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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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breiten, steinernen Herd. Der Raum war angenehm warm, und Gaia sah, dass ein kleines Feuer auf dem Rost flackerte. Auf der Arbeitsfläche war eine Reihe flacher Kistchen, in denen Lätzchen lagen, manche davon zerknittert. Gaias Blick fiel auf ein Dutzend gläserner Babyflaschen, die umgekehrt auf einem Geschirrständer standen.
    »Hallo?«, hörten sie eine Frauenstimme. Die Stimme klang erschöpft, aber gelassen und hoch wie eine Flöte. »Franny, bist du das?«
    Leon bewegte sich auf die Stimme zu, und in diesem Moment kam eine junge Frau in einem roten Kleid durch die Tür, die ein Baby auf dem Arm trug. Fest und gleichmäßig tätschelte sie seinen Rücken. Man sah ihr ihre Überraschung an, als sie stehen blieb.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte die Frau Leon. Sie war kaum mehr als ein Mädchen, nur wenige Jahre älter als Gaia, mit vollen, rosigen Wangen und pummeligen Händen. Sie blickte von Leon zu Gaia, und ihr Gesichtsausdruck entspannte sich, als sie das Baby sah. »Ich bin Rosa«, sagte sie. »Kennen wir uns?«
    »Ist Schwester Khol da?«, fragte Gaia.
    Rosa betrachtete interessiert ihre nasse Kleidung. »Nein. Was ist mit dir passiert? Und wieso lässt du das Baby so nass werden?« Sie legte das Kind in ihren Armen in eines der Bettchen auf dem Tresen und strich sich sorgfältig eine lose Locke ihres schwarzen Haares hinters Ohr. Dann griff sie nach Maya. »Komm her, Schätzchen«, gurrte sie.
    Als Gaia instinktiv zurückwich, sah Rosa verwirrt auf. Sie drehte sich kurz zu Leon, dann trat ein Ausdruck der Ernüchterung auf ihr Gesicht. »Du bist Leon Quarry. Oder Grey. Richtig?«
    Leon gab keine Antwort. Rosas Blick huschte weiter zwischen ihm und Gaia hin und her, dann sah sie auf Maya herab. Gaia wollte gerade etwas sagen, aber Leon schüttelte warnend den Kopf.
    Die junge Frau räusperte sich und sah wieder Leon an. »Nun ja«, sagte sie, und ihre Stimme war nun etwas tiefer, und ahnungsvoll. »Es gibt für alles ein erstes Mal.«
    Bevor Gaia begriff, was er im Sinn hatte, nahm Leon einen Tonkrug vom Tresen und schwang ihn in einem schnellen, schweren Bogen gegen Rosas Kopf. Er traf sie mit einem dumpfen, kompromisslosen Laut, Rosa sackte zusammen, und als Leon sie auffing, gab sie nicht das kleinste Geräusch von sich, nicht einmal einen Schmerzenslaut.
    Gaias Augen weiteten sich vor Schreck. »Meinst du das mit Herausreden?«
    Er ließ Rosas schlaffe Gestalt zu Boden sinken und griff sich eine Schürze von einer Stuhllehne. Erstaunt verfolgte Gaia, wie er Rosas Hände damit rasch hinter ihrem Rücken fesselte.
    »Bleib hier«, sagte er und nahm den Krug wieder an sich.
    »Was hast du vor?«
    Doch er war schon durch die Tür verschwunden, durch die Rosa gekommen war, und einen Moment später hörte sie seine raschen Schritte auf der Treppe. Es gab einen kurzen Aufschrei, und dann wurde abermals ein Körper über den Boden gezogen. Gaia starrte die Gefangene auf dem Boden an und fragte sich, ob sie noch atmete. Rosas Augen waren geschlossen, und ihr Gesicht war blass im Feuerschein, aber ihre Lippen waren geöffnet, und ihre Brust hob und senkte sich.
    Leon kam wieder die Treppe herab und schwang sich in die Küche. »Das waren alle«, sagte er. »Wir haben nur ein paar Minuten, bis eine wieder zu sich kommt. Du holst dir von oben Nahrung für deine Schwester, und ich nehme mir das Büro vor. Ich habe eine Idee. Gaia?«
    Sie löste den schreckensstarren Blick von Rosa und schloss ihre Schwester fest in die Arme. »Musste das sein?«, flüsterte sie.
    Er legte den Kopf schief und betrachtete sie eingehend und ohne Reue. Sie erkannte, dass sie naiv gewesen war. Er war Soldat und darauf trainiert, rasch zu handeln und wenn nötig Gewalt anzuwenden. »Es tut mir leid«, sagte sie.
    Er blickte über seine Schulter, lauschte, dann trat er an sie heran und sagte liebevoll: »Willst du dich jetzt um deine Schwester kümmern oder nicht?«
    Sie ließ Pearls nassen Umhang über die Lehne eines Stuhls fallen, sah kurz nach dem Baby in seinem Bettchen auf dem Tresen, dann drückte sie sich mit Maya an der Brust an Rosa vorbei aus dem Raum und eilte die Treppe nach oben. Leon ging Richtung Büro.
    Nur wenig Tageslicht beleuchtete die enge, steile Treppe. Oben waren zwei Türen auf jeder Seite, alle geöffnet. Der Raum zu ihrer Linken war dunkler, darin eine Reihe von Kinderbettchen. Sie folgte einem schwachen, undefinierbaren Klang in den Raum zu ihrer Rechten und betrat eine kleine, saubere Säuglingsstation.

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