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The End (Die neue Welt)

The End (Die neue Welt)

Titel: The End (Die neue Welt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Michael Hopf
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beschäftigt war, hatte er bei der Einfahrt in den Bezirk nicht bemerkt, dass an einem Freileitungsmast eine Leiche hing. Vor den Anschlägen war dies ein Wohnparadies für den Mittelstand gewesen, jetzt sah es aus wie ein Kriegsherd.
    »Dort hinein«, rief Conner.
    Der Feldwebel lenkte abrupt nach rechts, sodass die Reifen des Geländewagens beim Einbiegen quietschten. Als sie wieder geradeaus fuhren, sah Conner die Menschenmasse vor ihnen. Sie schlugen die Frauen am Boden und zerrten an ihren Kleidern.
    »Haben Sie eine zweite Waffe, Sergeant?«, fragte Conner.
    »Ja, Sir«, entgegnete der Feldwebel und reichte ihm eine Beretta M-9, eine 9mm-Pistole.
    »Halten Sie hier an«, gebot Conner.
    Der Wagen kam im sicheren Abstand von dreißig Metern hinter der aufgebrachten Schar zum Stehen. Conner sprang hinaus, hielt die Waffe in die Luft und drückte ab. Mitanzusehen, wie die Leute die beiden Frauen misshandelten, war schon schlimm genug, doch nachdem er das Fahrzeug verlassen hatte, hörte er auch die Schreie der Opfer, was der Szenerie einen makabren Anstrich verlieh.
    Der Knall ließ sie alle verharren, ehe sie sich umdrehten. Sie hatten sich derart in ihre Raserei und das Schänden der Frauen hineingesteigert, dass ihnen der nahende Geländewagen entgangen war. Der Mob schwieg und richtete seine Aufmerksamkeit auf Conner. Man hörte man nichts weiter, als das Stöhnen der beiden Opfer.
    »Treten Sie zurück!«, rief Conner den Leuten zu, während er auf sie zielte.
    Niemand bewegte sich, sie starrten ihn nur an.
    Da schoss er wieder und brüllte. »Weg! Auf der Stelle!«
    Endlich gehorchten sie und entfernten sich langsam von den Frauen. Conner näherte sich den beiden Verletzten vorsichtig, während die Menge weiter zurückwich. Zuerst wirkten sie leblos, weil sie sich nicht mehr regten. Sie ächzten aber noch, und mit jedem Schritt, den er sich näherte, wurde deutlicher, was mit ihnen geschehen war: Die Frauen lagen mit zerfetzter Kleidung in einer breiten Blutlache. Conner erkannte, dass die Meute sie nicht nur geschlagen, sondern praktisch in Stücke gerissen hatte. Einer fehlte ein Arm, der Unterbauch der anderen klaffte offen, ihre Eingeweide waren zum Teil über sie selbst und ihre Leidensgenossin gezogen worden. Der Anblick setzte Conner so schwer zu, dass er sich abwenden musste. Er musste sich stark zusammenreißen, um nicht zu erbrechen.
    Er wusste, dass jede Hilfe zu spät kam. Nachdem er sich wieder gefasst hatte, trat er ohne Zögern vor die beiden und versetzte jeder einen Gnadenschuss in den Kopf. Einen Moment lang betrachtete er sie und fragte sich, wer sie gewesen sein mochten. Vor gerade einmal fünf Wochen hatten sie alle noch ein unbeschwertes Leben geführt.
    Dann richtete er sich wieder an die Täter und schrie: »Was ist in euch gefahren?« Sie antworteten nicht, sondern glotzten bloß weiter. »Warum habt ihr das getan?«, beharrte er.
    »Sie haben Lebensmittel gestohlen«, erwiderte endlich jemand.
    »Lebensmittel gestohlen? Das genügt, um sie brutal zu erschlagen und auseinanderzureißen?«, schrie Conner sie an.
    Da ging ein Schuss hinter ihm los. Er drehte sich um und sah, wie der junge Feldwebel zu Boden fiel. Auf den anfänglichen Schock hin bekam es Conner mit der Angst zu tun, da ihn nun das Gefühl beschlich, einen Fehler begangen zu haben, indem er von ihrem Plan abgewichen war, um den Helden zu spielen.
    »Für wen hältst du dich, einfach hier aufzulaufen und selbstgerecht unsere Gesetze anzuprangern?«, sprach ein Mann aus der Ferne, der ein Jagdgewehr hielt. Er zog den Verschluss zurück, sodass eine leere Hülse herausfiel, und lud nach.
    Conner kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen. Der Kerl war von kräftiger Statur, kahlköpfig und auf gewisse Weise unheimlich. Er kam mit langen Schritten auf den Präsidenten zu. Weitere Gestalten mit Pistolen, Knüppeln, Macheten und verschiedenen weiteren Waffen traten aus den Häusern ringsum. Conner blickte sich verzweifelt um. Auch die Rotte, die er von den Frauen weggetrieben hatte, näherte sich nun. Stehenbleiben konnte er nicht, also rannte er zum Geländewagen zurück. Dies aber bewog die Angreifer, ebenfalls in Richtung Fahrzeug loszulaufen. Conner schaffte es gerade rechtzeitig, um einzusteigen und die Türen zu verriegeln. Als er hinunter auf das Lenkrad blickte, um die Zündung zu betätigen, wurde ihm bewusst, dass er keine Ahnung davon hatte, wie dies vonstatten ging. Er begann, an den Armaturen zu fummeln,

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