Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
Vom Netzwerk:
ein paar seiner eigenen für Leon. Yvonne flocht lange Wäscheleinen zu einem stabilen Seil. Mace knetete den Teig mit stummen, ruhigen Bewegungen, und als die nächsten Tabletts mit frischen Laiben im Ofen waren, begann er, den Wagen für den Markt zu beladen. Pearl wickelte ein langes braunes Baumwolltuch um Gaias Oberkörper und polsterte ihr Taille und Schultern aus. Als Gaia das blaue Hemd und die Hosen des Lehrlings überzog, gefolgt von einer weißen Bäckerschürze und einer braunen Jacke, sah Yvonne von ihrem Gewirr von Wäscheleinen auf und kicherte. »Du siehst aus wie Jet, wenn er einen schlechten Tag hat. Sogar das Haar.«
    »Danke«, sagte Gaia. Sie machte ein paar Schritte in den Hosen. Gelegentlich trugen die Frauen in Wharfton Hosen, wenn ihre Arbeit es verlangte oder der Winter besonders kalt ausfiel, aber es war nicht üblich. Gaia hatte keine Beinlinge mehr getragen, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war.
    »Du musst breitbeinig gehen, so wie ich«, sagte Yvonne, machte es ihr vor und kicherte.
    Pearl hatte rasch einen flüssigen Teig angerührt. Mit einem zischenden Geräusch traf er die flache Pfanne und zerfloss zu einer hauchdünnen Crêpe.
    »Hut«, sagte Pearl knapp, und Yvonne flitzte nach oben und kehrte kurz darauf mit einem braunen Hut mit tiefer Krempe zurück.
    Gaia zupfte an ihren Kleidern und versuchte, es sich darin bequem zu machen. Sie sah zu, wie Pearl zwei dünne Crêpes zum Kühlen auf einem sauberen Handtuch auslegte. Sie waren kreisrund und hell, von einer Geschmeidigkeit, die der von Haut erstaunlich nahe kam.
    »Sie sind zu blass«, sagte Leon, der gerade mit einem Arm voll Baguettes vorbeikam.
    »Was weißt du schon? Geh mir aus dem Weg«, sagte Pearl. »Warum rasierst du dich nicht bei Gelegenheit?«
    Leon warf Gaia einen flüchtigen Blick zu, beinahe ein Lächeln, dann waren er und Oliver und Mace damit beschäftigt, den Wagen zu beladen. Sie öffneten und schlossen die Vordertür des Ladens wie immer, wenn sie sich für einen Markttag bereit machten, und Gaia bekam von der kühlen Luft eine Gänsehaut auf den Armen und im Nacken.
    »Setz dich hin.« Pearl wies Gaia einen Schemel direkt im Licht. Sie berührte Gaias Kinn, und Gaia legte ihren Kopf gehorsam zurück und schloss ihre Augen. Sie fühlte, wie kühle Tupfen einer teigigen Substanz auf die vernarbte Haut ihrer linken Wange aufgetragen wurden, und Pearls feste, behutsame Berührungen erstaunten sie. Als Nächstes spürte sie, wie eine kühle, feuchte Schicht ihr gesamtes Gesicht bedeckte, und sie musste eine instinktive Furcht niederkämpfen. Einen Augenblick später wurde die rechte Seite angehoben, und Gaia begriff, dass Pearl ihr eine der Crêpes aufs Gesicht gelegt und sie entlang der Nase geteilt hatte. Gaia hielt die Augenlider geschlossen und spürte, wie Pearl dicht über ihrem Gesicht arbeitete. Sie konnte ihren Atem im Nacken spüren, manchmal an ihrem Ohr.
    Als Nächstes kam ein Hauch von Pulver, deutlich spürbar auf ihrer rechten Wange und der Stirn, aber unmerklich auf ihrer linken Seite. Pearl machte ein unzufriedenes Geräusch, und Gaia hörte, wie sie sich wieder ihrem Mehl und den Gewürzen widmete. Einen Augenblick später spürte sie, wie sie abermals eingestaubt wurde. Dann blies Pearl heftig über ihr Gesicht, sodass Gaia zurückzuckte.
    »Es sieht schrecklich aus«, sagte Yvonne, und Gaia riss erschrocken die Augen auf.
    Yvonne grinste sie an, und Pearl, nur Zentimeter entfernt, runzelte die Stirn und betastete die neue Haut auf Gaias linker Wange.
    »Na ja, es ist eindeutig eine flüchtige Arbeit«, sagte Pearl. »Aber es wird seinen Zweck erfüllen, solange du deinen Hut aufbehältst und niemand zu genau hinsieht.« Sie setzte sich ihr gegenüber, und Gaia richtete sich vorsichtig auf. Sie erwartete, dass ihr die Crêpe vom Gesicht rutschen würde, so leicht lag sie auf ihrem Gesicht. Yvonne reichte ihr einen Spiegel und sah Gaia mit großen Augen über den Rand hinweg an.
    Gaia betrachtete den Knaben im Spiegel: sonnengebräunt, rundgesichtig, mit langen Wimpern, blassen Lippen und breiter Stirn. Seine Nase sah merkwürdig aus, als wäre sie einmal gebrochen gewesen, und leichte Schatten lagen unter seinen Augen, als ob er nicht gut geschlafen hätte. Als sie genauer hinsah, entdeckte Gaia den Saum der Crêpe, der an ihrem Kinn begann, links um ihre Lippen lief, ihre Nase hoch, unter ihrem linken Auge entlang, dann reichte er oberhalb der Augenbrauen bis zu ihrer rechten Schläfe.

Weitere Kostenlose Bücher