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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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junger Mann.«
    »Wissen eigentlich alle, dass er der Sohn des Protektors ist?«, fragte Gaia.
    Cotty und die anderen warfen sich Blicke zu. »Das will ich meinen«, sagte Cotty.
    Gaia kam sich vor wie eine Idiotin.
    »Du hast es nicht gewusst!«, lachte Cotty. »Ich sag ja: diese Leute von außerhalb der Mauer. Als ob ihr von einem anderen Stern stammt!«
    Gaia verschränkte abwehrend die Arme. »Es ist nicht so, dass ich nie von ihm gehört hätte«, erklärte sie. »Mir war nur nicht klar, wer er war.«
    »Oh, großartig«, sagte Cotty. »Ich will alles wissen.«
    Gaia wusste nicht recht, was sie darauf erwidern sollte, doch sie sah, dass alle außer Myrna sie erwartungsvoll anschauten. Mittlerweile wusste Gaia gut, welche Macht selbst die kleinsten Nachrichten hatten, die von außerhalb der Gefängnismauern zu ihnen drangen, doch sie war sich nicht sicher, was sie von Leon preisgeben durfte. Sie pickte einen letzten Brotkrumen aus dem grauen Stoff auf ihrem Schoß. »Ich weiß nicht«, wich sie aus.
    Cotty lachte. »Du magst ihn!«
    »Tu ich nicht!«, protestierte Gaia.
    Doch die anderen Frauen lächelten jetzt auch, und Gaia konnte fühlen, wie ihre Wangen warm wurden. »Das ist lächerlich«, sagte sie. »Ich kenne ihn kaum. Außerdem weiß ich doch, wie hässlich ich bin.«
    Cotty lehnte ihren Kopf entspannt zurück und sah für einen Moment richtig gelassen aus. »Weißt du, das dachte ich auch zuerst«, sagte sie. »Aber man gewöhnt sich an dein Gesicht. Ich sehe jetzt immer deine hübsche Seite, und die andere verschwindet in so einer Art blindem Fleck.«
    Die anderen murmelten zustimmend. Gaia wollte ihren Ohren nicht trauen. So lange hatte sie mit ihrer Hässlichkeit gelebt, hatte sie, wann immer möglich, hinter dem Vorhang ihrer Haare versteckt, dass sie niemals geglaubt hätte, irgendjemand könnte sie hübsch finden. Unwillkürlich rief sie sich Leon vor Augen, wie er neben ihr herlief, und erkannte, dass er ihre unvernarbte Seite gewählt hatte. Es war nur natürlich, ihre entstellte Seite zu vermeiden; das hieß aber noch lange nicht, dass er sie hübsch fand.
    Selbst, wenn er sie beinahe geküsst hätte.
    Sie schloss die Augen und unterdrückte ein Stöhnen.
    »Also, wie ist er so?«, fragte Brooke, eine große, schlaksige Frau mit tiefen Ringen unter den Augen und einer langen, schmalen Nase.
    Gaia sah auf ihre Hände herab. Dann gab sie sich einen Ruck. Was soll’s, tue ich ihnen den Gefallen eben , dachte sie. »Es ist schwer zu sagen. Als ich ihn das erste Mal traf, hatte er gerade meine Eltern festgenommen, und ich hatte Angst vor ihm. Er wirkte damals ernst und kalt. Eigentlich sogar sehr kalt. Jetzt denke ich eher, dass er zurückhaltend ist«, sagte sie. Sie runzelte die Stirn. »Er ist sehr höflich und wortgewandt.« Sie dachte an das Baby der Gehängten, das sie entbunden und er gerettet hatte. Davon konnte sie ihnen aber auch nicht erzählen. »Ich hielt ihn für grausam«, fügte sie leise hinzu. »Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.« Vielleicht manipuliert er dich , dachte sie und warf einen kurzen Blick zu Myrna. Die Entdeckung, dass er von außerhalb der Mauer stammte, war zu persönlich, zu vertraulich, sie den anderen zu verraten, und aus irgendeinem Grund wollte Gaia auch nicht zugeben, dass die Orange von ihm kam. »Er hat so gute Umgangsformen, und dennoch ist er in der Wache. Es ist, als ob er nirgendwo reinpasst.«
    Die Frauen nickten. »Na ja, und das Brot war wirklich eine Überraschung. Er muss eine großzügige Ader haben. Er ist in der Bastion aufgewachsen, weißt du«, sagte Brooke.
    »Bis sie ihn rauswarfen«, ergänzte Cotty. »Wann war das? Zwei … nein, drei Jahre ist das jetzt her.«
    Gaia blickte in die Runde und merkte, dass das allgemein bekannt war. »Wisst ihr, warum?«, fragte sie.
    Cotty reichte Gaia einen Strang blauer Wolle. »Würdest du den für mich aufrollen?«, bat sie. »Das wurde alles schön vertuscht. Er muss so etwa sechzehn gewesen sein, nicht? Ungefähr zur selben Zeit war auch die Sache mit seiner Schwester. Fiona. Eine echte Tragödie.«
    Gaia blickte erwartungsvoll um sich, in der Hoffnung, eine der Frauen würde das Thema weiter verfolgen. Cottys Stricknadeln klapperten vor sich hin. Myrna hatte ihr Buch wieder aufgeschlagen und weigerte sich demonstrativ, sich am Tratsch der anderen zu beteiligen.
    »Was ist passiert?«, fragte Gaia. »Ich meine, ich erinnere mich daran, dass sie bei einem Unfall starb. Aber wie?«
    »Fiona

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