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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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gefleckten Haut des Kindes, war aber ergriffen von seiner erstaunlich kleinen, makellosen Gestalt. Sie fuhr ihm mit einem Finger durch den Mund und klopfte ihm rasch auf den Rücken. Nichts. Sie legte es auf ein sauberes Handtuch und massierte seine Brust, dann legte sie ihre Lippen über den kleinen Mund und die Nase des Babys und beatmete es sachte. Das Baby zuckte. Gaia beatmete es noch einmal und gab dem Baby einen weiteren Klaps, und dann schrie es. Es war ein winziges, verdrossenes Maunzen. Erleichterung durchströmte Gaia, und ihre Mutter sah auf.
    Mit jedem energischeren Schrei gewann das Baby an Farbe.
    »Oh, Gaia«, sagte ihre Mutter und streckte die Hände aus. »Gib ihn mir.«
    »Sie ist ein Mädchen«, sagte Gaia und reichte sie ihr. Gaias Hände zitterten. Sie sah zu, wie ihre Mutter das kleine Baby sanft und liebevoll an ihr Gesicht führte, und lächelte über die plötzliche Stille, als das Baby zu schreien aufhörte und stattdessen ein leises, schmatzendes Geräusch mit seinen winzigen Lippen machte. Es war eines der kleinsten Babys, die Gaia je entbunden hatte, und wie andere Frühgeburten auch war es mit einer cremefarbenen Substanz bedeckt. Darunter aber nahm seine Haut eine gesunde rote Farbe an.
    Gaia richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Mutter und sah, dass etwas an der Art, wie nach wie vor Blut aus ihr strömte, schrecklich falsch war. Gaia beseitigte die Nachgeburt und massierte den Unterleib ihrer Mutter, damit er sich wieder zusammenzog. Sie tat alles, was sie konnte, um die ungewöhnlich starke Blutung zu stoppen, doch vergebens.
    »Mom«, sagte sie. »Du blutest noch immer. Was soll ich nur tun?«
    »Hast du etwas Hirtentäschelkraut?«
    Gaia schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts bei mir. Überhaupt nichts.«
    Ihre Mutter zuckte zusammen und schien den Atem anzuhalten. Sie befeuchtete ihre Lippen und richtete den Blick auf Gaia, die es kaum ertragen konnte, als ihre Mutter zu lächeln versuchte.
    »Komm schon, Mom. Was kann ich sonst noch tun?«
    »Es ist schon gut«, sagte ihre Mutter.
    Aber es war nicht gut. Gaia konnte das sehen. Abermals massierte sie den Bauch ihrer Mutter, fester diesmal, und sah, wie sich das Gesicht ihrer Mutter vor Schmerzen verzog. Wie eine feine, scharfe Klinge bohrte sich das Bewusstsein in Gaias Brust, dass dies alles ihre Schuld war; hätte sie nicht versucht, ihre Mutter zu befreien, wenn sie sie im Turm gelassen hätte, würde sich ihre Mutter nun aller Wahrscheinlichkeit nach ausruhen und in Sicherheit sein, statt ihren Lebenssaft auf die weißen Handtücher zu vergießen.
    »Lass mich Hilfe holen«, sagte Gaia.
    »Nein. Geh nicht weg.«
    »Aber das ist alles allein meine Schuld. Im Turm wärst du wenigstens in Sicherheit gewesen.«
    »Wie sehr du dich irrst, meine Liebe. Jetzt kümmere dich um dieses Kind.«
    Gaia wischte sich eine Träne aus dem Auge und riss ein schmales Band Bettwäsche ab, um die Nabelschnur des Babys abzubinden.
    Ihre Hände waren ungeschickt und zitterten, aber ihre Mutter lächelte nur.
    »Es tut mir leid, Mom.«
    »Du machst das sehr gut«, murmelte sie. »Press ein frisches Handtuch auf die Blutung und lass mich etwas ausruhen.«
    Gaia schob ein sauberes, weiches Handtuch zwischen die Beine ihrer Mutter und versuchte, es ihr bequem zu machen. Sie hatte praktisch vergessen, wo sie waren oder dass irgendwer nach ihnen suchte, bis sie ein lautes Poltern im Flur hörte.
    Das war’s , dachte sie. Und sie war froh darüber. Jemand würde hereinkommen und ihre Mutter retten. Sie presste ihr Gesicht an das ihre, schützte ihren schwachen Leib mit dem Arm und legte ihre Hand über die Hand ihrer Mutter, die das Neugeborene hielt. In dieser Position hörten sie, wie die Tür sich öffnete, und Gaia wusste, dass jemand in den Raum blickte. Nur Zentimeter vor ihr blitzten die Augen ihrer Mutter. Ihre Blicke trafen sich, und sie hielten ganz still.
    »Mann«, sagte jemand ärgerlich, »die fangen besser mal mit der Wäsche an.«
    »Niemand da?«, war eine andere Stimme zu hören.
    Die erste Stimme entfernte sich. »Hier stinkt’s. Schließ die Tür.«
    Als die Tür ins Schloss fiel, blinzelte Gaia ihre Mutter überrascht an.
    »Idioten«, murmelte ihre Mutter und lächelte.
    »Lass sie mich holen«, sagte Gaia leise und drückte die Hand ihrer Mutter. »Sie können einen Arzt rufen.«
    »Nein, Gaia. Ich will niemanden sonst.«
    Gaia vergrub ihre Finger im Kragen ihrer Mutter. »Bitte, Mom«, flüsterte sie.
    Ihre Mutter atmete

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