The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
hatte, oder wie er Kräuter in ihren Garten gesetzt hatte, so still und zuvorkommend, als sie noch nicht einmal mit ihm reden und ihm danken durfte. Jetzt lernte sie ihn von einer anderen Seite kennen.
Spielte er ihretwegen mit?
»Irgendwie vergesse ich den Morteur immer«, sagte Peony bei sich. »Er ist ja schon ziemlich hübsch.«
»Wenn du was Hübsches sehen willst«, meinte Taja, »dann warte mal, bis sein Bruder sich auszieht.«
Gaia starrte sie an.
»Was denn?« Taja lachte. »Das gehört alles zum Spiel. Versuch, ein bisschen Spaß zu haben.«
Aber Gaia hatte keinen Spaß. Sie hatte ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache, und ihre Haut kribbelte noch immer, auch wenn Leon sie nicht mehr unablässig ansah.
Kurz darauf wurde es Zeit für die Nackten, ihren letzten Spieler zu wählen. »Wo steckt Malachai?«, rief Harry.
Die Krims sprangen wie ein einziger Mann auf die Füße. Sie jubelten, klirrten mit den Ketten und reckten die Arme. Die übrigen Sportler aber begannen zu buhen.
»Und da hätten wir den Salat«, murmelte Peony.
»Was ist los?«, fragte Gaia.
»Jeder Kapitän darf einen Krim wählen«, erklärte Taja. »Sie machen es nicht immer, aber die Krims freuen sich natürlich.«
Abgesehen von den Sportlern, die nun nicht mehr gewählt werden würden, schienen alle die Wahl zu begrüßen. Mehrere Wachen scharten sich um den großen Mann mit den schwarzen Haaren, und nach einem kurzen Moment, in dem sie ihn losmachten, stolzierte Malachai aufs Feld hinaus. Er stellte sich neben den letzten Spieler aus Larsons Team und zog sein Hemd aus. Darunter kamen seine muskulösen Arme und Schultern zum Vorschein, die von vielen Stunden harter Arbeit kündeten.
»Wie steht’s mit dir?«, rief Larson Xave zu. »Wer ist dein letzter Mann?«
Der Kapitän der Hemden ließ den Blick über die Krims schweifen, dann zeigte er mit dem Finger. »Dann nehme ich doch den kleinen Malachai«, sagte er.
Die Menge wurde still, man verrenkte sich die Hälse, um zu sehen, wen er meinte, doch Gaia kannte die Antwort schon. Ihr Herz begann heftig zu schlagen, als Leon einen Schritt aufs Spielfeld machte und dann stehenblieb. Um den Fuß trug er noch immer die Kette, und er wartete geduldig, bis eine Wache kam, sich neben ihn kniete und sie ihm abnahm.
Gelächter brandete auf, denn auf den ersten Blick sah er wirklich wie eine kleinere Version von Malachai aus, mit genauso ungepflegtem dunklen Haar und einem Bart. Sobald er von der Kette befreit war, lief er gelassen und mit federndem Schritt hinüber zu Xave. Er genoss es sichtlich, sich ungehindert bewegen zu können. Sein Hemd war grau und durchgewetzt, sodass man deutlich seine Schulten darunter sehen konnte. Im Gegensatz zu den Sportlern trug er Arbeitshosen und grobes Schuhwerk. Er hielt sich nicht lange mit Dehnübungen auf, als ob seine Muskeln ihm ohnehin schon wehtaten oder es ihm egal war. Er schaute auch nicht mehr zu Gaia, sondern widmete seine ganze Aufmerksamkeit der Tribüne. Das Gelächter der Menge verebbte.
Gaia konnte nicht den Blick von ihm wenden. Zweierlei sah man seinem stolzen Gebaren fraglos an: Er war bereit, zu spielen – und er verachtete sie alle.
11 Das Spiel der Zweiunddreißig
Gaia stand auf.
»Wohin gehst du, bitte schön?«, fragte Taja.
Gaia lief den Hügel hinab, durch die Reihen der sitzenden Zuschauer. Sie musste näher heran. Es musste eine Gelegenheit geben, sich mit ihm zu unterhalten. Mehrere Wachen traten vor, bereit, sie am Rand des Spielfelds abzufangen.
»Komm zurück«, rief Taja, lief hinter ihr her und zog sie am Arm. »Du nimmst den Leuten die Sicht! Mach keine Szene.«
»Ich muss mit ihm reden.«
»Nein, musst du jetzt nicht.« Taja zog Gaia zur Tribüne und auf einen Platz an der Seite.
»Lass mich los«, sagte Gaia und entzog Taja ihren Arm.
»Nach dem Spiel«, sagte Taja. »Dann könnt ihr euch unterhalten.«
Peony kam ihnen nachgeeilt und brachte die Decke. »Alles ist gut«, sagte sie. »Bleib einfach bei uns.«
»Ich muss ihn sehen«, erwiderte Gaia ungeduldig.
Der Schiedsrichter hielt nun den Fußball in der Hand und hatte eine Trillerpfeife im Mund. Von jedem Team waren sechzehn Männer auf dem Feld aufgestellt: Links die Nackten, die auf das Südtor spielten, rechts Xave mit seinen Hemden. Xave stellte Leon auf einer Verteidigungsposition nahe dem Tor auf, Peter war einer der Mittelstürmer. Auch Will spielte für die Hemden im Mittelfeld.
Der Schiedsrichter blies in seine Pfeife und warf
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