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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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begangen hatte. Sie befand sich in einer Art Schlafsaal mit zwei Reihen von Betten. Ihre Ankunft ließ automatisch ein Licht über ihr angehen, und unter den Decken des nächsten Bettes regte sich eine Gestalt.
    »Wo bist du gewesen?«, flüsterte eine Mädchenstimme. Sie klang verärgert und neugierig.
    Gaia wich einen Schritt zurück. Die Gestalt richtete sich auf, und Gaia erkannte ein Mädchen in einem weißen Nachthemd, ungefähr in ihrem Alter. Braune Locken umgaben ein ovales, offenes Gesicht mit einer geraden Nase und vollen Lippen. Ihre Augen wurden größer, und unwillkürlich zog sie die Bettdecke an ihre Brust.
    »Wer bist du?«, fragte das Mädchen, noch immer im Flüsterton.
    »Mein Fehler«, sagte Gaia und wich einen weiteren Schritt zurück.
    Wenn das Mädchen Alarm schlug, wäre Gaia verloren. Sie zog die Kapuze tiefer über ihre linke Gesichtshälfte, doch die Bewegung erwies sich als weiterer Fehler. Das Mädchen keuchte vor Schreck.
    »Du bist dieses Mädchen mit der Narbe!«, quietschte sie.
    »Pst!«, machte Gaia. »Ich bitte dich!« Sie drehte sich um und floh, so schnell sie konnte, den Gang zurück und in die andere Richtung, bis sie auf eine große Holztür stieß, die aussah wie die, durch die sie gekommen war, und die sie entschlossen aufschob. Soldaten hasteten die Straße hinab, und sie schrak zurück und wartete, bis sie vorbei waren.
    Dann schlüpfte sie auf die Straße hinaus und wandte sich in die Richtung, aus der die Soldaten gekommen waren. Das Herz schlug ihr bei jedem Schritt bis zum Hals, und sie konnte sich nicht orientieren. Sie wollte den Hügel hinab, aber immer, wenn sie es versuchte, sah sie noch mehr Soldaten, und so war sie gezwungen, bergauf zu gehen. Schließlich erreichte sie eine Straße, die sie wiedererkannte. In einem hell erleuchteten Café saß eine Gruppe laut lachender Männer an der Bar. Wenn sie hier weiter bergauf ging, würde sie zu dem Garten kommen, wo Leon und sie sich unterhalten hatten. Wenn sie einen Bogen schlug, konnte sie vielleicht die Bäckerei mit dem schwarzen Ofen erreichen, aber das wäre wieder nah am Bastionsplatz, wo sicherlich weitere Soldaten wären. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
    In diesem Moment brachen die Männer in dem Café wieder in lautes Gelächter aus, und zwei von ihnen traten heraus und verabschiedeten sich. Sie gingen nach links, und einer plötzlichen Eingebung folgend ging Gaia nach Westen zurück, auf den Platz zu.
    Sie ging jetzt, so schnell sie konnte. Allmählich verlor sie die Nerven. Es kam ihr so vor, als könne sie überall um sich herum Schritte und Stimmen hören. Wände schnitten ihr rechter Hand den Weg ab, und Lichter blitzten über ihr auf, wann immer sie sich einer Straßenlaterne mit einem Sensor näherte. Überall vermutete sie Kameras. Sie ging um eine Ecke und sah eine Gruppe Soldaten sich aus der anderen Richtung nähern. Das Herz rutschte ihr fast in die Hose, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als auf sie zuzugehen, die Kapuze über dem Gesicht, die Schultern aufrecht.
    Kurz, bevor sie ins Licht einer Laterne trat, hörte sie eine schneidende Stimme zu ihrer Rechten. »Stone!«
    Ein kleiner, untersetzter Mann winkte ihr aus einem dunklen Eingang heraus zu, und sie weinte fast vor Erleichterung. »Schnell!«, zischte der Mann noch einmal, aber Gaia eilte bereits zu ihm.
    Mit starker Hand zog er sie nach drinnen und schloss die Tür hinter ihnen. Sie befanden sich in einem engen Durchgang mit niedriger Decke. Die Luft roch nach Abfall und Urin, doch als sie hinter dem Mann hereilte, konnte sie ein warmes, gelbes Licht vor ihnen sehen. Er zog sie durch eine weitere Tür, drückte sie fest zu und legte einen Riegel vor.
    Gaia war noch nie in ihrem ganzen Leben so glücklich gewesen. Vor ihr, warm und wuchtig, erhob sich der schwarze Ofen der Bäckerei mit seiner Feuerstelle.

19
    Jacksons Bäckerei
    Der steinerne Backofen mit seinem gewaltigen Schornstein teilte die Bäckerei in den vorderen Verkaufsbereich, wo Leon ihr erst vorgestern den kleinen, dunklen Laib Brot gekauft hatte, und den hinteren Arbeitsbereich, wo Gaia nun stand und nach Atem rang. Ein großer Holztisch stand in der Mitte des Raums. Eine Lampe warf einen Lichtkreis darauf. Ein kleiner Messlöffel war als Griff ans Ende der weißen Kordel der Lampe geknotet, und das Metall glänzte vom regen Gebrauch. Ein Junge und eine nüchtern wirkende Frau standen ruhig vor dem Ofen, die Ärmel hochgekrempelt, die Hände mit Mehl und

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