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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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draußen vor der Mauer?«, fragte er.
    Die Frage kam so unerwartet, dass sie ihre Wachsamkeit für einen Moment vergaß. »Weshalb fragst du?«
    »Ich frage mich einfach, ob ich nicht besser dran gewesen wäre, wenn ich dort draußen bei Dereks Familie groß geworden wäre.«
    Sie lächelte. »Sei nicht albern. Du hattest jeden nur erdenklichen Vorteil.«
    »Hatte ich?«
    »Wie kannst du das nur fragen? Von dem Moment an, da man dich vorgebracht hat, hattest du gutes Essen, warme Kleider und eine Schulbildung. Ganz zu schweigen von reichen, mächtigen Eltern. Ich habe dein prächtiges Leben im Tvaltar gesehen, wann immer es eine Sendung über die Familie des Protektors gab, also erzähl mir nicht, dass es nicht perfekt war.«
    Sie fuhr mit dem Finger über einen Brandfleck auf dem Tisch. Ihre Augen hatten sich allmählich an das Dämmerlicht gewöhnt, und sie konnte genug sehen, um zu bemerken, dass er wieder ihrem Blick auswich.
    »Also, wie war es für dich, dort aufzuwachsen?«, fragte er. »Die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit«, wiederholte sie langsam und fragte sich, wie sie eine ganze Kindheit zusammenfassen sollte. »Es war ziemlich gut, als ich noch ganz klein war. Wir waren arm, wie alle, aber das wusste ich nicht. Unser Haus – na ja, du weißt, dass es am Rand des dritten westlichen Sektors liegt -, es gefiel mir dort. Es gab so vieles zu entdecken.« Sie nickte und betrachtete den Bereich auf der Karte. »Meine Eltern arbeiteten tagsüber und behielten mich in ihrer Nähe, und abends konnte ich immer einen von ihnen überreden, mit mir auf Erkundung zu gehen. Ich mochte das sehr, besonders, wenn wir in den Trockensee hinabstiegen.«
    »Und hattest du Freunde?«
    »Ich hatte zwei Freundinnen. Na ja, eigentlich eine. Emily lebte auf der anderen Seite der Straße. Wir verkleideten uns gerne mit den Stoffresten meines Vaters.«
    »Und steht ihr euch immer noch nahe?«, fragte er.
    Sie sah ihn verwirrt an. »Warum willst du das alles wissen?«
    Seine Stimme war brüchig, als er sagte: »Ich versuche nur, mir dein Leben vorzustellen. Ich versuche, herauszufinden, weshalb du so anders bist als alle Menschen, die ich je kennengelernt habe.«
    »Bin ich das?«, fragte sie.
    Er drehte sich auf seinem Stuhl, sodass sein Profil sich scharf vor dem Licht des Ofens abzeichnete, und streckte ein Bein aus. Die roten Kohlen im Ofen pulsierten noch vor Hitze. Leon lockerte den Kragen seines schwarzen Hemds und fuhr sich mit der Hand über den Nacken.
    »Was wurde anders, als du älter wurdest?«, fragte er.
    Gaia überlegte, was sie antworten sollte. Gleichzeitig spürte sie den eigenartigen Wunsch, sich ihm zu widersetzen, als ob er an etwas Zerbrechlichem in ihr rührte. Sie ging zur Spüle und goss sich eine Tasse Wasser aus dem Hahn ein. »Möchtest du auch etwas?«, fragte sie.
    »Ja bitte.«
    Sie brachte ihm seine Tasse zum Tisch. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie herrlich es für mich ist, Wasser hier einfach aus dem Hahn zu bekommen?«
    Er führte die Tasse an seine Lippen und hielt sie dort, ohne zu trinken. »Erklär es mir.«
    Sie zog ihren Stuhl wieder zum Tisch und trank einen Schluck. »Wenn ich Wasser holen wollte, nahm ich mir mein Tragjoch und zwei große Flaschen und ging zur Mauer, zum Zapfhahn unseres Sektors. Normalerweise saß da der alte Perry, der Wassermann, mit seinen großen Eimern und Trichtern und half mir. Dafür gab ich ihm etwas Basilikum oder ein paar Eier. Wenn er aber nicht da war, musste ich mich an den Zapfhahn setzen und jede Flasche selbst füllen. Das Wasser fließt dort sehr langsam, weißt du. Manchmal warteten die Menschen in einer Schlange. Es konnte zehn Minuten oder länger dauern, meine Flaschen zu füllen, und dann trug ich sie zurück.«
    »Ich dachte, deine Familie bekam Wasser geliefert. Das war doch Teil des Lohns deiner Mutter als Hebamme.«
    Sie lachte. »Was glaubst du, wie viel Wasser eine Familie verbraucht? Das Wasser reichte nie die ganze Woche, und wenn mein Vater Stoffe färbte, brauchten wir flaschenweise Wasser.«
    Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und nahm einen weiteren Schluck aus der Tasse.
    »Du hast also Wasser geschleppt«, sagte er. »Was noch?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich half meiner Mutter im Kräutergarten und kümmerte mich um die Hühner. Ich erledigte Besorgungen für meinen Vater. Ich weiß nicht. Ich putzte, hängte die Wäsche auf, half kochen. Alle Kinder, die ich kannte, arbeiteten immerzu.«
    »Aber du warst glücklich?«, fragte

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