The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Ich sitze hier, hoffe, dass sie noch lebt, bete um ihre Rückkehr und versinke in meiner Schuld und meinem schlechten Gewissen. Und mit einem Mal zuckt ein Blitz durch meinen Kopf!“
Payton war aufgesprungen und gestikulierte wild, als er weitersprach.
„Dann sehe ich sie plötzlich vor mir – in meiner Erinnerung. Sie trägt ein Kleid wie die einfachen Bäuerinnen auf Burg Burragh . Ich erinnere mich daran, wie sie strauchelt, und ich sie auffange. Sie stinkt!“
Payton musste erneut lachen, und auch die Tränen bahnten sich wieder ihren Weg. „Es war die Nacht, als Vater verwundet in McRaes Hütte lag. Weißt du das nicht mehr? Du musst sie doch auch gesehen haben!“
Sean versuchte, sich jene Nacht ins Gedächtnis zu rufen. Viele seiner Erinnerungen waren im Laufe der Jahrhunderte verblasst. Der Fluch hatte ihnen jedes Gefühl genommen, und so waren auch Erinnerungen zur Nebensache geworden, denn es gab keine Freude darin oder Glück. Trotzdem erschien es ihm unmöglich, Sam früher begegnet zu sein.
„Nein, Payton – tut mir leid. Ich kann mich zwar an diese Zeit noch schwach erinnern, aber Sam … nein ... daran erinnere ich mich nicht. Bist du sicher? Vielleicht spielt dir dein Kopf einen Streich? Wunschdenken, wenn du so willst.“
Wütend trat Payton gegen einen Steinbrocken.
„Natürlich bin ich mir sicher! Wie konnte ich das nur vergessen? Ich weiß noch, wie ich damals lachen musste, als sie schnaubend aus dem Wasser stieg!“
Payton hatte die Augen geschlossen. War völlig in seinen Gedanken versunken.
„Ich war so verwirrt von ihrem Anblick, als sie sauber und mit nassem Haar vor mir stand. Und weil ich meine Gefühle nicht verstand, habe ich sie stehen lassen, bin einfach gegangen.“
Kopfschüttelnd ließ sich Payton auf der Mauer nieder.
„Wenn ich jetzt so zurückdenke, dann muss ich mich wohl schon in diesem Moment in sie verliebt haben“, überlegte er.
„Also, ich kann mich beim besten Willen nicht entsinnen, Sam jemals zuvor gesehen zu haben. Du denkst also, sie lebt und hat uns gefunden – was nun? Kannst du dich denn daran erinnern, ob sie dir gesagt hat, dass sie aus der Zukunft kommt? Hätte sie diese nicht gerade unbedeutende Kleinigkeit nicht erwähnt?“
Payton fasste sich an den Kopf. Genau hier lag der Knackpunkt. Er konnte sich an nichts weiter erinnern, als an diesen einen Moment am Ufer des Sees.
„Ich weiß es nicht, Herrgott! Bis vor einer Stunde konnte ich mich überhaupt nicht mehr an diesen Abend erinnern!“
Wütend fuhr Payton seinen Bruder an, der ihm seine Freude um diese Erinnerung nicht nachfühlen konnte. Sean verstand offensichtlich nicht, dass, was auch immer geschehen würde, Samantha zumindest die Reise durch die Zeit überlebt hatte. Und sie hatte ihn gefunden. Das war alles, was im Augenblick zählte.
Plötzlich fuhr Sean in die Höhe und schlug sich auf den Schenkel.
„Ist doch logisch!“, rief er. „Sie schreibt deine Erinnerung neu! Du erinnerst dich plötzlich daran, weil du diesen Abend gerade erlebst – also erlebt hast … wenn du verstehst, was ich meine! Sam ändert deine Erinnerung.“
Er brach einen Zweig von dem Gestrüpp neben der Mauer ab und ging in die Hocke.
„Sieh her. Wenn dies …“, er zog einen langen, geraden Strich in die Erde, „… die Zeit wäre – unser Leben, von damals bis heute, dann haben wir auch nur Erinnerungen an die Dinge und Menschen, denen wir dort zu jener Zeit begegneten. Jetzt …“, er zog einen Bogen von dem Punkt, den er heute genannt hatte, zu einem Punkt in der Mitte der Linie, „ … beginnt die Veränderung – Sam tritt in unser … ähm, bereits gelebtes Leben und verändert es. Dadurch werden wir uns – von damals aus gesehen – nun immer an diesen neuen Lebensweg …“, er zog eine zweite Linie parallel zur ersten Zeitachse, die wieder in dem Punkt heute endete, „… erinnern. Ich denke also, du hast wirklich recht. Sie hat es geschafft!“
„Dann lass uns besser hoffen, dass wir uns nicht plötzlich daran erinnern, wie man ihr den unzeitgemäßen hübschen Hals umdreht“, flüsterte Payton erschöpft und richtete ein Stoßgebet gen Himmel.
Kapitel 16
Die gedämpften Stimmen der Männer, die sich über das Krankenlager beugten, und das schwache Licht in der Kate verstärkten den Eindruck von Krankheit und Tod. Ich stand steif in der Ecke und wünschte mich an einen anderen Ort – oder vielmehr in eine andere Zeit.
„… müssen etwas unternehmen. Er hat
Weitere Kostenlose Bücher