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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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nach ihm gefragt hast. Er wird sicher gerührt sein.« Die Stimme Sergeant Bartletts wurde schneidend, und seine braunen Augen zeichneten sich scharf in dem metallischen Rechteck ab, als er sagte: »Wir wollen nur hoffen, dass du ihm nicht seine Karriere versaut hast.«
    Gaia spürte den Drang, ihm durch das Fenster ins Gesicht zu schlagen, aber da schloss er es schon wieder und ließ sie allein in der Dunkelheit zurück.
    Sie wandte sich in den Raum und lauschte, wartete darauf, dass ihre Augen sich anpassen würden, und legte ihre kühle Handfläche auf die brennende Wange. Sie befand sich in einem kurzen Gang, sah sie jetzt, der weiter vorne um eine Ecke führte. Von dort kamen leise Frauenstimmen. Behutsam und neugierig ging sie weiter und hörte ihren Magen knurren.
    Die Fingerspitzen vorsichtig an die Wand gelegt ging sie weiter bis zur Ecke, und dort, wo der Flur in eine große Zelle mit hoher Decke mündete, hielt Gaia inne. Drei kleine Fenster hoch oben zu ihrer Linken unter der Decke warfen ein weiches, graues Licht auf ein halbes Dutzend Frauen, die in Paaren beisammenstanden oder auf hölzernen Bänken saßen. Sie waren alle in Grau gekleidet, so wie sie, und hatten kurz geschnittenes Haar.
    Rasch blickte Gaia in die Runde, in der Hoffnung, ihre Mutter zu finden, doch obwohl die meisten der Frauen so alt wie ihre Mutter oder auch ein wenig älter waren, kannte sie keine von ihnen. Schließlich stand eine auf und trat mit ausgebreiteten Armen vor. »Ich würde dich ja willkommen heißen«, sagte sie. »Aber dies ist kaum ein Ort der Freude. Ich bin Sephie Frank. Und wer bist du, Kind?«
    »Ich bin Gaia Stone«, sagte sie.
    Schlagartig breitete sich überraschtes Murmeln im Raum aus.
    »Bonnies Tochter?«, fragte Sephie und studierte ihr Gesicht. »Weißt du, wo sie jetzt ist?«
    »Nein«, sagte Gaia, »ich dachte, sie wäre hier, im Gefängnis.«
    »Sie war ein paar Tage hier. Aber dann brachte man sie fort. Das war, hm, vor etwa drei Wochen? Heute früh bei der Hinrichtung haben wir sie von fern gesehen, konnten aber nicht mit ihr reden.«
    »Was ist mit meinem Vater? Habt ihr ihn gesehen?«
    Sephie sah rasch zu den anderen, und das Gemurmel verstummte. Jemand hustete hinter vorgehaltener Hand. Furcht zog an Gaias Knochen, als habe sich auf einmal die Schwerkraft erhöht. Möglicherweise war die Lage noch schlimmer, als Derek ihr erzählt hatte.
    »Was wisst ihr?«, fragte sie leise. Ihre Worte trafen auf den Steinboden und verloren sich in einer unheilvollen Stille.
    Sephie trat näher und legte ihr sanft die Hand auf den Arm. »Dein Vater ist tot«, sagte sie, »er wurde auf der Flucht getötet. Vor Wochen schon.«
    »Nein«, sagte Gaia, »das kann nicht sein.« Ihre Knie gaben nach, und willig ließ sie sich von Sephie zu einer Bank führen. »Ich habe gehört, seine Hinrichtung sei für nächste Woche angesetzt.«
    Die Frauen warfen sich Blicke zu. »Es tut mir leid«, sagte Sephie.
    Gaia schüttelte den Kopf. Ihr lieber Vater, der so wunderschön nähte, der für jeden ein mildes Lächeln und einen guten Rat übrig hatte, der das Banjo spielte, als würde er vom Teufel geritten, und in Gegenwart ihrer Mutter pure Freude versprühte – wie konnte er fort sein und sie nichts davon wissen?
    »Es tut mir leid«, wiederholte Sephie.
    »Bitte nicht«, stöhnte Gaia. Sie hatte ihr Leben riskiert, um in die Enklave vorzudringen. Um ihn und ihre Mutter zu retten. Und war zu spät gekommen.
    »Deine Mutter ist aber noch am Leben«, sagte Sephie.
    Sie legte eine Hand aufs Herz. »Als du das Baby retten gegangen bist, da muss sie sehr stolz auf dich gewesen sein.«
    »Woher willst du das wissen?«, presste Gaia hervor.
    »Weil sie dasselbe getan hätte.«
    Gemurmelte Zustimmung von den anderen Frauen, aber Gaia dachte an die stumme Botschaft ihrer Mutter: Greif nicht ein.
    »Gaia, jeder weiß, was du heute getan hast. Wie du das Baby gerettet hast«, sagte Sephie. »Selbst hier drinnen haben wir davon gehört. Du hast die Menschen zum Nachdenken gezwungen.«
    Im Zwielicht der Zelle ließ Gaia den Blick über die Frauen wandern. Die braunhaarige Sephie hatte ein sanftes, trauriges Gesicht, das Gaia an den vollen Mond erinnerte, mit weit auseinanderstehenden grauen Augen und einem kleinen Mund. Diese Frau hatte mit ihrer Mutter gesprochen, hier, in dieser Zelle, und jetzt, da Gaia dringender denn je etwas Zuwendung brauchte, bot Sephie sie ihr an.
    »Warum hat man euch hier eingesperrt?«, fragte Gaia.
    Sephies

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