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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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finden, doch es war eindeutig, dass nur die Namen ihrer Eltern an diesem Tag aufgeführt waren. Sergeant Bartlett war zweifellos ihr Bruder Odin. Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Bartletts blondes Haar und die helle Haut verwirrten sie, weil sie und ihre Eltern dunkelhaarig waren. Sie nahm an, dass es dennoch möglich war. Nicht alle Kinder sahen aus wie ihre Eltern. Die Neuigkeit würde ihn überraschen.
    Wenn er wiederkam, musste sie zu allem bereit sein. Sie steckte den kleinen Spiegel in ihre Tasche. Zweifellos wusste Bruder Iris, oder wer immer sie beobachtet hatte, bereits, was sie herausgefunden hatte – sie war Leon gegenüber recht offen gewesen, während sie das Rätsel gelöst hatte. Sie würde aber alles tun, was in ihrer Macht stand, um nicht noch mehr zu enthüllen. Sie ordnete ihre Notizen in einem Stapel, sodass sie schnell danach greifen konnte.
    Es klopfte leise an der Tür, und Sergeant Bartlett trat ein. Ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass er einen Plan hatte. Noch erstaunlicher aber war, dass sie einen Widerhall ihres Vaters in seinen braunen Augen sah. Jetzt, da sie es wusste, war die entfernte Ähnlichkeit nicht mehr zu leugnen.
    »Wir haben siebzehn Sekunden, um hier rauszukommen«, sagte er ruhig.
    Gaia schnappte sich ihre Notizen und rannte ihm nach auf den Flur. Er führte sie eine enge Treppe hinab und eine andere wieder hoch, dann durch mehrere Türen und um ein halbes Dutzend Ecken. Aus einem Wandschrank zog er einen roten Überwurf mit Kapuze.
    »Geh über den Schulhof«, sagte er. »Beweg dich ganz langsam, geh direkt durch die Schule, und verlasse sie durch den Hinterausgang. Da ist eine Straße. Von dort musst du dich selbst zurechtfinden.«
    »Wohin gehst du?«, fragte sie. Sie hatte nicht erwartet, dass sie sich so schnell schon trennen würden.
    »Das ist meine Sache.« Er zog ein braunes Hemd und einen dunklen Hut über. »Rasch«, sagte er. »Wer sind meine Eltern?«
    Sie ergriff seine Hände und hielt sie ganz fest. »Bonnie und Jasper Stone aus dem dritten westlichen Sektor«, sagte sie. »Du bist mein Bruder.«
    Seine Wangen verloren alle Farbe. Er starrte sie durchdringend an, als versuche er, sich jeden ihrer Züge einzuprägen und sich daran zu erinnern. »Wie ist das möglich?«, fragte er.
    »Es ist die Wahrheit.« Sie fühlte es, spürte es mit jeder Faser ihres Seins. »Du bist Odin Stone. Du hast noch einen älteren Bruder, der auch zur Enklave vorgebracht wurde. Ich weiß nicht, wer er ist. Unser Vater ist tot. Unsere Mutter ist im Gefängnis, aber ich weiß nicht, wo.«
    Über ihnen gab es ein Geräusch. Jemand rief etwas. Ängstlich schmiegte sie sich an ihn, und einen Moment lang umarmte er sie fest. »Meine Schwester«, sagte er mit bebender Stimme. »Es ist die Sache also wert gewesen.« Er stieß sie von sich. »Geh! Jetzt sofort!«
    Es gab einen weiteren Ruf und laute Schritte auf der Treppe über ihnen. Dann griff sie nach dem Knauf und zog die Tür auf. Wieder hörte sie Rufe, wagte aber nicht, sich umzudrehen. Sie konnte nur hoffen, dass Sergeant Bartlett entkam. Sie verhüllte ihr Gesicht sorgsam mit der Kapuze und überquerte einen offenen Hof, in dem die Nacht ihre Schatten warf und alle Geräusche hohl klangen. Es fiel schwer, ruhigen Schrittes zu gehen, während all ihre Instinkte sie zur Flucht drängten. Sie sah, wie über ihr eine Frau ein Fenster schloss, doch sie schenkte Gaia keine Aufmerksamkeit.
    Gaia erreichte die Tür der Schule. Der Knauf ließ sich ohne Probleme drehen, aber die Tür war so schwer, dass sie sie mit ihrer Schulter aufdrücken musste. Ihre Angst kehrte zurück. Was, wenn die nächste Tür verschlossen war, und Sergeant Bartlett sie in eine Sackgasse geschickt hatte? Ein Licht im Gang ging flackernd an und erhellte cremefarbene Wände. Zu ihrer Rechten mündete der Korridor in einen kleinen Raum mit einem Kamin, in dem die Kohlen glommen.
    Eine ältere Frau in Weiß sah vom Kamin zu ihr auf. »Guten Abend, Schwester«, sagte sie mit schläfriger Stimme.
    Gaia wagte kaum zu atmen. »Ich diene der Enklave«, sagte sie.
    »Wie ich«, murmelte die Frau und wandte sich wieder dem Feuer zu.
    Zielstrebig lief Gaia den Korridor hinab, vorbei an geschlossenen Türen und einer großen, altmodischen Standuhr, die leise in der Stille tickte. Am Ende des Korridors ging es in zwei Richtungen, und Gaia wandte sich nach links, wo es dunkler war. Sie war nur ein paar Dutzend Schritte gegangen, als sie erkannte, dass sie einen Fehler

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