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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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schlug Yvonne eine richtige Maske vor.
    »Ich begreife den Sinn nicht«, sagte Oliver. »Die ganze Enklave ist jetzt auf der Suche nach ihr. Die letzten drei Nächte war sie im Fernsehen. Sie wird es nicht einmal bis in die Nähe des südöstlichen Turms schaffen. Man wird die Maske bemerken und wissen, dass sie das Mädchen mit der Narbe ist.«
    »Nicht, wenn es eine gute Maske ist«, widersprach Yvonne.
    »Und nicht, wenn sie ein Junge ist«, fügte Pearl hinzu.
    Es war Nacht, und sie hatten die Fensterläden der Bäckerei geschlossen. Durch die Risse um die Eisentür des Steinbackofens konnte man das Feuer züngeln sehen. Der würzige Hefeduft des Brots wärmte die Backstube, und die Lampe über dem Tisch trieb sämtliche Schatten in die Ecken zurück. Ein Rest Suppe vom Abendessen kühlte auf dem Herd ab. Gaias Blick wanderte über die Brotschieber und die Regale auf ihren Rollen, in denen sich Tablett auf Tablett dunkler, gebackener Laibe und blasser Laibe stapelte, die noch in den Ofen mussten. Sie wusste nicht, wann Mace und seine Familie jemals schliefen, und jetzt, fast um Mitternacht, waren sie immer noch auf und arbeiteten an einem Plan für Gaia. Mace selbst war unterwegs. Er wollte versuchen, mit Schwester Khol zu sprechen.
    Gaia sah Pearl zweifelnd an. »Ich bin vielleicht hässlich, aber ich bin kein Junge.«
    »Maces Lehrling ist nicht viel größer als du«, sagte Pearl. »Wir haben Ersatzkleider für ihn hier, und wenn wir dich an den richtigen Stellen etwas auspolstern, können wir dich als Jungen verkleiden.«
    Als Gaia erkannte, dass sie es ernst meinten, bekam sie ein flaues Gefühl im Magen. Nervös spielte sie mit dem Stoff ihres Kleids. »Aber wird eine Maske wirklich funktionieren?«
    Pearl nahm Gaias Kinn zwischen die Fingerspitzen und neigte ihr Gesicht ins Licht. Gaia ließ die Inspektion über sich ergehen und hielt den Blick auf Pearls Augen gerichtet. Sie wusste, was Pearl sah.
    »Wie ist das passiert, Kind?«, fragte Pearl sanft.
    Es war so eine alte Geschichte, dass es Gaia nichts mehr hätte ausmachen sollen, sie noch einmal zu erzählen. Vielleicht fiel es ihr schwerer, weil dies ihre Freunde waren. »Als Kleinkind bin ich gegen ein Fass mit heißem Bienenwachs gelaufen.«
    Pearl runzelte die Stirn und fuhr mit dem Daumen sanft Gaias empfindliche Kieferpartie entlang. Der Ausdruck auf ihrem breiten, ernsten Gesicht war für Gaia nicht zu deuten. Dann griff sie nach Gaias Händen und untersuchte ihre Handflächen, erst die eine, dann die andere. Sie hielt sie, wie eine Wahrsagerin es tun würde.
    »Das passt nicht zusammen«, überlegte Pearl laut. »Warum sind dann deine Hände nicht verbrannt?«
    Gaia schloss verwirrt die Finger.
    »Wenn ein Kleinkind hinfällt, versucht es, sich mit den Händen abzufangen«, erklärte Pearl. »Du hättest dir zuerst die Hände verbrannt.«
    Gaia schüttelte den Kopf. »Das käme auf die Höhe des Fasses an und den Winkel, in dem ich fiel. Ich erinnere mich nicht mehr daran, aber so wurde es mir erzählt.«
    Pearl neigte Gaias Gesicht noch einmal ins Licht, ehe sie losließ. »Ich kenne mich mit Verbrennungen aus, Gaia«, sagte Pearl. Sie schob die Ärmel ihres Kleids hoch und zeigte ihr ihre muskulösen Arme, deren blasse Haut mit kleinen braunen Streifen übersät war, eine Myriade neuer und alter, verblassender Narben. »Wenn du den ganzen Tag mit heißen Tabletts an Öfen arbeitest, kriegst du lauter kleine Verbrennungen, und hin und wieder auch schlimmere. Eine Verbrennung wie deine – na ja. Ich frage mich, ob jemand sie dir absichtlich zugefügt hat.«
    Gaia wich vor der Frau zurück. Die einzigen Menschen, die sie hätten verletzen können, waren ihre Eltern.
    »Es war ein Unfall«, sagte Gaia leise.
    »Was macht das jetzt für einen Unterschied?«, fragte Oliver unwirsch. »Kannst du die Narbe verbergen?«
    Pearl ließ sich wieder auf den Schemel sinken und nickte. Gaia ließ den Kopf hängen und legte die Hände in den Schoß. Sie wünschte, sie hätte nicht gehört, was Pearl gesagt hatte.
    Yvonne klatschte in die Hände. »Ich weiß! Mom hat mir für die Schule mal eine ganz tolle Maske gemacht. Ich war dieses Geistermädchen, und niemand hat mich überhaupt erkannt. Erzähl’s ihr, Mom. Du machst es mit einer Crêpe, richtig? Und Mehl, mit Gewürzen gemischt, für genau die richtige Farbe. Stimmt’s?«
    Während sich die Stille hinzog, spürte Gaia Pearls Blick auf sich ruhen. »Es tut mir leid«, sagte Pearl sanft.
    Gaia

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