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The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

Titel: The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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Folgen, wenn ich den Lauf der Dinge änderte? Hätte ich überhaupt die Macht, die Vergangenheit – denn das war es ja –, zu verändern, und die Geschichte der Clans neu zu schreiben?
    Das Risiko war zu groß. Ich durfte mich nicht in diese Dinge einmischen. Ich war ein Fremdkörper in dieser Zeit und musste versuchen, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Aber wie konnte ich Payton meine Situation erklären, ohne ihm diese Verantwortung aufzubürden? Wie konnte ich von ihm verlangen, den Tod seines Bruders zu akzeptieren und geschehen zu lassen? Sich selbst zweihundertsiebzig Jahre lang der Verdammnis durch Vanoras Fluch auszusetzen? Wie konnte ich so egoistisch sein, dies auch nur in Betracht zu ziehen?
    Nein, solange ich mir nicht sicher war, keinen Schaden anzurichten, durfte ich Payton die Wahrheit nicht enthüllen.
    „Du bist merkwürdig.“
    Payton schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn, als betrachte er ein ungewöhnliches Insekt.
    „Was?“ Ich drehte mich zur Seite und stützte den Kopf auf meinen Arm, um ihn anzusehen.
    Er zupfte sich einen Grashalm vom Kilt und steckte ihn sich zwischen die Zähne, ehe er zu einer Erklärung ansetzte.
    „Ganz einfach: Du sprichst seltsam. Du bewegst dich eigenartig und siehst sogar irgendwie ungewöhnlich aus. So ein Mädchen wie dich hab ich noch nie gesehen. Und das ist doch merkwürdig, oder nicht?“
    Mir drohte der Schweiß auszubrechen, so fieberhaft überlegte ich, was ich darauf antworten konnte. Zum Glück hatte ich mir nach dem Vorfall mit den Zwillingen eine Erklärung für mein ungewöhnliches Verhalten überlegt:
    „Ich spreche komisch? Vielleicht erscheint dir das so, weil ich einen Großteil meines Lebens außerhalb der Grenzen Schottlands verbracht habe. Aber ich finde nicht, dass ich mich komisch bewege – geschweige denn komisch aussehe!“, versuchte ich meine Unsicherheit zu überspielen.
    Payton lachte, und wieder berührte mich dieser Klang tief in meinem Innersten. Er lachte in dieser Zeit viel unbeschwerter, als ich es von ihm kannte.
    „Du siehst so ungeschickt aus, wenn du durch den Wald stolperst, und wie du auf einem Pferd sitzt, ist wirklich unglaublich. Du hast die angeborene Eleganz eines Hochlandrinds.“
    „Ich fasse es nicht! Gestern der wenig schmeichelhafte Vergleich mit einer Kuh, jetzt ein Hochlandrind – fällt dir vielleicht noch mehr ein?“
    Es schmerzte mich, dass er so wenig von mir hielt, obwohl er in meinen Augen immer noch der coolste Typ war, der mir je begegnet war.
    Payton zwinkerte mir mit einem Auge zu und drehte den Grashalm zwischen seinen Fingern.
    „Mir würden noch ganz andere Dinge einfallen.“
    Er sah mich unverwandt an, hielt meinen Blick gefangen. Mir wurde plötzlich ganz warm, aber, ehe ich irgendeine peinliche Antwort stottern konnte, wechselte er das Thema.
    „Ich bin dir für deine Hilfe bei meinem Vater zu Dank verpflichtet. Du hast uns einen großen Dienst erwiesen.“
    Ich hatte Mühe, seinen Worten zu folgen. Gerade noch kribbelte es zwischen uns, und im nächsten Moment zog er sich doch wieder zurück. Ich versuchte mühsam, meine Fassung zurückzuerlangen und ihm nicht zu zeigen, wie sehr er mich berührte.
    „Danke. Ich hoffe, er wird wieder gesund. Woher stammt seine Verletzung? Ich meine, wer hat auf ihn geschossen?“
    Payton warf den Grashalm beiseite. Er streckte die langen Beine von sich und wackelte mit den Zehen. Seine ledernen Stiefel lagen achtlos neben ihm.
    „Das ist eine gute Frage. Da passt etwas nicht zusammen. Wir waren unterwegs, um Viehdiebe zu stellen. Haben die Männer auch erwischt.“
    Er sah mich eindringlich an, als würde er meine Reaktion auf seine nächsten Worte genau beobachten.
    „Sie trugen die Farben der Camerons.“
    Ich setzte mich auf. Die Camerons? Nahm etwa die ganze Geschichte soeben ihren Anfang?
    Anscheinend hatte ich gerade eine Prüfung bestanden, denn Payton sprach weiter und klang dabei ein wenig erleichtert.
    „Hätten die Diebe nicht geschossen, würde ich keinen Zweifel an der Schuld deines Clans hegen, aber der Pfeil, den sie in Vaters Brust zurückgelassen haben, macht mich stutzig.“
    Viehdiebe, verfeindete Clans, Fehden – all dies kam mir so bekannt vor, und es bedurfte nicht viel, mir Paytons Worte in Erinnerung zu rufen. Die Worte, mit denen er mir seine Geschichte erzählt hatte:
    „Es war 1740, eine Gruppe junger Schotten, die ihrem Bruder vertrauten – zum einen, weil sie ihn liebten, zum anderen, weil ein

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