Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich hatte er den Arzt angewiesen, das Baby zu töten. »Ihr seid ein Feigling«, zischte sie. »Das ist es doch. Übergebt mich an Bruder Iris, oder wie immer er heißt. Macht mit mir, was Ihr wollt. Ich habe Euch nichts mehr zu sagen.« Sie ging zur Tür und trat mit dem Fuß dagegen. »Hey!«, rief sie. »Holt mich hier raus!«
    Captain Grey unternahm nichts, sie zurückzuhalten, und als er nach dem Türknauf griff, trafen sich ihre Augen kurz. »Ich werde für dich tun, was ich kann, Gaia«, sagte er leise.
    »Überanstrengt Euch nicht«, giftete sie.
    Damit brachte sie ihn kurz zum Lachen, und sie war zu wütend, um zu merken, dass ein bitterer Beiklang seine Belustigung trübte. Dann öffnete er die Tür und rief nach der Wache. »Sergeant Bartlett«, sagte er, »bringt sie in Zelle Q. Sorgt dafür, dass sie zu essen hat, duschen kann und frische Kleider erhält. Bringt ihre persönliche Habe zu mir. Anschließend werde ich einen Boten brauchen.«
    »Ja, Captain«, Sergeant Bartlett salutierte kurz. Drei weitere Wachen umringten sie, als sie auf den Flur hinaustrat, als wäre sie eine hochgefährliche Person, die mit gefesselten Händen eine beliebige Zahl kräftiger Männer überwinden könnte. Stolz hob sie das Kinn und ließ sich abführen.

9
    Die Ärztinnen von Zelle Q
    »Beeil dich«, sagte die Wachhabende, und Gaia schlüpfte rasch aus ihrem roten Rock und ihrer Tunika, streifte ihre Schuhe ab, und reichte der Frau den Stapel. Das Band behielt sie zurück und hängte es über einen Knauf. Schon vermisste sie das vertraute Gewicht der Taschenuhr um ihren Hals.
    Als sie die Dusche aufdrehte, stellte sie verblüfft fest, dass ganze Ströme warmen Wassers aus dem Rohr an der Wand kamen. Diese Verschwendung erstaunte sie. Und die Seife war ein weicher, blauer Riegel, der auf Haut und Haar sofort zu schäumen begann. Ein solcher Luxus in einem Gefängnis überstieg ihre kühnsten Träume.
    »Raus mit dir!«, rief die Wache und reichte ihr ein Handtuch, gefolgt von Unterwäsche und einer grauen Tunika, die Gaia bis zu den Knien reichte. Der raue Stoff kratzte auf ihrer Haut, und sie nestelte ungeschickt an den drei weißen Knöpfen auf der Vorderseite. Es gab keinen Kamm, aber sie tat ihr Bestes, die Strähnen in ihrem Haar zu lösen, und band es dann wieder zusammen.
    Die Wache musterte sie skeptisch, als sie sauber und angezogen aus der Dusche trat. Als Gaia nach ihren Schuhen griff, bedeutete sie ihr, stattdessen ein Paar ausgetretener Pantoffel überzuziehen. Gaia ließ ihre schmalen Füße hineingleiten und stellte fest, dass ihr die Schuhe zu groß waren.
    »Du musst mir das Band da geben«, sagte die Wache, »ob’s dir passt oder nicht, sie werden dir wahrscheinlich eh die Haare schneiden, drüben in Q.«
    »Bis dahin kann ich es ja noch behalten«, sagte Gaia.
    Die Wache, eine ältere Frau mit muskulösen Armen und einem kantigen Gesicht, warf ihr einen scheelen Blick zu, grunzte und wandte sich ab, und einen Moment lang glaubte Gaia, sie ließe ihr ihren Willen. Dann aber fuhr die Frau herum und schlug Gaia mit der Rückseite ihrer Hand so hart auf die rechte Wange, dass Gaias Kopf zur Seite gerissen wurde.
    Keuchend stürzte Gaia auf den steinernen Boden. Die Wache riss ihr das Band aus dem Haar. »Wirst schon lernen, nicht so frech zu sein.«
    Gaia schluckte ihre Tränen herunter, hielt sich die pulsierende Wange und musste verzweifelt mit ansehen, wie die Frau das Band auf den Kleiderstapel legte, dann rief sie: »Reinkommen!«, und Gaias Eskorte tauchte so plötzlich auf, als ob sie direkt vor der Tür gewartet hätten.
    Sie erhob sich und folgte ihnen. Die Männer brachten sie durch mehrere Flure und Treppenhäuser, bis die Gänge muffig zu riechen begannen, so als ob nur wenig frische Luft durch so viel Mauerwerk dränge. Am Ende des letzten Gangs schloss eine der Wachen eine große Holztür auf und trat beiseite.
    Gaia spähte hinein, sah aber nur einen dämmrigen, leeren Gang, in graue Schatten gehüllt.
    »Man hätte mir zu essen bringen sollen«, erinnerte sie Sergeant Bartlett.
    »Sag bloß«, erwiderte der unterkühlt und schubste sie vorwärts.
    »Ist das Zelle Q?«, wollte sie wissen und drehte sich um.
    Die Wache aber hatte die Tür schon geschlossen.
    »Wann werde ich Captain Grey wiedersehen?«, rief sie.
    Sie hörte ein Lachen, und das Sichtfenster in der Tür öffnete sich abrupt. »Ich bezweifle, dass du ihn je wiedersehen wirst, aber ich werde ihm ausrichten, dass du

Weitere Kostenlose Bücher