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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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sie ein und tanzte über seine Züge, während er sie neugierig beobachtete. »Natürlich. Worauf willst du hinaus?«
    Sie griff seinen Arm. »Alles, was meine Mutter wollte, alles, was sie wirklich wollte, war, zu wissen, dass es meinen Brüdern gut geht. Sie konnte aber nicht herausfinden, wer sie innerhalb der Mauer waren. Oh, Leon.« Erregung packte sie. »Wir müssen zum Säuglingsheim. Ich muss versuchen, an die Verzeichnisse der Adoptiveltern zu kommen.«
    »Du meinst, welche Namen die Kinder innerhalb der Enklave haben?«, fragte er verwirrt.
    Wieder war da ein Geräusch hinter ihnen, diesmal näher.
    »Das Gegenstück zum Code meiner Mutter«, drängte sie. »Das sind die Informationen, die wir für die Menschen draußen brauchen, für Menschen wie meine Mutter. Außerdem wird es im Säuglingsheim auch Milchpulver für Maya geben. Wir müssen gehen!«
    Leon hatte verstanden, er nahm ihren Arm und ging los, den engsten der Tunnel hinab. Sie sog scharf die Luft ein, als ihr heißes Wachs über die Finger spritzte und ihre Kerze ausging.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Ist schon in Ordnung. Geh voran. Ich halte mich wieder fest. Los, schnell!« Wieder packte sie sein Hemd, während er mit der Kerze den Weg wies. An einer Abzweigung bog er nach links. Dann hatte sie allmählich das Gefühl, dass sie bergauf liefen. Sie passierten die ausgetrockneten Knochen eines kleinen Tiers, und dann, gerade, als der Tunnel sich wieder verbreiterte, wurde sein Zustand schlechter. Wo die Decke eingebrochen war, waren große Felsen herabgestürzt und ließen nur enge, zerklüftete Durchgänge frei. Einmal kletterte Leon voran und ließ sie in fast völliger Dunkelheit zurück, dann reichte sie ihm das Baby durch ein Loch und kletterte hinterher. Zweimal hielten sie inne, um auf Geräusche zu lauschen, doch alles, was Gaia hören konnte, war ihr schneller Atem in der lastenden Stille.
    »Was, wenn sie uns am Ausgang den Weg abschneiden?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht«, sagte Leon.
    In der Dunkelheit verlor die Zeit ihre Bedeutung, und es kam ihr so vor, als würden sie schon ewig durch die gewundenen, alten Tunnel des Bergwerks irren. Maya gab kleine, klagende Laute von sich, regte sich aber kaum, und Gaia musste darauf vertrauen, dass sie wohlauf war. Schließlich glaubte sie, einen grauen Lichtschein zu sehen, sie nahmen eine weitere Abzweigung, und tatsächlich war da weit vor ihnen die Spiegelung grauen Lichts auf den Felsen.
    Leon blies seine Kerze aus, und sie hasteten die Steigung empor. Der Tunnel verengte sich wieder, beschrieb eine Biegung, und die graue Reflexion wurde größer und heller. Der Tunnelboden hob sich wie eine mächtige, unebene Steinplatte, in den Spalten rann Wasser, offenbar befanden sie sich in einer natürlichen Höhle. Sie mussten kriechen, und als sie sich umdrehte, konnte sie von dem Tunnel keine Spur mehr hinter sich entdecken. Während sie sich dem Licht näherten, schwoll der Klang des Wassers zu einem hallenden Rauschen an. Die Öffnung nach draußen war kaum groß genug, hindurchzukriechen, und ein Geflecht aus Wurzeln und Ranken verengte sie noch weiter. Durch die Wurzeln sah sie einen Vorhang aus dichtem Regen, der laut auf den harten Boden niederprasselte, und dahinter, kaum auszumachen, die gedrungenen Umrisse von Bienenkörben.
    »Es regnet«, sagte sie verwundert.
    Es war Monate her, seit es das letzte Mal geregnet hatte. Monate! Regenwasser pflegte das Leben außerhalb der Mauer zu verwandeln – wie purer Reichtum, der vom Himmel fiel. Allein der Geruch! Sie konnte die süße Feuchtigkeit schmecken, als ob die nasse Erde selbst ein Gewürz geworden wäre.
    »Leon, sieh nur«, sagte sie.
    »Ich weiß«, flüsterte er. Seine Stimme war kaum zu hören über dem Rauschen des Regens. Er legte ihr auf dem engen Raum eine Hand auf die Schulter und streckte sich zu der Öffnung. »Lass mich nachsehen, ob jemand dort draußen ist. Warte eine Minute. Ich bin gleich wieder da«, sagte er.
    Bevor sie widersprechen konnte, war er verschwunden. Ein Blitz zuckte, gefolgt von einem Donnerschlag, und sie schrak zusammen. Das Baby krähte unglücklich. Gaia bettete Maya schützend an ihren Hals, legte ihren Umhang über sie und stützte den kleinen warmen Kopf. Bestimmt war eine Minute längst um, und Gaia, die sich plötzlich sicher war, dass man ihn gefasst hatte, lauschte angstvoll auf das Geräusch eines Schusses, als Leon wieder vor der Öffnung auftauchte.
    »Mach das nicht noch einmal!«,

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