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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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kommen. Ihre Knie hatten sich ungeschickt im roten Stoff ihres Kleids verheddert.
    »Nicht bewegen«, sagte Gaia.
    Rosa drehte ihr das Gesicht zu. Ihr schwarzes Haar bedeckte zur Hälfte ihr Gesicht, und eine Strähne hatte sich in ihrem Mundwinkel verfangen. »Du musst mich gehen lassen«, sagte sie mit ihrer nach wie vor makellosen Sopranstimme. »Ich habe mich um die Babys zu kümmern.«
    Das Baby in dem Bettchen auf dem Tresen schwenkte einen Arm und gab ein fröhliches Gurgeln von sich. Wieder drang ein Schrei von oben, gefolgt von einer zweiten Babystimme.
    »Wo habt ihr das Milchpulver?«, wollte Gaia wissen und suchte die Küche nach geeigneten Behältnissen ab. Eine Wand wurde ganz von Einbauschränken eingenommen. Sie legte den Korb und Maya auf dem Tisch ab und begann, so schnell sie konnte die Schranktüren zu öffnen. Der erste Schrank enthielt Nahrungsmittel für Erwachsene, der zweite Teller. Der dritte war mit verschlossenen Tonbehältern vollgestopft. Gaia nahm einen davon heraus. Der Deckel löste sich mit einem saugenden Geräusch: cremefarbenes Pulver.
    »Nimm das nicht mit«, sagte Rosa. »Das brauchen wir selbst.«
    Gaia tauchte ihren kleinen Finger in das Pulver und kostete es, dann griff sie sich einen der Behälter und warf ihn in den Korb. Sie nahm drei Fläschchen aus der Spüle, füllte sie mit Wasser und stülpte die Sauger darüber, während Babygeschrei von oben erklang.
    »Leon!«, rief sie und verstaute die Flaschen in dem Korb mit den Decken. Sie nahm ihre Schwester wieder hoch und packte den prallen Korb an den Griffen. »Gibt es eine Liste mit den Geburtstagen der Kinder?«, fragte sie. »Irgendwelche Aufzeichnungen?«
    Rosa lachte auf. »Glaubst du, ich würde sie dir geben? Du weißt, dass man euch fassen wird«, sagte sie und bewegte sich wieder, Zentimeter für Zentimeter auf die Feuerstelle zu. »Sie werden euch hängen, mitten auf dem großen Platz vor der Bastion, und ich werde zusehen.«
    »Leon!«, rief Gaia abermals. Sie hätte nicht zu sagen vermocht, was ihr mehr zu schaffen machte: das immer drängendere Schreien der Babys von oben, oder die düsteren Prophezeiungen dieses Mädchens, vorgebracht mit dieser klaren, hohen Stimme.
    Er erschien in der offenen Tür. »Ich kann nichts finden«, sagte er. »Es muss alles zugriffsbeschränkt sein.« Er nahm ein paar rote Umhänge aus einem der Schränke. »Hier.«
    »Sie weiß, wo wir die Liste finden können«, sagte Gaia, »aber sie will es mir nicht sagen.«
    Einen Moment sah Leon ihr in die Augen, als habe er eine wichtige Entscheidung zu treffen. Tu es , dachte Gaia, tu, was immer notwendig ist.
    »Ihr kommt nie auf die andere Seite der Mauer«, flötete Rosa. »Sie lassen euch von jedem Fenster aus beobachten und haben überall ihre Wachen.«
    Leon legte Gaia einen Umhang über die Schulter, und sie kuschelte sich in den warmen, weichen Stoff. Dann warf er den anderen Umhang auf den Tisch und langte nach dem Griff eines Messers, der aus einem Holzblock ragte. Die scharfe, kurze, gezackte Klinge leuchtete blau im Licht des verregneten Tages. Während das Schreien von oben immer verzweifelter wurde, trat er einen Schritt auf Rosa zu, die immer noch gefesselt am Boden lag. Er richtete das Messer auf sie.
    »Das wagst du nicht«, sagte sie, die Augen groß vor Furcht.
    Rasch warf Leon das Messer hoch und fing es geschickt wieder auf. »Wo ist die Liste?«, fragte er.
    Gaia hielt den Atem an und biss sich auf die Lippe. Rosa rutschte weg, so weit sie nur konnte. Ihre Stimme wurde noch schriller vor Angst. »Ich weiß es nicht!«, rief sie. »Wirklich nicht!«
    Das Baby auf dem Tresen begann zu weinen und setzte einen grellen, dissonanten Kontrapunkt zu Rosas Flehen.
    Leon trat einen weiteren Schritt auf sie zu und bückte sich, um ihr die Messerspitze an die Kehle zu halten.
    Gaia hielt ihre Schwester fest im Arm und fragte sich entsetzt, wie weit Leon wirklich gehen würde.
    »Sag mir, wo«, sagte er. Seine Stimme war ruhig und entschlossen. »Und ich meine nicht im Computer. Ein geschriebenes Verzeichnis. Schwester Khol hat sicher eine Kopie.«
    Die Klinge strich ihre Haut entlang. Rosa keuchte vor Angst. »Tu mir nichts! Schaut in der unteren Schublade des großen Aktenschranks nach. An der hinteren Wand«, sagte sie. »Ich schwöre, dass es da ein paar Bücher gibt. Die Schublade unten rechts. Schaut nach! Bitte!«
    Leon warf Gaia einen Blick zu und nickte.
    Gaia setzte ihre Schwester und den Korb wieder auf dem Tisch ab

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