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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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oder? Ja, es war schlimmer. Ich bin sehr viel lieber ein legitimer Niemand von draußen als ein Bastard des Protektors.«
    »Und das will schon etwas heißen«, sagte sie.
    Er lachte kurz auf, und eine matte Dankbarkeit wärmte seinen Blick.
    »Du könntest immer noch einer seiner Seitensprünge sein, bloß aus Wharfton«, erinnerte sie ihn.
    »Du kennst ihn nicht. Er würde nie eine Frau von draußen anrühren.«
    Eine Brise fuhr mit leisem Rascheln durch die Kiefernnadeln, und Gaia hörte einen Vogel zwitschern.
    »Tut mir leid«, sagte er leise. »So denkt er eben. Er, nicht ich.«
    »Ist schon gut.« Sie fragte sich, weshalb sie ihn verstand, weshalb es ihr so leichtfiel, mit ihm zu reden, selbst über die persönlichsten Dinge. Er war nicht der, für den sie ihn gehalten hatte, nicht im Innersten.
    »Warum Orion?«, fragte er. »Warum kein anderes Sternbild?«
    Sie legte ihren Fuß wieder auf den Felsen und betrachtete die kleinen Punkte. »Orion ist der Mädchenname meiner Mutter.« Sie sprach langsam und vertiefte sich in das Muster. »Man könnte sein ganzes Leben die Tätowierung dort am Knöchel haben und nie darauf kommen, dass sie etwas bedeutet.«
    »Bis man es weiß«, sagte er. »Und dann bedeutet sie alles.«
    Sie nickte.
    Als sie ihren Fuß wieder absetzte, spürte sie ein eigenartiges Kitzeln in ihrem Knöchel, so als wären ihre Sommersprossen sich irgendwie der gleichartigen Sommersprossen bewusst, die sich auf seinem Knöchel verbargen. Ob er es auch fühlt? , fragte sie sich.
    »Wir müssen gehen«, sagte er. Er hob beide Hüte vom Boden auf und strich die Kiefernnadeln von ihrem ab, ehe er ihn ihr reichte.
    »Danke«, sagte sie.
    Er sah sie einen langen Moment an, ohne zu lächeln. »Keine Ursache«, antwortete er ruhig.
    Eine ungewohnte Unbeholfenheit ergriff von ihr Besitz, und sie hatte einen Knoten in der Kehle. Instinktiv griff sie nach der fehlenden Uhr an ihrem Hals. Ihre Hand fand nur die Knöpfe ihres Kleids und berührte sie verlegen.
    »Das bringt mich auf etwas«, sagte er. Er zog ihre Uhr aus seiner Tasche und reichte sie ihr. »Die hier brauchen wir nicht mehr.«
    Sie runzelte die Stirn beim Anblick des vertrauten Gegenstands in seiner Hand und zögerte. »Behalte sie.«
    »Wieso?«, fragte er. »Sie gehört dir. Sie funktioniert noch. Ich habe sie für dich aufgezogen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »In Gefangenschaft habe ich keine Verwendung dafür. Außerdem …« Sie konnte es nicht aussprechen, doch die Uhr war für sie entweiht, zerstört von Fremden, die sie untersucht und in ihr herumgestochert hatten.
    Leon schloss seine Finger um die Uhr und ließ sie zurück in seine Tasche gleiten.
    Sie weigerte sich, seinem Blick zu begegnen. Und als sich die Stille zwischen ihnen hinzog, ahnte sie dunkel, dass sie vielleicht eigene Wünsche hegte, Wünsche, die schwer zu beschreiben waren und die eher zu einem Mädchen in einem Garten passten als zu einer Gefangenen.
    Leon räusperte sich. »Dieses Baby«, sagte er schließlich. »Das Kind, du weißt schon, von der Hingerichteten. Es scheint so, als ob dieses Kind es auf den Schwarzmarkt geschafft hätte.«
    Gaia machte große Augen. Ob er das arrangiert hatte? Wenn er es war, der das Kind gerettet hatte, dann allein ihr zuliebe, das wusste sie. Und es konnte nicht leicht gewesen sein. »Danke«, sagte sie.
    Er drehte seinen Hut noch einmal in den Händen, dann neigte er den Kopf, setzte den Hut auf und ging voran – zurück auf den Weg.
    Gaia folgte ihm nach draußen und wartete, während er sorgsam das Tor verschloss. Es bedeutete ihr viel, dass er dem todgeweihten Kind eine Chance gegeben hatte. Dann die Orange. Er hatte für sie getan, was er konnte, wie er es versprochen hatte, und obwohl er immer noch ein Soldat war und Teil eines korrupten Systems, war sie ihm dankbar.
    Als sie sich dem Zentrum näherten, hielt sie einen Moment inne, um Atem zu schöpfen. Sie sah auf und stellte fest, dass sein Blick mit einer neuen Leichtigkeit auf ihr ruhte. Gaia roch frisch gebackenes Brot und sah sich unwillkürlich nach dem Ursprung des verlockenden Dufts um. Da entdeckte sie ein Holzschild mit einer Weizengarbe, das in einer kleinen Gasse von einer Eisenstange hing.
    »Kauf mir etwas Brot«, bat sie leise.
    Er steckte die Hände in die Taschen und lehnte sich zurück. »Das, Schwester Stone, ist unmöglich.«
    Freude durchfuhr sie, und sie sah, dass er beinahe lächelte. Sie trat näher, bis die Knöpfe ihres Kleids fast seine Brust

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