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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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er. »Ich hätte nicht fragen sollen. Ich hatte bloß den Eindruck, nachdem ich euch da gesehen habe … Ihr müsst ganz schön was hinter euch haben.«
    »Haben wir auch. Oder – nein, nicht mehr.«
    »Was jetzt?«
    Gaia zog ihren Rock glatt und wünschte, sie wüsste die Antwort. Es war nicht mehr, was es einmal war – es fühlte sich aber auch nicht an, als wäre es vorbei.
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie ein.
    Es hätte ihr seltsam vorkommen sollen, mit Peter so eine persönliche Unterhaltung zu führen, doch die normalen Regeln schienen außer Kraft gesetzt. Sie warf einen Seitenblick auf sein sauberes weißes Hemd, sein gewaschenes Haar im Licht des frühen Morgens, und da kam ihr der Gedanke, dass sie mit ihm auf den Stufen der Hütte des Siegers saß. Dass es hätte wirklich so kommen können, wenn Peter gewonnen hätte.
    Peter hätte nicht zweimal überlegt und sie ausgesucht. Da war sie sich sicher. Sie war aber unschlüssig, ob ihn das mehr oder weniger anständig machte als Leon.
    Spider fraß das hohe Gras neben der Veranda und schlug mit dem Schwanz.
    »Das klingt vielleicht ein wenig seltsam«, sagte Peter, »doch hier beginnt ein neues Leben für dich. Du hast die Wahl, wie es sein wird.«
    »Ich kann mir nicht aussuchen, wer ich bin.«
    »Vielleicht doch«, meinte er. »Zumindest hast du die Wahl, mit wem du deine Zeit verbringst.«
    Sie schüttelte den Kopf und war sich über gar nichts mehr im Klaren. »Was, wenn mir nicht gefällt, was dieser Ort aus mir macht?«
    »Aus dir wird doch nichts Schlimmes. Also wirklich nicht. Hat er dir das eingeredet?«
    Sie studierte die geraden Linien seines Kinns, seine ebenmäßige Nase, seine Wangen. Jetzt, da er sich rasiert hatte, sah sie eine blasse Narbe, kaum länger als eine Wimper, die wie ein ständiges kleines Lächeln auf seiner sonnengebräunten Wange saß. Seine geduldigen Augen standen weit auseinander, und nichts schien ihnen zu entgehen. Die Wahrheit war, dass Peter ein von Natur aus aufrichtiger, vertrauenswürdiger Mann war, und seine Stärke nahm ihr etwas von ihrer Angst; es war, als löse sich ein straff um ihren Leib gespanntes Band.
    »Dir ist egal, weshalb die Matrarch mich eingesperrt hat, oder weshalb sie mich wieder gehen ließ, nicht wahr?«
    »Natürlich ist es mir nicht egal«, sagte Peter. »Und ich hoffe, du wirst es mir eines Tages erzählen. Doch bis dahin reicht mir, dass du getan hast, was du für richtig hieltest.«
    Da ging es ihr schon wieder etwas besser. Leon hatte Unsinn geredet – sie genoss es nicht im Geringsten, eine Gefangene zu sein. Und sie war auch nicht gefangen, bloß weil sie sich ins System eingefügt hatte. »Sag mir eines«, bat sie. »Findest du, dass ich einen verzerrten Blick auf Sylum habe? Missbrauche ich meine Macht, weil ich ein Mädchen bin?«
    »Ganz und gar nicht«, sagte er. »Ich finde, du bist eine der aufmerksamsten jungen Damen, die ich je kennengelernt habe.«
    Fast spürte sie eine gewisse Enttäuschung. »Du vergleichst mich nur mit den anderen hier.«
    »Was bleibt mir denn sonst?«
    Sie zwickte ein Blütenblatt von den Geranien. »Ich glaube, es war ein Fehler, dass ich heute Morgen hergekommen bin.«
    »Du sollest nicht allein zu ihm gehen. Die Matrarch vertraut ihm nicht.«
    »Er würde mir niemals wehtun.«
    »Für mich sieht es ganz danach aus, als ob er das schafft, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Wie gut, glaubst du, kennst du ihn wirklich?«
    Natürlich kannte sie ihn. »Er hat mein Leben gerettet, Peter.«
    »Das habe ich auch.«
    Das ließ sie verblüfft innehalten. Er hatte recht. Sie schaute auf die Ebene hinaus, wo der Nebel sich nun verzogen hatte und ein weites, blau getupftes Feld von Kornblumen sich erstreckte. »Stimmt«, sagte sie. »Ich stehe in deiner Schuld.«
    »So habe ich das nicht gemeint«, sagte Peter. »Ich wollte nur darauf hinweisen, dass er nicht der Einzige ist.« Er stand auf und lief zu Spider, der sich ans andere Ende der Veranda vorgearbeitet hatte und große Grasbüschel rupfte. Geistesabwesend schaute sie zu, wie er dem Pferd über den Hals strich, kraftvoll und geschmeidig.
    Man konnte sich auf jeden Fall besser mit ihm unterhalten. Sie ließ das zerknitterte Blütenblatt fallen.
    »Du musst bald los, dich mit ihm treffen«, erinnerte Peter sie.
    »Du magst ihn nicht sonderlich, oder?«
    Halb spöttisch, halb amüsiert hob er die Braue. »Was dachtest du denn?«, fragte er. »Komm jetzt, lass uns gehen. Deine Schwester wartet auf

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