The Cutting
Klo.«
»Ist bei dir alles in Ordnung?«
»Ja, alles gut«, erwiderte sie mit Verwirrung in der Stimme.
»Hat jemand angerufen oder geklingelt?«
»Nein.«
»Irgendwelche komischen Geräusche?«
»Dad, du machst mir Angst.«
»Tut mir leid. Hör zu, ich frage Maggie, ob sie zu dir kommen kann.«
»Wieso?«
»Ich stelle mich gerade einfach nur ein bisschen an. Bitte nimm’s mir nicht übel. Ich ruf dich an, wenn sie nicht kann. Und mach erst auf, wenn du dich davon überzeugt hast, dass es wirklich Maggie ist.«
»Also gut«, meinte sie zögerlich. »Mach ich.« Dann legte sie auf.
Von allen Frauen, die McCabe kannte und denen er vertraute, war Maggie die einzige mit einer Waffe. Die einzige, die wusste, wie Personenschutz funktionierte. Er drückte die Kurzwahltaste mit ihrer Nummer.
»Hallo.« Ihre Stimme klang weicher, sinnlicher als die Maggie, die er gewohnt war. War er gerade in einen Augenblick der Leidenschaft geplatzt? Wahrscheinlich. »Hallo?«, wiederholte sie.
»Maggie?«
»McCabe? Was ist los?« Von einer Sekunde zur anderen verwandelte sich Maggie, die Liebende, in Maggie, die Polizistin.
»Hör zu. Ich stehe hier jetzt gerade irgendwo mitten im Nirgendwo, und Casey sitzt ganz alleine zu Hause. Mir ist gerade eingefallen, dass die Nachricht vielleicht nur den einen Sinn und Zweck hatte, mich wegzulocken.«
»Okay. Gibt es für diese Befürchtung einen bestimmten Grund?«
»Keinen, abgesehen davon, dass Casey schutzlos ist und unsere Freundin sich immer noch nicht hat blicken lassen. Tut mir leid. Ich weiß, dass du ein Date hast. Ich mache mich hier selbst verrückt. Aber ich brauche die Gewissheit, dass Casey nichts passieren kann. Ich mache es wieder gut.«
Ein langer Seufzer und dann: »Ich verstehe dich. Ist schon in Ordnung. Du hast Recht. Ruf Casey an. Sag ihr, dass ich in fünf Minuten da bin.«
»Bitte richte Einar aus, dass es mir wirklich leidtut.«
»Geht in Ordnung. Ich bin ja schon ein großes Mädchen. Aber du bist mir was schuldig.« Sie hängte ein.
McCabes Nervosität legte sich. Er beschloss, noch einmal zehn Minuten zu warten. Falls die Verfasserin der Nachricht dann nicht auftauchte, würde er nach Portland zurückkehren und Maggie wieder in ihr eigenes Leben zurückschicken. Draußen herrschte Totenstille. Nicht einmal das Zirpen der Zikaden durchbrach die Ruhe – aber das Scharren von Schuhsohlen auf Schotter. Es kam von rechts hinter dem Auto, irgendwo vom Straßenrand. So leise, dass er es in der Stadt niemals gehört hätte. McCabe saß still. Nur seine rechte Hand und das Handgelenk bewegten sich. Er entsicherte die Fünfundvierziger und drehte sie so, dass sie, als die Beifahrertür des T-Bird aufschwang, direkt auf das Gesicht der Frau gerichtet war.
Er kannte dieses Gesicht. Es gehörte zu der Frau, der er auf der Exchange Street nachgelaufen war. Mit der er in der Kathedrale gesprochen hatte. Sie war jetzt anders gekleidet, etwas legerer, mit Jeans und einer schwarzen Baumwollbluse, aber es war definitiv dasselbe Gesicht.
»Auf diese Weise eine Autotür aufzumachen ist eine gute Methode, sich den Tod zu holen«, sagte McCabe. »Steigen Sie ein. Und ganz allgemein würde ich Ihnen raten, sich nicht im Dunkeln an bewaffnete Männer anzuschleichen.«
Sie ignorierte sowohl seine Worte als auch die auf sie gerichtete Pistole und ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten. Dann machte sie die Tür zu. »Fahren Sie los«, sagte sie. »Wir sprechen beim Fahren.«
»Wo steht denn Ihr Wagen?«
»Versteckt. Ungefähr anderthalb Kilometer von hier.«
Er ließ den Motor an und fuhr los. »Haben Sie ein bestimmtes Ziel?«
»Fahren Sie einfach. Hier gibt es massenhaft Feldwege, kilometerlang.« Der Akzent war französisch und die Frau attraktiv. McCabe stellte eine mehr als nur oberflächliche Ähnlichkeit mit Jeanne Moreau in François Truffauts Klassiker Jules und Jim fest. Ein kleines bisschen älter, als die Moreau damals gewesen war. Vielleicht vierzig oder fünfundvierzig.
»Sie sind nicht verkabelt, oder?«, sagte sie.
Er lenkte den Wagen auf die Fahrspur. »Nein. Im Handschuhfach liegt ein kleiner Digitalrecorder, aber der ist nicht eingeschaltet.«
Sie klappte das Handschuhfach auf, besah sich den Recorder, stellte fest, dass er die Wahrheit gesagt hatte, und legte ihn wieder zurück. Dann griff sie nach dem Ersatzmagazin und den Schrotpatronen. »Wollen Sie in den Krieg ziehen?«
»Man kann heutzutage nie wissen, finden Sie nicht?«
Sie legte
Weitere Kostenlose Bücher