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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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County-Sheriff beschwerte, weil der und dessen Männer zu faul gewesen waren, Wharton die blaue Gefängniskluft zu verpassen, und der County-Sheriff ihm daraufhin einen Vortrag hielt – wozu jeder Staatsbeamte neigt, den ich je kennengelernt habe -, was seine Aufgaben waren und was nicht.
    Als Harry diesen Teil satthatte (ich bezweifle, dass es lange dauerte), befahl er Wharton, sich umzudrehen. Wharton tat es. Dean erzählte uns mit seiner heiseren, halb erstickten Stimme, dass Wharton genauso wie die anderen tausend Hinterwäldler-Trampel aussah, mit denen wir im Laufe all der Jahre in Cold Mountain zusammengetroffen waren. Auf einen einfachen Nenner gebracht heißt das, er sah aus wie ein Dummkopf mit einem Hang zur Bösartigkeit. Manchmal zeigten Kerle wie er auch eine feige Ader, wenn sie mit dem Rücken zur Wand standen, aber meist zeichneten sie sich durch nichts als Kampflust und Boshaftigkeit und noch mehr Kampflust und Boshaftigkeit aus. Es gibt Leute, die etwas Edles in Typen wie Billy Wharton sehen, aber ich zähle nicht dazu. Auch eine Ratte kämpft, wenn sie in die Enge getrieben ist. Das Gesicht dieses Mannes hatte anscheinend nicht mehr Persönlichkeit als sein von Akne befallener Hintern, wie Dean sagte. Der Kiefer hing schlaff herunter, der Blick war leer, die Schultern sackten, seine Arme baumelten an ihm herab. Er sah aus, als wäre er mit Morphium vollgepumpt worden, in allen Fasern so zugedröhnt wie jeder andere Drogenjunkie, den sie bis dahin gesehen hatten.
    An dieser Stelle nickte Percy verdrossen.
    »Anziehen«, sagte Harry und wies auf die Gefängniskluft am Fußende des Bettes – sie war aus dem braunen Papier gewickelt, aber sonst nicht angerührt worden. Sie war noch so gefaltet, wie man sie in der Gefängniswäscherei immer zusammenlegte. Weiße Baumwoll-Boxershorts lugten aus dem einen Ärmel hervor, und weiße Socken aus dem anderen.
    Wharton schien den Anweisungen bereitwillig zu gehorchen, kam aber ohne Hilfe nicht weit. Er schaffte es, die Boxershorts anzuziehen, doch bei der Hose versuchte er, beide Beine ins selbe Hosenbein zu schieben. Schließlich half Dean, schob die Füße hinein, wo sie hineingehörten, zog die Hose hoch, verschloss den Schlitz und schnallte den Gürtel zu. Wharton stand nur da und versuchte nicht mal zu helfen, als er merkte, dass Dean ihm die Arbeit abnahm. Er starrte mit leerem Blick durch das Zimmer, ließ die Arme locker hinunterhängen, und keinem kam in den Sinn, dass er sich verstellte. Nicht in der Hoffnung zu entkommen (das glaube ich jedenfalls), sondern nur in der Hoffnung, möglichst viel Ärger zu machen, wenn der richtige Zeitpunkt kam.
    Die Papiere wurden unterzeichnet. William Wharton, der mit seiner Festnahme Besitz des Countys geworden war, wurde jetzt Besitz des Staates. Er wurde die Treppe hinunter und durch die Küche geführt, umgeben von Uniformierten in Blau. Er ging schleppend, den Kopf gesenkt, die Hände mit den langen Fingern in ständiger Bewegung. Als ihm das erste Mal die Mütze vom Kopf rutschte, setzte Dean sie ihm wieder auf. Beim zweiten Mal schob Dean sie einfach in seine eigene Gesäßtasche.
    Er hatte eine weitere Möglichkeit, Probleme zu machen, als sie ihn im Transporter fesselten, doch er nutzte sie nicht. Wenn er etwas dachte (und selbst jetzt bin ich mir nicht sicher, ob er dachte, und wenn, wie viel), dann musste er sich gesagt haben, dass es in dem Transporter zu eng und die Zahl der Bewacher zu groß für einen erfolgreichen Angriff war. So wurde er in Ketten gelegt, ein Paar zwischen den Knöcheln, ein anderes – zu langes, wie sich herausstellte – zwischen den Handgelenken.
    Die Fahrt nach Cold Mountain dauerte eine Stunde. Während der ganzen Zeit saß Wharton auf der linken Bank beim Führerhaus. Er hielt den Kopf gesenkt, und die gefesselten Hände baumelten zwischen den Knien. Dann und wann summte er ein bisschen vor sich hin, sagte Harry, und Percy regte sich auf und beschwerte sich, dass von der vorstehenden Unterlippe des Lutscherichs Speichel troff, immer nur ein Tröpfchen, bis eine kleine Lache zwischen seinen Füßen entstanden war. Wie ein Hund, der an einem heißen Sommertag von der Zungenspitze sabbert.
    Sie fuhren durch das Südtor, als sie zum Knast kamen, an meinem Wagen vorbei, nehme ich an. Der Wärter öffnete das große Tor zwischen Parkplatz und Gefängnishof, und die Stagecoach fuhr hindurch. Auf dem Hof war nicht viel los. Es waren nur ein paar Männer draußen, die meisten

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