The Cutting
drehen.«
»Schätze, da hast du Recht. Aber die Sache ist die: Sie hat gesagt, ich soll alleine kommen, und ich glaube, sie meint es wirklich ernst. Sie würde sofort die Biege machen, wenn sie auch nur ansatzweise Verdacht schöpft. Wenn Lucinda Cassidy immer noch am Leben ist …«
»Ein ziemlich großes Wenn.«
»Schon möglich, aber wenn sie noch lebt, dann wird die Zeit knapp, und ich habe keine Lust, unsere möglicherweise heißeste Spur bis jetzt zu verlieren.«
»Also scheiß auf Regel Nummer eins?«
»Darauf läuft es wohl raus, ja. Außerdem wüsste ich nicht, was da groß schiefgehen sollte. Ich wollte dir bloß Bescheid sagen, damit du weißt, was ich vorhabe.«
»Nimmst du einen Recorder mit?«
»Ja, aber ich weiß noch nicht, ob ich ihn auch benutze. Im Augenblick kommt sie mir vor wie ein scheues Reh. Eine falsche Bewegung, und sie ist weg.«
»Mike, das gefällt mir nicht. Ich finde, ich sollte mitkommen.«
»Hör zu, du hast doch einen netten Abend vor dir. Jetzt kochst du erst mal das Essen fertig. Und dann wünsche ich dir viel Spaß mit … äh … wie heißt er eigentlich?«
»Einar.«
»Einar? Echt?«
»Ja, Einar, echt – und nein, ich möchte jetzt keine überflüssigen Sprüche von dir hören, vielen Dank.« Maggie stand auf und brachte ihn zur Tür. »Auf Wiedersehen. Ich liebe dich. Lass dir nicht den Hintern wegschießen.«
Zu Hause bereitete McCabe einen Salat zu und schob eine tiefgefrorene Lasagne für Casey in die Mikrowelle. Er selbst futterte auch ein bisschen was davon. Anschließend räumte Casey den Tisch ab, und McCabe zog sich ins Wohnzimmer zurück, nahm sich die große Straßenkarte von Maine vor und schlug die Seite auf, auf der der Ort Gray eingetragen war. Er folgte der Beschreibung auf dem Zettel bis zu der Stelle, wo er anhalten sollte. Von dort arbeitete er sich kreisförmig nach außen und prägte sich das ganze feinmaschige Netz aus Feldwegen und Landstraßen gut ein, so lange, bis die Karte vollständig in seinem Gedächtnis gespeichert war. Er brauchte dafür zehn Minuten.
Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass er es benötigen würde, steckte er ein achtschüssiges Ersatzmagazin für seine Dienstwaffe ein, eine Smith & Wesson 4506. Er dachte kurz nach und holte dann auch noch die Mossberg 590, eine Pumpgun mit ebenfalls achtschüssigem Magazin, aus dem abschließbaren Kasten an der Rückwand seines Kleiderschranks. Er konnte nicht ausschließen, dass er in eine Falle gelockt werden sollte. Wenn nötig, wollte er wenigstens ausreichend Feuerkraft an Bord haben, um sich den Weg freischießen zu können.
Er rief Jane Devaney an, um sie zu fragen, ob sie herüberkommen und bei Casey bleiben könnte. Nach dem vierten Klingeln sprang der Anrufbeantworter an. Er hinterließ keine Nachricht. Kyra war in Boston im Museum of Fine Arts und anschließend mit Freunden zum Essen verabredet. Sie würde erst gegen Morgen wieder hier sein. Widerstrebend versuchte McCabe, sich selbst davon zu überzeugen, dass Casey schon nichts passieren würde. Und so spät würde er wahrscheinlich gar nicht nach Hause kommen. Außerdem hatte Casey selbst ihn schon oft genug darauf hingewiesen, dass andere Leute ihr zehn Dollar die Stunde bezahlten, damit sie auf deren Kinder aufpasste. Also würde sie wohl ein paar Stunden alleine zurechtkommen.
Bevor er ging, schärfte er ihr ein, die Wohnungstür zweifach zu verriegeln. Sie warf einen unsicheren Blick auf den Gewehrkoffer in seinem Arm.
»Wo gehst du denn hin?«
»Ich treffe mich mit einer möglichen Zeugin. Es wird nicht so spät werden.«
»Warum nimmst du das da mit?«
»Das wollte ich schon lange mal in den Kofferraum legen. Hat nichts mit dem Treffen heute Abend zu tun.«
Gute Frage. Miese Antwort. Er spürte, dass sie ihm nicht glaubte. Bevor er noch etwas Dummes sagen konnte, gab er ihr einen Abschiedskuss und wiederholte noch einmal, dass sie niemanden hereinlassen sollte. »Nur Jane oder Kyra, und das auch nur, wenn du dir ganz sicher bist, dass es eine von den beiden ist.«
»Die haben ja beide einen Schlüssel, also lasse ich einfach gar niemanden rein.« Dann fügte sie noch hinzu: »Wenn ich einen Hund haben dürfte, würde ich mich sicherer fühlen.«
Das Thema hatte sie bestimmt schon ein Dutzend Mal angesprochen. »Netter Versuch«, sagte er. »Man merkt, dass du durch und durch eine McCabe bist.« Er küsste sie noch einmal und ging.
Noch während er sich abwandte und seinen Fuß auf die Treppe
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