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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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»Immer ging es nur um Blutlinien, darum, unsere Art zu erhalten und Verwandtenehen
zu vermeiden.« Mit ausgestrecktem Arm zeigt er auf die Ungeweihten, die am Zaun rütteln. »Immer ging es nur darum, die zu überleben.«
    Ich denke an Harry und an die Verfügung der Schwesternschaft, dass ich eine Ehe mit ihm zu schließen habe, und verschränke die Arme vor der Brust.
    »Die Schwesternschaft irrt«, sagt er. »Es geht nicht ums Überleben. Es sollte um Liebe gehen. Wenn man weiß, was Liebe ist … dann weiß man, dass sie dem Leben einen Wert gibt. Man lebt jeden Tag mit ihr. Wacht mit ihr auf, hält sie fest, wenn es donnert und nach bösen Träumen. Liebe wird zum Zufluchtsort vor dem Tod, der uns umgibt, und erfüllt dich ganz und gar. Das ist mit Worten nicht auszudrücken.« Er wiegt sich vor und zurück und Tränen strömen über sein Gesicht. Um uns herum stöhnen die Ungeweihten.
    Ich denke an Travis, der gesagt hatte, er werde mich holen kommen. »Ich habe die Liebe kennengelernt«, flüstere ich für mich selbst und für meinen Bruder.
    Er hebt einen Mundwinkel, lächelt beinahe. »Du kannst die Liebe gar nicht kennengelernt haben.« Ich will schon protestieren, da hebt er die Hand und fährt fort: »Denn wenn du das getan hättest, würdest du mir jetzt nicht sagen, dass ich meine Frau töten muss, so als könnte ich diese Wahl so einfach treffen. Du würdest begreifen, dass man die Liebe nicht so leicht gehen lassen kann. Und du würdest ganz bestimmt verstehen, dass man sie nie töten würde. Niemals.«
    Ich mache einen Schritt auf ihn zu, aber ich bin noch
immer auf der Hut vor diesem verwundeten Mann.Wenn ich wieder das Falsche sage, wird er vielleicht noch einmal auf mich losgehen. Und so bin ich hin und her gerissen zwischen meiner Angst und dem verzweifelten Bedürfnis, ihn zu trösten. »Jed, du hast keine Wahl«, sage ich. »Sie ist eine Gefahr für uns alle.«
    Es ist, als würde er mich nicht hören, als würde er das nicht begreifen. »Ich wollte nur noch einen Tag mehr mit ihr«, sagt er bittend. »Einen Tag vergessen, so tun, als gäbe es keine Infektion und so was wie die Ungeweihten. Einen Tag, an dem ich sie mir einpräge.«
    »Aber die Infektion …«
    »Nur ein kleiner Biss, Mary«, sagt er, aber sein Gesicht wird ganz traurig, als er diese Worte ausspricht. »Sie hat noch mindestens zwei Tage vor sich, wenn nicht sogar drei.« Seine Stimme klingt nun ganz hohl. »Die Infektion breitet sich langsam aus. Wenn ich eines als Wächter gelernt haben, ist es, wie die Lebenden sich wandeln. Ich kenne die Anzeichen. Ich weiß, worauf ich achten muss.« Er schluckt. »Sie hat noch Zeit.«
    Ich starre in den Wald hinaus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Beth eine von denen wird, eine Ungeweihte wird.
    »Bitte, Mary. Lass mir noch diesen einen Tag und die Nacht mit meiner Frau. Wenn du die Liebe kennst, wirst du verstehen, was das für mich bedeutet.«
    Ehe ich weiß, was ich da mache, habe ich genickt. Er stürzt auf mich zu und schlingt die Arme um mich. Aber ich denke immer noch über das nach, was er über die
Liebe gesagt hat. Sogar noch, als er den Pfad hinunterläuft, um sich den anderen wieder anzuschließen, um wieder bei seiner Frau zu sein.
    Jeds Worte gehen mir nicht aus dem Kopf, ich lege das Gesicht in meine Hände. Schuldgefühle packen mich. Habe ich Travis je wirklich geliebt?, frage ich mich. Immerhin habe ich ihn aufgeben können. Um an Harry gebunden zu werden. Mein Betrug geht mir tief unter die Haut.

18
    I ch halte mich an mein Versprechen. Den anderen erzähle ich nichts von Beth.Trotzdem lasse ich sie nicht aus den Augen. Ich passe auf, um sicher zu sein, dass Jed ihr nie von der Seite weicht. Ganz egal, wie er sich auch entscheidet, ich bin bereit, sie zu töten, sogar ohne Waffe.
    An diesem Abend, die Sonne lässt die Baumwipfel gerade entflammen, weitet sich der Pfad. Die überwältigende Nähe des Zaunes nicht mehr ständig spüren zu müssen, nicht mehr fürchten zu müssen, ein falscher Schritt könnte uns gegen den Maschendraht und in die Hände der Ungeweihten fallen lassen, ist eine Erleichterung.
    Mitten auf der Lichtung steht eine von Eisenbändern zusammengehaltene Truhe aus Holz. Sie ist lang und breit und auf einer Seite hängt ein rostiges Schloss. Argos beschnüffelt das Holz, sein Schwanz geht hin und her, während er aufgeregt herumtänzelt.
    Wir versammeln uns um die Truhe, und mir fallen die Buchstaben auf, die auf den Deckel eingebrannt sind. Mit

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