Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
Vom Netzwerk:
setzte, hörte er in seinem Rücken den Sicherungsbolzen einrasten. Vielleicht wäre ein großer, aufmerksamer Wachhund in der Wohnung ja doch keine so schlechte Idee. Natürlich müsste er gleichzeitig auch freundlich, tollpatschig und liebenswert sein. Vermutlich eine unmögliche Kombination. Er könnte ja mal mit ein paar Hundehaltern sprechen, wenn das Ganze hier vorbei war.
    Bei seinem Wagen angelangt, steckte er die Fünfundvierziger in ein speziell konstruiertes Halfter, das er selbst an der Vorderseite der durchgängigen vorderen Sitzbank des T-Bird auf Höhe seiner rechten Hand angebracht hatte. So konnte er im Notfall sehr viel schneller danach greifen, als wenn er sie an der Hüfte trug, wo sie vom Sicherheitsgurt eingeklemmt wurde. Das Extra-Magazin und eine Handvoll Schrotpatronen, Kaliber 12, verstaute er in dem kleinen Handschuhfach auf der Beifahrerseite. Dann lud er die Mossberg und packte sie in den Kofferraum. Schließlich lockerte er noch die Glühlampen der Innenraumbeleuchtung. Es musste ja nicht sein, dass ihn das Licht jedes Mal, wenn die Tür aufging, zum leichten Ziel machte.
    Dann schob er ein Coltrane-Album in den nagelneuen CD-Spieler des Wagens. Der angenehme, entspannende Klang von »Soul Eyes« erfüllte den engen Raum, quoll geschmeidig, wie flüssiges Gold, aus den Lautsprecherboxen. Er drehte den Lautstärkeregler auf, ließ den T-Bird vom Parkplatz gleiten und steuerte die Washington Avenue an, um von dort auf die Autobahn zu gelangen.

28
    Dienstag, 20.45 Uhr
     
    Es war nicht viel Verkehr auf der Gray Road, aber trotzdem warf McCabe in regelmäßigen Abständen kontrollierende Blicke in den Rückspiegel. Er wollte sichergehen, dass ihm niemand folgte. Der Abzweig auf die Holder’s Farm Road kam genau an der erwarteten Stelle. Er fuhr zwei Kilometer weit und hielt dann am rechten Straßenrand an. Wie verlangt blendete er zweimal auf und schaltete die Scheinwerfer dann aus. Auch ohne Licht konnte er gut sehen. Ein beinahe voller Mond stand am wolkenlosen Himmel. Als seine Augen sich auf die Lichtverhältnisse eingestellt hatten, sah er, dass sich zu seiner Rechten eine weite Wiese befand, die vermutlich zu einer Farm gehörte. Zur Holder’s Farm? Er holte die Fünfundvierziger aus dem Sitzhalfter und legte sie gesichert auf den Beifahrersitz. Dann wartete er. Fünf Minuten vergingen. Zehn. Die geheimnisvolle Frau wollte ihn anscheinend warten lassen. Das hatte sie in ihrem Brief ja schon angedeutet. Er kurbelte das Fenster herunter und lehnte sich zurück. Es würde möglicherweise noch eine Weile dauern. Die Septemberabendluft strich kühl und frisch über sein Gesicht. Er konnte den Kompostduft des Ackerlandes riechen. Irgendwie mochte er den Geruch.
    Diese Dinge gingen ihm durch den Kopf, als sich plötzlich ein anderer Gedanke bemerkbar machte und ihn nicht mehr losließ. Darauf hätte er eigentlich schon früher kommen müssen. War er aber nicht, und jetzt konnte er ihn nicht mehr abschütteln – den Gedanken, dass der eigentliche Sinn der Nachricht in seinem Briefkasten gar nicht darin bestanden hatte, ein Treffen mit ihm zu arrangieren. Sondern ihn wegzulocken. Casey allein zu lassen. Er verfluchte sich selbst, weil er sich nicht nach allen Seiten abgesichert hatte. Ein kleines bisschen Verfolgungswahn musste ja nichts Schlechtes sein. Dank Portland fühlte er sich einfach zu sicher, zu sorglos. So etwas konnte schnell ins Auge gehen. Er angelte sich sein Handy und wählte seine eigene Nummer. Während er auf das Klingeln wartete, darauf, dass Casey den Hörer abnahm, klopfte er mit den Fingern der linken Hand ununterbrochen auf das Lenkrad. Erstes Klingeln. Zweites Klingeln. Komm schon, Casey, nimm den verdammten Hörer ab. Drittes Klingeln. Viertes. Dann Caseys Stimme: »Sie sind bei den McCabes gelandet. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht …« Scheiße. Er unterbrach die Verbindung. Vor seinem geistigen Auge tauchten Bilder von dunklen Gestalten auf, die in ihren Verstecken hockten und warteten, die Caseys erleuchtete Fenster beobachteten, in sein Heim eindrangen.
    Er drückte auf Wahlwiederholung. Erneut fing es an zu klingeln. Eins. Zwei. Komm schon, Schätzchen, nimm endlich ab. »Hast du was vergessen?« Das war wieder Caseys Stimme, aber dieses Mal live. McCabe stieß so sanft wie möglich den Atem aus.
    »Wo warst du?«, wollte er wissen.
    »Wie meinst du das?«
    »Vor einer Minute. Da hab ich angerufen, aber du bist nicht rangegangen.«
    »Ich war auf dem

Weitere Kostenlose Bücher