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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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helfen. Stimmt’s nicht, Mace?«
    Er nickte.
    Gaia atmete tief durch und nahm endlich einen Bissen von dem Gebäck in ihren Fingern. Es war so gut, so feucht und butterzart und köstlich, dass sie unwillkürlich einen Seufzer ausstieß.
    Yvonne lachte. »Siehst du, Mom? Ich bin nicht die Einzige, die so klingt. Sind unsere Zimtschnecken nicht die allerbesten?«
    Gaia lächelte. Etwas an Yvonne erinnerte sie an ihre Freundin Emily, als sie noch klein gewesen war, und sie konnte nicht anders, als das Mädchen ins Herz zu schließen. »Ja. Sie sind spektakulär.«
    »Wisst ihr eigentlich, wie spät es ist?«, fragte Mace. »Wir müssen uns an die Arbeit machen. Yvonne, geh und hol Oliver wieder her. Dann schau, dass du noch eine Mütze Schlaf vor der Schule kriegst. Nimm Gaia mit nach oben. Heute geht sie jedenfalls nirgendwo mehr hin.«
    Pearl lud bereits einen großen Haufen Teig auf einen mehlbestäubten Tisch, schlug ihn kräftig mit der Faust, und begann ihn zu vierteln und zu kneten.
    Gaia ging ihr aus dem Weg.
    Yvonne nahm sie bei der Hand und schnappte sich heimlich noch eine Zimtschnecke. »Komm mit«, sagte sie und trappelte die enge hölzerne Treppe nach oben. Es brauchte einen Moment, ehe Gaia erkannte, weshalb das Getrappel ihr so wohltat: Es war ein Klang der Freude, und sie hatte seit sehr langer Zeit keine Freude mehr in ihrem Leben gehabt. Sie atmete tief durch und zwang sich, ihre Anspannung aufzugeben. Dann kletterte sie dem Mädchen nach.
    Gaia erwachte vom Schlagen einer Tür im Erdgeschoss. Das Zimmer, das sie sich mit Yvonne teilte, lag ganz hinten in der Wohnung über der Bäckerei, und in den drei Nächten, die sie jetzt hier war, hatte sie das Gebäck bis in ihre Träume gerochen: warme, butterzarte Träume, die ihr Herz beruhigten und ihr Hoffnung gaben, dass alles noch gut werden konnte. Sie vermisste ihre Eltern, und aus irgendeinem Grund vermisste sie auch Leon. Es war zum Verrücktwerden. Sie hatte ihn als Verräter verabscheut, als er sie in der Bastion zurückließ, aber wenn stimmte, was Sergeant Bartlett ihr erzählt hatte, war er von seinem Vater unter Arrest gestellt worden.
    Sie wünschte, Bartlett – Odin – hätte ihr mehr erzählt. Sie dachte über ihren Bruder nach. Hatte er überhaupt noch Erinnerungen an sein erstes Lebensjahr, fragte sie sich. Rief sein alter Name noch eine Regung hervor? Sie wusste so wenig über ihn, aber ihr zu helfen war eine tapfere Tat gewesen. Und er hatte es getan, ehe er erfahren hatte, dass sie seine Schwester war. Sie hoffte, dass es ihm gut ging.
    Spätes Morgenlicht berührte den weißen Vorhang, der die untere Hälfte der Scheibe bedeckte und sich sanft bewegte. Vor dem Fenster flimmerten die Blätter einer Espe. Eine Biene stieß mit einem leisen Geräusch gegen die Scheibe und flog wieder davon.
    So sicher sie sich auch bei Maces Familie fühlte, Gaia wusste, dass sie hier nicht bleiben konnte.
    Sie erwog ihre Möglichkeiten, selbst die schlechten. Wenn sie die Enklave und Wharfton verließ, hatte sie keine Ahnung, wo sie den Toten Wald suchen sollte. Falls er überhaupt existierte. Soweit sie wusste, war ihre Großmutter, Danni Orion, seit Jahren tot, doch nun fragte sie sich, ob ihre Eltern die Begriffe synonym gebraucht hatten: tot und Toter Wald. Sie schüttelte den Kopf. Sie war sehr jung gewesen, als ihre Großmutter verschwand. Alles, woran Gaia sich noch erinnerte, war ein vergoldetes, blitzendes und glitzerndes Monokel, das sie an einer Perlenkette um den Hals getragen hatte. Ihre Gedanken kehrten zur alten Meg und der geheimen Nachricht zurück. Der Tote Wald musste existieren. Bis jetzt hatte sich alles, was die alte Meg gesagt hatte, bewahrheitet. Wie konnte Gaia ihre Mutter finden, sie retten und an einen Ort bringen, von dem sie nicht einmal wusste, wo er war?
    Eine Zimtschnecke wäre nicht schlecht.
    Gaia setzte sich auf und zog das weiche hellbraune Kleid an, das Pearl ihr gegeben hatte. An der Vorderseite war eine Reihe kleiner weißer Knöpfe, und an der Taille zog es sich zusammen, bevor der Rock sich auf verschwenderische Weise wieder verbreiterte. Sie konnte sich nicht verkneifen, die Qualität der Nähte am Saum zu prüfen. Sie waren nicht besser als das, was ihr Vater außerhalb der Mauer genäht hatte, aber der Schnitt des Kleids unterschied sich eindeutig von dem Stil draußen, war weiblicher.
    Füße stapften einen dumpfen Rhythmus auf der Treppe. Sie angelte mit ihren Zehen nach den Schuhen, als Maces Hand sich um

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