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The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes

The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes

Titel: The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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packen können.
    Vor ihnen ritt Beluviel auf einem breiten Pfad, der zu einer Lücke zwischen den Bäumen führte. Pia hätte schwören können, dass es noch vor wenigen Augenblicken weder den Pfad noch die Lücke gegeben hatte. Von einem Moment auf den anderen verstummten sämtliche Wyr und Elfen, und durch irgendeine Laune der Akustik klangen auch die Hufschläge gedämpft, als sie in Zweier- und Dreiergruppen in den Wald hineinritten.
    Heftig widerstreitende Gefühle trafen Pia, als sie an der Reihe war, die Grenze zu überqueren – eine tiefe Freude und zugleich ein Anflug von Panik. Einerseits war sie ein Stadtmädchen, andererseits ein Tier der Wälder, und das dichte Laubwerk sprach ihre ursprünglichsten Instinkte an. Sie wollte umkehren, ihr Handy einschalten und Dragos anrufen, oder, noch schlimmer, zu einem der SUVs laufen und unter Missachtung sämtlicher Geschwindigkeitsbegrenzungen direkt nach New York zurückrasen. Gleichzeitig wollte sie aus dem Sattel springen, ihre Wyr-Gestalt annehmen und sich wie verrückt ins tiefste Innere des Waldes stürzen, wo die Magie am stärksten war.
    Natürlich tat sie nichts von alldem. Stattdessen wurde sie von einer uralten, wilden Gegenwart umfangen, als ihr Pferd die Hufe unter die grünen, ach so grünen Bäume setzte.
    In gemächlichem Tempo ritten sie durch den Vormittag. Als alle im Wald waren, ließ sich Beluviel in der Gruppe zurückfallen, um neben Pia zu reiten und sich mit ihr über alles Mögliche zu unterhalten. Im Gegensatz zu der Vertrautheit von gestern Nachmittag blieb es diesmal bei einer seichten Plauderei, wie sie bei den vielen Zuhörern angebracht war.
    Das Elfenmädchen mit den blau gefärbten Haarspitzen hatte sich zusammen mit Beluviel zurückfallen lassen und neckte Miguel erbarmungslos. Dieser schien absolut nichts dagegen zu haben, und am Ende des Vormittags war sein dunkler, wachsamer Blick zur großen Erheiterung der anderen Wyr und Elfen leicht glasig geworden.
    Zum Mittagessen machte die Reisegruppe an einem wunderschönen Platz Rast, an dem aus einem riesigen umgestürzten Baum ein massiver Tisch geschnitzt worden war. Um den Tisch standen einige aufwendig verzierte Steinbänke, deren kräftige Beine mit Moos und Flechten überzogen waren. Diffuses Licht fiel durch das Blätterdach über ihnen. In der Nähe hörte Pia das leise Plätschern von Wasser. Der Ort wirkte friedlich und sehr, sehr alt.
    Pia glitt aus dem Sattel, und ihr Double Andrea übernahm die Zügel ihres Pferdes. Von der ungewohnten Anstrengung, den ganzen Vormittag lang zu reiten, zitterten die Muskeln in ihren Oberschenkeln. Bis zum Abend würde sich ihr Körper in ein Meer aus Schmerzen verwandeln.
    Mit derartigen Problemen hatte Beluviel offenbar nicht zu kämpfen, denn sie sprang mit Leichtigkeit vom Rücken ihrer Stute. Als die Elfe auf Pia zukam, sagte sie: »Dieser Ort ist herrlich. Der Baum muss gewaltig groß gewesen sein.«
    Mit undurchdringlicher Miene betrachtete Beluviel das Bild. »Ja, ich war sehr traurig, als sie umstürzte.«
    Pias Blick wanderte von Beluviels jugendlichem Gesicht zu dem Tisch. Diesmal bemerkte sie auch die Aushöhlungen in den Steinbänken sowie die Abnutzungen im Waldboden darunter.
    Dragos. Beluviel. Ihre Mutter. Es war so leicht, von den Ältesten zu sprechen, dachte sie, ohne wirklich zu begreifen, was das eigentlich bedeutete. Bis man es in Augenblicken wie diesem mit der Realität zu tun bekam.
    Vielleicht würde eines Tages jemand bei Pias Anblick die gleiche Erkenntnis haben. Aber es würde noch sehr, sehr lange dauern, bis jemand sie auf diese Art ansehen würde. Sie war gerade erst in den Zwanzigern, was selbst nach menschlichen Maßstäben jung war, und ihr Gefährte war eines der ältesten Wesen auf der ganzen Welt. Wie konnte sie erwarten, in irgendeiner Weise seine Partnerin zu sein? Und wie konnte sie erst erwarten, dass er das akzeptierte? Das war völlig verrückt. Vor Entmutigung wurden ihre Glieder bleischwer.
    Während sie in ihren privaten Ängsten versank, wischten Elfen den Tisch ab und stellten Flaschen mit Wein und Wasser darauf, außerdem Obst, Nüsse und einige Rationen ihres unbeschreiblich köstlichen Reisebrots. Am anderen Ende des Tischs, so weit wie möglich von Pia und Beluviel entfernt, wurde eine Auswahl an Fleisch und Käse aufgetragen.
    Beim Anblick der Brote lief Pia das Wasser im Munde zusammen. Bisher hatte sie nur einmal in ihrem Leben Elfen-brot gegessen, als Dragos und sie in einem

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