht mehr riechen. Seit Tagen hatte ich keine Gelegenheit, mich zu waschen. Dazu kamen die körperliche Anstrengung und die Nacht in inniger Umarmung mit Barra, was mich in der Summe nun nicht gerade nach Blumen duften ließ.
Ich stöhnte, als die Fliege sich erneut brummend meinem Kopf näherte, und schlug um mich, so weit dies meine gefesselten Hände zuließen.
Die Schotten hatten mich anscheinend vollkommen vergessen, denn außer einem Kanten Brot am Morgen, den mir Dougal im Vorbeigehen zugeworfen hatte, blieb ich unbeachtet. Keiner sprach mich an, und auch Duncan, der mir noch gestern gedroht hatte, war nirgendwo zu sehen.
Gerade schien etwas vorzugehen, denn alle Männer standen beisammen und wirkten sehr aufgebracht. Der Wind trug nur einzelne Wortfetzen zu mir herüber, und ich konnte auch nur wenig erkennen, weil der Junge, der gestern mit Seans Gruppe hier angekommen war, ein Pferd am Zügel hielt, welches mir die Sicht versperrte.
Gerade hatte ich den roten Schopf von Ross in der Menge ausgemacht, als dieser auch schon auf mich zukam. Er durchquerte das Lager, hob hier und da einige Dinge auf, die er anschließend in den Satteltaschen seines Pferdes verstaute. Dann gurtete er sich das Schwert auf den Rücken und fasste seine Haare im Nacken mit einem Lederband zusammen.
Es war wirklich faszinierend, wie normal mir dies alles nach der kurzen Zeit hier vorkam. Diese Männer vermissten anscheinend kein fließendes Wasser oder eine gemütliche Daunendecke. Sie bedeckten sich einfach mit den dünnen Falten ihres Plaids und rückten näher ans Feuer. Selbst ich hatte trotz des harten Untergrundes und der kalten Nachtluft ganz gut geschlafen, denn Barra war nicht einmal von meiner Seite gewichen, und so war mir wohlig warm gewesen.
Jetzt sprang die Hündin auf und lief schwanzwedelnd ihrem Herrchen entgegen, der sie
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