The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
ich weiß nichts.“
Mit aller Kraft hielt ich die Tränen zurück. Warum erkannte er denn die Wahrheit nicht? Er sollte mich nicht hassen – mir nicht misstrauen! Er sollte mir sein Herz öffnen, damit er fühlte, wie sehr ich ihn liebte.
Er sah mich lange an, ohne auf meine Antwort zu reagieren. Als er schließlich meine Schultern losließ und seinen Blick senkte, gestand er schwach:
„Wie soll ich dir nur glauben? Ich weiß nicht, ob ich das kann.“
***
Payton wandte sich ab, um nicht länger die Tränen ertragen zu müssen, die in ihren Augen schwammen. So sehr er wünschte, sie spräche die Wahrheit, wagte er es dennoch nicht, auf dieses Gefühl in ihm zu vertrauen. Er wäre ein Narr, wenn er jedem Wort, welches über ihre bebenden Lippen kam, Glauben schenken würde. In ihrer Nähe vermochte er keinen vernünftigen Gedanken zu fassen.
„Warum nicht, Payton?“, schluchzte sie verzweifelt.
„Du bist eine Cameron. Deine Schönheit täuscht mich nicht darüber hinweg, dass du der Feind bist.“
Er musste fort von ihr, denn ansonsten würde er alle Vorsicht vergessen und sie in seine Arme schließen wie ein verwundetes Tier, denn genauso sah sie gerade aus. Als litt sie Höllenqualen. Qualen, die er ihr beigebracht hatte. Sich selbst verachtend, ging er davon.
***
Als spürte der Himmel meinen Kummer, öffnete er seine Pforten, um meine vergossenen Tränen davonzuspülen. Ich hob dem Regen mein Gesicht entgegen und spürte nichts, als das kalte Nass auf meiner Haut.
Ohne sich nach mir umzudrehen, ging Payton den Weg zur Kate zurück.
Ich war der Feind. Wie hatte ich das nur vergessen können. Schon einmal war seine Liebe zu mir auf die Probe gestellt worden, als er nach unserem ersten Kennenlernen während meines Schüleraustausches erkannte, dass ich eine Cameron war. Damals hatte die Liebe über seine Verachtung gesiegt. Aber da lagen die Dinge ganz anders. Die Fehde war längst vergessen gewesen. Nun stand ihm das Schlimmste noch bevor, und seine Wut gegen die Camerons würde ihren Höhepunkt erst erreichen. Mir wurde klar, dass ich es nicht würde ertragen können, seinen Hass zu spüren.
Ich konnte mich ihm nicht anvertrauen, konnte ihn nicht dazu bringen, mir zu glauben, und er würde mich niemals lieben, denn ich war der Feind.
Ich musste hier weg, und zwar schnell. Ich musste zu der Hütte, in der mich Ross gefunden hatte und den Stein finden, der mich zurück in mein Leben bringen würde. Zurück zu dem Payton, der mich wirklich liebte.
Kapitel 18
Ohne nachzudenken, lief ich los. Rannte blindlings in den Wald hinein. Nicht die Kate war mein Ziel, sondern diese so weit wie möglich hinter mir zu lassen. Ich stolperte über eine Wurzel, rappelte mich wieder hoch und hetzte weiter. Der Regen lief mir ins Gesicht, trübte meinen Blick und drang mir bis auf die Haut. Ich rannte so schnell es das unebene Gelände zuließ. Immer wieder warf ich einen Blick über die Schulter, stellte erleichtert fest, dass mir niemand folgte, und rannte weiter.
Bäume und Büsche verschwammen zu einem grünbraunen Tunnel. Ein Tunnel, ohne Licht am anderen Ende. Meine Lunge brannte, und ich hatte furchtbares Seitenstechen. Trotzdem wagte ich es nicht, stehen zu bleiben, sondern eilte immer weiter. Orientieren würde ich mich später, jetzt galt es nur, so viel Distanz wie möglich zwischen mich und Payton, die Schotten und diesen Albtraum zu bringen.
Dornen schlugen mir ins Gesicht, und ich zuckte zusammen. Hielt kurz an, um Luft zu holen und mir das Wasser aus dem Gesicht zu wischen. Meine Finger waren blutig, das Salz auf meiner Haut brannte in den Kratzern. Das grobe Kleid klebte mir am Körper und erschwerte mein Vorankommen.
Ein Knacken zu meiner Rechten ließ mich in der Bewegung erstarren. Ich lauschte, hörte aber nur das Hämmern meines Herzens und den Regen, der auf das Blätterdach prasselte und das herbstliche Laub mit sich zu Boden riss.
Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse, suchte den Wald um mich herum ab. Nichts. Meine Nerven spielten mir einen Streich. Trotzdem raffte ich den Saum des Kleides hoch und griff nach Seans Sgian dhu . Laub raschelte. Ich wirbelte herum. Hielt den Dolch fest umklammert und schrie auf, als eine Amsel keinen Meter vor mir ihre Flügel ausstreckte und sich in den Himmel emporhob. Mein Herz raste, und meine Knie waren butterweich, drohten jeden Moment unter mir nachzugeben.
„Dämlicher Vogel!“, zischte ich.
Ich ließ den Arm sinken und atmete
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