The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Methoden, die du da hast, wirklich interessant“, murmelte Ross und bedachte Payton mit einem feindseligen Blick.
„Was treibst du eigentlich hier, Ross?“, fragte Payton. „Solltest du dich nicht um den Proviant kümmern?“
Ross wich einen Schritt zurück und sah auf seine Schuhe.
„Äh, ja, der Proviant. Der ist schon gepackt, das Fuhrwerk steht bereit, wir können uns auf den Weg machen.“
„Und trotzdem, was treibst du dich hier herum? Sicher gibt es noch genug anderes zu tun.“
„Ich … ich bin einem Hasen nach. Wollte mir so einen saftigen Braten nicht entgehen lassen, das ist schon alles“, rechtfertigte sich Ross und wischte sich die Hände an seinem Kilt ab. „Was soll die Fragerei, McLean? Jetzt, wo ich hier bin, wird dir die Kleine schon nicht noch mal davonlaufen, warum also Wurzeln schlagen? Sicher wollen deine Brüder so schnell wie möglich aufbrechen.“
Mit einem knappen Nicken zeigte Payton an, dass Ross vorgehen sollte. Als dieser unwirsch davonstapfte und diesmal deutlich mehr Lärm verursachte als bei seinem Erscheinen, ließ Payton meinen Arm los und verneigte sich leicht vor mir.
„Nach dir, Verehrteste. Den Fehler, dir den Rücken zuzukehren, werde ich sicher nicht noch einmal begehen“, erklärte er und strich sich vorsichtig über das noch immer blutende Kinn.
Mir war die Kehle eng geworden. Ich wusste genau, wie die Wunde aussehen würde, wenn sie verheilt war. Sah deutlich die halbmondförmige Narbe vor mir, die Paytons Gesicht so unverwechselbar machte. Dass ich sie ihm vor wenigen Augenblicken beigebracht hatte, konnte ich kaum glauben.
„Nun beweg dich, oder war meine Lektion noch nicht ausführlich genug? Ich vertiefe dieses Thema gerne noch weiter, wenn du nicht tust, was ich dir sage.“
Forderte er mich heraus? Sah ich da tatsächlich Verlangen in seinem Blick? Da ich in meiner Schule eher zu den Mauerblümchen zählte, war mir so ein Blick noch nicht oft begegnet, und ich fragte mich schon fast, ob ich mich nicht täuschte. Schnell, um nicht der Versuchung zu erliegen, mich ihm hier, unter den wachsamen Augen von Ross, an den Hals zu werfen und zu blamieren, setzte ich einen Fuß vor den anderen.
Als wir die Kate erreicht hatten, wurden gerade die letzten Dinge verladen und Fingal auf einem großen Strohsack auf dem Fuhrwerk gebettet. Ein Korb voll Schafgarbe und Farnwedeln stand bei seinen Füßen, und in einem Lederschlauch befand sich nach Kyles Aussage ein Sud aus den gekochten Zutaten. Kyles amüsierter Blick wechselte von mir zu Payton und dessen blutigem Kinn. Payton murmelte unverständliche Worte und hob mich mit einem Satz auf das Fuhrwerk. Im Weggehen gab er seinem kleinen Bruder einen Schlag auf den Hinterkopf, was den aber nur noch mehr zu belustigen schien.
Ich kletterte in die Mitte des Ochsenkarrens, sodass ich in etwa auf der Achse saß. Hier würde es während der Fahrt wohl am wenigsten schaukeln. Dabei sah ich mir Fingal an. Sein Verband saß noch immer ganz ordentlich, und seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Seine Lippen zitterten bei jedem Atemzug, und leises Schnarchen war zu vernehmen.
Ein gutes Zeichen, wie ich fand. Ich strich ihm das weiße Haar aus der Stirn und fühlte seine Temperatur. Fiebrig heiß glühte seine Haut unter meinen Fingern, und ich biss mir besorgt auf die Innenseite meiner Wange. Ich war unsicher, ob ich das Fieber senken können würde. Natürlich konnte ich seinen Körper kühlen oder ihm nasse Umschläge um die Waden legen, aber, ob dies ausreichen würde?
Die Männer um mich herum schienen aber nicht weiter besorgt. Sie kamen zügig ihren letzten Handgriffen nach, ehe sich der Tross in Bewegung setzte. Ross saß auf dem Bock des Karrens, welcher von zwei klapperdürren Ochsen gezogen wurde. Sein Pferd war hinter dem Wagen angebunden. Ein gefesseltes Lamm hing über seinem Sattel und blökte. Ross machte ein mürrisches Gesicht, als das Tier seinen Sattel beschmutzte. Seine Hunde bellten und sprangen dem Pferd zwischen die Beine. Es wurde bereits unruhig. Schließlich stieß Ross einen Pfiff aus, und sofort herrschte Ruhe. Die Hunde stoben auseinander, wurden zu unsichtbaren Begleitern im Unterholz. Obwohl ich wusste, dass sie sich nicht weit von ihrem Herrn entfernen würden, schaffte ich es nicht, sie zu erspähen. Nach einer Weile gab ich es auf, den Wegrand nach der Hündin Barra abzusuchen und versuchte, mich zu entspannen.
Im Moment konnte ich für Fingal nicht viel mehr tun, als seine
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