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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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flüsterte sie heiser.
    »Gaia! Schnell!«, sagte er. »Es ist niemand zu sehen. Komm mit!«
    Blinzelnd kroch sie hinaus in den dichten Regen, und bis sie auf ihre Füße kam und sich aufrichtete, war sie bereits klatschnass. Schützend zog sie ihren Umhang über dem Baby zusammen. Leon nahm sie wieder bei der Hand, und so rannten sie zwischen Bienenstöcken und regennassen Bäumen über das Gelände der Imkerei. Blitze erhellten den Himmel, Donner krachte und ließ ihr das Herz vor Schreck stehen bleiben. Sie schrie auf und ließ Leon los, um das Baby mit beiden Händen festhalten zu können.
    »Wohin jetzt?«, rief sie, als sie das Ende des Geländes erreichten.
    »Gleich da vorne, nur ein paar Meter«, schrie Leon, um sich über den Wolkenbruch hinweg verständlich zu machen.
    Sie rannten eine Gasse hinab und um eine Ecke. Um sie herum strömte und platschte der Regen und setzte Gaias Schuhe unter Wasser. Sie konnte kaum den Bürgersteig vor sich sehen, und das rauschende Tosen erfüllte ihre Ohren.
    Dann zog Leon sie an sich und drückte sie hart gegen eine Wand, wo ein niedriges, vorstehendes Dach einige wenige Millimeter Schutz bot. Sie leckte ihre Lippen und schmeckte den Regen. Ihre Schwester in ihren Armen hatte die Lippen zu einem kleinen Schmollmund verzogen.
    »Wir sind da«, sagte er. »Das ist das Säuglingsheim.«
    Sie sah an der Mauer empor. Über ihnen fiel der Regen in schrägen Streifen gegen die oberen Fenster. Das Säuglingsheim war ein weißes, zweistöckiges Häuschen mit dunkelgrünen Läden. Vier Blumenkästen mit Geranien hingen vor den Fenstern, und der Regen floss in Strömen von ihren Ecken in die darunterliegende Straße. Gaia war überrascht. Aus irgendeinem Grund hatte sie ein größeres Gebäude erwartet, etwas wie eine Institution, aber dieses Haus sah beinahe einladend aus. Dort, wo sie standen, befanden sich mehrere große Container, und der unverkennbare Geruch von Bleichmittel und schmutzigen Windeln mischte sich mit dem Geruch des Regens.
    »Wie seid ihr hineingekommen, um euch die Babys anzusehen?«
    Leon deutete auf einen Balkon im Obergeschoss. »Sie sind dort oben.«
    Ein dünnes Spalier führte an der Wand empor, und Gaia musste schlucken, als sie sich vorstellte, mit Maya im Arm daran hochzuklettern. »Ihr seid geklettert? Wart ihr verrückt?«
    »Fiona schon«, sagte Leon und zupfte dann an ihrem nassen Ärmel. »Komm mit. Es gibt einen Hintereingang.«
    Sie blickte nach rechts, sah einen weiteren Regenvorhang über die Straße auf sie zu wischen. Leon zog sie um die Ecke und eilte mit ihr durch ein Holztor in einen engen Hinterhof. In einem Stall an der hinteren Wand brachen ein paar Hühner in aufgeregtes Gackern aus. Schwach war über dem Lärm des Regens und der Hühner das Schreien eines Babys zu vernehmen. Leon führte sie um eine weitere Ecke, wo ein paar Stufen zu einer Hintertür führten.
    »Ich gehe rein«, sagte er. »Ich weiß, wo das Büro ist. Ich werde sehen, was ich finden kann.«
    »Wir bleiben zusammen«, widersprach sie. Er wandte sich ihr zu und wollte offensichtlich mit ihr diskutieren. Sie wischte sich den Regen aus den Augen. »Das ist nicht verhandelbar«, fügte sie hinzu.
    »Du kannst das nicht tun, Gaia«, sagte er. »Das ist Selbstmord. Wenn irgendjemand dich erkennt, wird er die Wachen rufen.«
    »Und was ist mit dir? Wirst du nicht auch gesucht?«, wollte sie wissen.
    »Ich kann mich immer herausreden.«
    Beinahe musste sie lachen. »Wirklich? Das würde ich gerne erleben«, sagte sie.
    »Schwester Khol könnte dort drinnen sein.«
    »Ich habe sie betäubt im Turm zurückgelassen.«
    »Das ist aber schon Stunden her«, widersprach er.
    Gaia hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber sie wusste, dass sie keinen Moment länger mit ihrer kleinen Schwester hier im Regen stehen konnte. Sie griff nach dem metallenen Türknauf und drehte ihn. Zu ihrer Überraschung war die Tür nicht verschlossen. Sie wartete nicht auf eine weitere Einladung, ging hinein und fand sich in einer halbdunklen, sauberen Küche wieder.
    Leon trat hinter ihr ein und schloss die Tür. Das ohrenbetäubende Rauschen des Regens blieb zurück, und in der plötzlichen Stille war selbst das Tropfen eines Wasserhahns erstaunlich laut. Arbeitsflächen und Tisch waren abgeräumt bis auf ein Sieb voll mit Bohnen neben dem Spülbecken. Beim Fenster hing ein Knoblauchzopf von einem Haken. Die rückwärtige Wand war aus Stein, mit einer eingesetzten Feuerstelle und einem

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