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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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haben fast alle reichen Familien zu einer Party in die Bastion eingeladen. Am Ende soll es ein Feuerwerk geben.«
    »Solltest du nicht auch dorthin gehen?«, fragte sie.
    Er zuckte die Achseln und lachte bitter. »Evelyn hat mich eingeladen, aber man machte mir unmissverständlich klar, dass ich besser nicht komme.«
    »Erzähl weiter«, bat sie sanft. »Ich will mehr wissen. Wie warst du als kleiner Junge?«
    Er lächelte schwach. »Ich war das unkoordinierteste Kind, das man sich denken kann. Als ich anfing, Fußball zu spielen, fiel ich buchstäblich jedes Mal hin, wenn ich nach dem Ball trat. Aber ich habe weitergemacht. Dann brauchte es eine Ewigkeit, bis ich lesen konnte. Ich konnte die Buchstaben einfach nicht auseinanderhalten. Sie hielten mich für zurückgeblieben. Sogar Rafael konnte schon lesen, bevor ich es lernte.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Das haben sie nicht in den Sendungen erzählt. Ich habe es später aber wettgemacht, und als ich den Dreh endlich raushatte, habe ich die Schule geliebt.«
    Dafür beneidete sie ihn. Eins nach dem anderen setzte sie die Stücke des kleinen Spielzeugrührgeräts zusammen. »Wie viel jünger als du ist Rafael?«
    »Genevieve bekam Rafael, als ich vier war, und die Zwillinge kamen im Jahr darauf.« Das goldene Licht des Ofens spielte auf seiner Nase und seinem Kinn. »Genevieve ist die einzige Mutter, die ich je hatte, und sie war sehr nett zu mir, als ich noch klein war – das muss ich ihr lassen. Aber mein Vater war völlig vernarrt in seine neue Familie, und ich, na ja …« Er stockte. »Ich schätze, es war ganz natürlich, dass die anderen sich so nahe waren.«
    Gaia versuchte, sich an den Jungen aus den Tvaltarsendungen zu erinnern, den dunkelhaarigen, älteren Sohn, meistens im Hintergrund positioniert. Sie war immer von den kleinen Mädchen mit ihren Locken und den lachenden Gesichtern bezaubert gewesen, ihn hatte sie wohl meistens übersehen.
    »Und Fiona?«, fragte sie. »Vermisst du sie?«
    Leon schüttelte nur den Kopf. »Ich spreche nicht über sie.«
    Sie erinnerte sich an das, was die Frauen in Zelle Q gesagt hatten, und fragte sich, ob sie zu der Wahrheit hinter den Gerüchten vordringen konnte. »Und deine Tante?«, fragte sie.
    Überrascht sah er sie an. »Tante Maura? Was soll mit ihr sein?«
    Sie schluckte schwer und wünschte schon, sie könnte es zurücknehmen.
    »Was hast du über meine Tante gehört?«, fragte er, die Stimme merklich kälter.
    »Gar nichts.«
    »Du hast eins der Gerüchte gehört, nicht wahr? Was hast du gehört?«
    Unglücklich sah sie auf ihre Hände und gab dem Spielzeug einen kleinen Schwung. Es funktionierte tadellos. Sie konnte spüren, wie sie rot wurde.
    Er lachte bitter. »Ich hätte es wissen sollen«, sagte er. »Ich erzähle dir Dinge, die ich nie zuvor jemandem erzählt habe, und du willst bloß wissen, ob an den Inzestgerüchten etwas dran ist.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Sie sind gelogen. Okay? Ich habe mit niemandem geschlafen, verwandt oder nicht. Es ist mir ziemlich egal, ob du mir glaubst, aber so ist es.«
    Sie wollte am liebsten in einer Grube schwarzen Schleims versinken und sich auflösen. »Es tut mir leid.«
    Leon stand auf, nahm das kleine Rührgerät und setzte es zurück auf den Kaminsims. Dann ging er zur Spüle. Sie hörte ihn seine Tasse ausspülen und das leise Quietschen des Wasserhahns. Etwas an seinen kontrollierten, ruhigen Bewegungen ließ sie sich nur noch schlechter fühlen. Als er eine Hand nach ihrer Tasse ausstreckte, reichte Gaia sie ihm wortlos.
    »Du musst mir morgen nicht helfen«, sagte Gaia.
    Er drehte sich um, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Spüle. »Weißt du was? Du bist ziemlich gut darin, Menschen von dir fortzustoßen. Vielleicht hattest du deshalb kaum Freunde.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist gemein.«
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und packte es über der Stirn. Er sah müde, erschöpft und verletzt aus. Gaia hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. Sie wusste bloß, dass sie nicht wollte, dass er wütend auf sie war. Sie stand auf und ging zur Treppe. »Es ist spät«, sagte sie, weil ihr nichts Besseres einfiel.
    »Gut. Dann geh ins Bett.«
    »Schläfst du in Olivers Zimmer?«
    »Nein.«
    Sie sah zurück zu dem Tisch, den Stühlen, Schemeln und dem Arbeitsbereich, und sie wusste, dass es kein auch nur annähernd gemütliches Fleckchen hier für ihn zum Schlafen gab. Sie wollte schon protestieren, als sie rasche Schritte

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