The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
Leon meistens in einer ordentlichen schwarzen Uniform gesehen, die Haut vor der brennenden Sonne geschützt, sein Gesicht im Schatten eines Huts. Selbst seine Hände waren immer blasser als ihre eigenen gewesen. Jetzt war sein Oberkörper sonnengebräunt, und im roten Licht der Dämmerung über dem Platz zeichneten sich deutlich seine strammen Brust- und Bauchmuskeln ab. Gaia wurde plötzlich ganz flau in der Magengrube.
Dann wandte Leon der Menge den Rücken zu.
Selbst auf die Entfernung konnte man deutlich die Narben erkennen, die seine Schulterblätter in einem lebhaften, wilden Muster aus weißen und braunen Striemen überzogen.
»O nein«, flüsterte Gaia entsetzt. Ein Murmeln lief durchs Publikum, als auch andere die Narben entdeckten, und eine der Ladys auf der Tribüne rang nach Luft.
»Das ist nicht recht«, sagte Peony leise.
»Hier wird niemand derartig ausgepeitscht«, bekräftigte Taja. »Schon ewig nicht mehr. Er muss diese Narben schon länger haben.«
»Wer würde ihm denn so etwas antun? Und warum?«, fragte Peony. »Er muss etwas Schreckliches getan haben. Etwas wirklich Schreckliches.« Sie warf Gaia einen fragenden Blick zu.
Doch Gaia konnte keine Antwort darauf geben. Kopfschüttelnd presste sie ihre Fingerknöchel gegen die Lippen. Der Gedanke, dass man Leon in der Enklave gequält hatte, war ihr unerträglich. Was, wenn er das ihretwegen erduldet hatte?
Sie hatte ihn im Gefängnis von Sylum sitzen lassen.
Sie hatte nicht einmal seine Nachricht angenommen.
»Was habe ich nur getan?«, flüsterte sie. Voll Grauen wandte sie sich an Peony. »Was hast du ihm über die Nachricht gesagt?«
»Ich habe mich nie direkt mit ihm unterhalten. Malachais Bruder habe ich die Wahrheit gesagt: dass du dich geweigert hast, sie zu lesen. Wieso?«, fragte sie. »Tut es dir jetzt leid?«
Gaia bekam keine Luft mehr. Er muss mich so hassen.
Runde drei begann, vier gegen vier, und diesmal verteidigte Leon für die Nackten und spielte in Gaias Richtung. Man sah ihm deutlich an, wie konzentriert er war. Xaves Team versuchte, um die Gegner herumzuspielen, so wie im vorigen Spiel, doch Leons Team hatte das erwartet. Einer passte zurück zu Leon, der rechts antäuschte, dann nach links dribbelte und den Ball in hohem Bogen Richtung Tor spielte, eine perfekte Vorlage für einen Kopfball.
Zwei Spieler sprangen in die Luft und versuchten, den Ball anzunehmen. Mit einem hässlichen Krachen stießen ihre Köpfe zusammen, und sie gingen zu Boden. Der Schiedsrichter pfiff ab. Der Spieler mit nacktem Oberkörper setzte sich langsam wieder auf und blinzelte, Munsch aber blieb liegen.
Auf der Tribüne hatte sich die Matrarch erhoben. »Gibt es Verletzte?«, rief sie.
»Ja«, rief der Schiedsrichter zurück. »Munsch und Sundberg sind mit den Köpfen zusammengestoßen.« Er winkte ein paar Männer heran, damit sie ihm halfen.
»Bringt sie her. Wo sind die junge Gaia und Fräulein Dinah?«, fragte die Matrarch.
»Ich bin hier«, rief Gaia und eilte zu ihr hin.
Unten auf dem Feld regte sich Munsch. Er drehte sich langsam auf die Seite und hielt sich die Hand an die Stirn. Sundberg kam wieder auf die Beine und half ihm auf. Gestützt von ein paar anderen gingen sie langsam zur Seitenlinie an der Tribüne. Die Menge applaudierte respektvoll.
»Setzt das Spiel fort«, befahl die Matrarch mit einer Geste, dann rief sie Gaia herbei. »Schau dir die Verwundeten an. Vielleicht kannst du helfen.«
Der Schiedsrichter pfiff das Spiel an. Sundberg sah schon wieder besser aus, Munsch aber hatte eine Platzwunde an der Stirn, und ein großer Bluterguss bildete sich unter der Haut. Sein Blick war klar, und er sagte, ihm sei nicht übel, aber er wirkte ein wenig benommen. Eine der Wachen reichte ihr einen Korb mit Bandagen und eine Wasserflasche, und sie begann, die Wunde abzutupfen. Dinah kam zu ihr geeilt.
»Wie geht es den beiden?«, fragte sie.
»Mir geht’s gut«, sagte Munsch. »Lasst mich einfach eine Minute ausruhen. Ich will zusehen.«
»Halt still«, sagte Gaia, und versorgte seine Wunde.
»Dieser Krim ist echt schnell«, meinte Sundberg.
Gaia warf einen Blick über die Schulter und setzte sich dann neben Munsch. Leon spielte für die Nackten jetzt im Angriff. Nur noch sechs Spieler waren auf dem Feld, und auch für Gaia war nun offensichtlich, dass Leon zwar ein guter, aber nicht der beste Spieler auf dem Platz war. Seine Stärke war seine Schnelligkeit.
Nach einem Einwurf kam Leon in Ballbesitz und gab an seinen
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