The Cutting
Gauthier wurde gegen ihn gedrückt.
McCabe ging davon aus, dass sie mittlerweile jeden potenziellen Verfolger abgeschüttelt haben müssten. Er fuhr an den Straßenrand und machte die Scheinwerfer aus. »Hören Sie«, sagte er dann und wandte sich zu ihr. »Wir sind hier ganz unter uns. Niemand kann uns hören. Wenn ich Ihnen helfen soll, dann muss ich noch mehr erfahren. Erzählen Sie mir einfach, was Sie über Katie Dubois wissen und welchen Verdacht Sie haben. Ich zeichne das Gespräch nicht auf. Ich habe Sie auch nicht über Ihre Rechte aufgeklärt. Kennen Sie den Ausdruck ›Hörensagen‹? Er beschreibt diese Situation. Ganz egal, was Sie mir erzählen, Sie müssen später nur bestreiten, dass Sie es jemals gesagt haben.« McCabe wusste, dass das in Wirklichkeit nicht ganz so einfach war, aber diese Frau besaß Informationen, die er brauchte, und zwar schnell. »Sobald ich weiß, was Sie wissen«, fuhr er fort, »kann ich Ihnen den Schutz beschaffen, den Sie brauchen.«
Sophie Gauthier überlegte wahrscheinlich, wie viel sie riskieren wollte. »Haben Sie was dagegen, wenn ich rauche?«, sagte sie.
»Machen Sie einfach das Fenster einen Spaltbreit auf.«
Sie kam seiner Bitte nach.
Er wartete ab, während Sophie ein offenbar vielfach praktiziertes Verzögerungsritual vollzog. Sie kramte auf der Suche nach den Zigaretten in ihrer kleinen Handtasche herum. Sie klopfte eine aus der Packung. Sie legte die Packung in die Handtasche zurück und drückte auf den Zigarettenanzünder des Wagens. Sie wartete, bis er heraussprang. Schließlich steckte sie die Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und stieß den Rauch wieder aus. Ein kräftiger, vertrauter Duft breitete sich im Wagen aus. »Gauloises?«, sagte er.
»Ja. Möchten Sie auch eine?«
»Nein. Ich habe das Rauchen aufgegeben. Aber es erinnert mich an die Studienzeit in New York. Damals fanden wir es cool, französische Zigaretten zu rauchen.«
»Solche Dinge betreffend ist man als junger Mensch ziemlich dumm«, sagte sie.
»Ja«, meinte er zustimmend.
Eine Weile schwiegen sie beide. »Also gut«, sagte sie schließlich. »Ich sage Ihnen alles, was ich weiß. Ich bin, wie gesagt, Französin. Und ich bin Kardiotechnikerin, das heißt, ich bediene während einer Thorax-Operation die Herz-Lungen-Maschine, die das Blut des Patienten mit Sauerstoff anreichert und die Pumpfunktion des Herzens übernimmt, zum Beispiel bei einer Herz- oder einer Herz-Lungen-Transplantation. Meine Ausbildung habe ich am Hôpital Eduard des Toussaints in Montpellier gemacht, und dort habe ich auch bis vor einem halben Jahr gearbeitet. Es ist ein großes Herzzentrum, und wir führen dort viele Herztransplantationen durch. Das Eduard des Toussaints ist eine von zwei Transplantationskliniken im Südwesten Frankreichs. Die andere liegt in Toulouse. Jedenfalls habe ich dort meine Ausbildung gemacht und bin anschließend fest übernommen worden.« Sie unterbrach sich, als wollte sie ihm Gelegenheit geben, eine Frage zu stellen. Als er nichts sagte, fuhr sie fort.
»Transplantationsoperationen können sehr langwierig und ermüdend sein«, sagte sie. »Man weiß nie, wann es losgeht, weil man ja nie sicher sein kann, wann ein Herz zur Verfügung steht. Also ist man mehr oder weniger ständig in Bereitschaft.«
»So ist es bei uns auch«, warf McCabe ein.
»Da bin ich mir sicher. Wie auch immer, nach einer Operation, egal, wie viel Uhr es war, habe ich mich vor dem Nachhausegehen für gewöhnlich in ein kleines Café in der Nähe der Klinik gesetzt, um ein Glas Wein zu trinken, manchmal auch einen Pernod mit Wasser. Gelegentlich habe ich sogar eine Kleinigkeit gegessen. Letztes Jahr, ziemlich genau um diese Jahreszeit, saß dort drei, vier Mal hintereinander ein Mann an der Theke. Er sah gut aus. Anfang vierzig. Groß. Dunkelhaarig. Teure Kleidung. Und er hatte einen kurz geschnittenen grauen Bart.«
McCabe fragte sich, ob Spencer wohl jemals einen Bart getragen hatte. Ob es irgendwo ein Bild von ihm mit Bart gab.
»Er war jedes Mal alleine da. Wie ich. Allerdings nicht so müde wie ich, nehme ich an. Manchmal hat er Wein getrunken. Manchmal Whisky. Es war leicht zu erkennen, dass er kein Franzose war. Ich hielt ihn für einen Engländer, vielleicht auch einen Amerikaner. Ich dachte, dass er vielleicht einen Angehörigen besucht, der längere Zeit im Krankenhaus liegen muss. Ich bin geschieden, und er schien Interesse zu haben, also fingen wir an, uns zu unterhalten. Das Gespräch dauerte
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