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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Methoden der Gefangenenkontrolle). Dann, nachdem er für schuldig befunden worden war – immerhin etwas, was nach Plan verlief -, wurde er zu Untersuchungen ins Indianola General Hospital eingeliefert. Er hatte während des Prozesses eine Reihe von angeblichen Anfällen gehabt, zwei von ihnen so ernst, dass er auf den Boden knallte, wo er zitternd und zuckend herumlag und mit den Füßen auf den Boden trommelte. Whartons Pflichtverteidiger behauptete, Wharton leide an Epilepsie und sei unzurechnungsfähig gewesen, als er die Verbrechen begangen hatte; die Anklage behauptete, seine Anfälle seien simuliert, die Schauspielerei eines Feiglings, der verzweifelt sein Leben retten wollte. Nachdem die Jury die sogenannten »epileptischen Anfälle« mit eigenen Augen gesehen hatte, entschied sie auf Schauspielerei. Der Richter war gleicher Meinung, ordnete jedoch nach dem Schuldspruch an, dass vor der Vollstreckung des Urteils eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt werden sollten. Gott weiß, warum; vielleicht war der Richter nur neugierig.
    Es war ein Wunder, dass Wharton nicht aus dem Krankenhaus flüchtete (und keinem von uns entging die Ironie, dass Direktor Moores’ Frau Melinda zur selben Zeit im selben Krankenhaus war), aber er tat es nicht. Ich nehme an, er war von Bewachern umstellt worden und hatte immer noch die Hoffnung, auf Grund seiner Epilepsie – wenn es sie gab – für unzurechnungsfähig erklärt zu werden.
    Das war nicht der Fall. Die Ärzte stellten fest, dass mit seinem Gehirn alles in Ordnung war – jedenfalls physiologisch -, und Billy »the Kid« Wharton wurde nach Cold Mountain überführt. Das muss um den sechzehnten oder achtzehnten Oktober herum gewesen sein, denn ich erinnere mich, dass Wharton ungefähr zwei Wochen nach John Coffey und eine Woche vor Delacroix’ Hinrichtung über die Green Mile ging.
    Der Tag, an dem sich unser neuer Psychopath zu uns gesellte, war ein ereignisreicher für mich. Ich wachte um vier Uhr morgens auf, in meinem Unterleib hatte ich rasende Schmerzen, und mein Penis war heiß und geschwollen. Noch bevor ich die Füße aus dem Bett schwang, wusste ich, dass sich mein Harnwegsinfekt nicht gebessert hatte, wie ich gehofft hatte. Es war nur eine kurze Phase der Besserung gewesen, mehr nicht, und die war vorüber.
    Ich ging hinaus aufs Plumpsklo, um mein Geschäft zu verrichten – das war mindestens drei Jahre vor unserem ersten Wasserklosett -, und hatte gerade den Holzstapel an der Ecke des Hauses erreicht, als mir klar wurde, dass ich das Wasser nicht länger halten konnte. Ich konnte nur noch meine Pyjamahose runterziehen, und dann floss der Urin bereits, und dieses Fließen wurde vom quälendsten Schmerz meines ganzen Lebens begleitet. Ich hatte 1956 einen Gallenstein, und ich weiß, dass die Leute das für das Schlimmste halten, aber im Vergleich zu diesem Wasserlassen war der Gallenstein wie ein bisschen Sodbrennen.
    Meine Knie gaben nach, und ich fiel auf sie nieder, wobei die Naht meines Pyjamahosenbodens aufriss, als ich die Beine spreizte, um das Gleichgewicht zu wahren und nicht kopfüber in die Lache meiner eigenen Pisse zu fallen. Es wäre vielleicht trotzdem passiert, wenn ich mich nicht mit der linken Hand auf einem der Scheite des Holzstapels abgestützt hätte. All diese Einzelheiten hätten jedoch in Australien oder sogar auf einem anderen Planeten stattfinden können. Ich nahm nur den Schmerz wahr, der mich förmlich entflammt hatte; mein Unterleib brannte, und mein Penis – den ich meistens vergessen hatte, wenn er mir nicht das größte körperliche Vergnügen bereitete, das ein Mann empfinden kann – fühlte sich jetzt an, als würde er schmelzen. Als ich hinabblickte, rechnete ich damit, Blut herausspritzen zu sehen, aber es war anscheinend ein ganz normaler Strahl Urin.
    Ich klammerte mich mit einer Hand an den Holzstapel und presste die andere auf den Mund, um meine Frau nicht mit einem Schrei aus dem Schlaf zu reißen. Ich hatte den Eindruck, eine Ewigkeit zu pinkeln, aber schließlich versiegte der Strahl. Unterdessen war der Schmerz tief in meinen Magen und meine Hoden gedrungen und zerfleischte mich mit rostigen Zähnen. Eine lange Zeit – es mochte etwa eine Minute gewesen sein – war ich körperlich nicht in der Lage aufzustehen. Schließlich ließ der Schmerz ein wenig nach, und ich kämpfte mich auf die Füße. Ich schaute meinen Urin an, der bereits vom Boden aufgesogen wurde, und fragte mich, wie ein vernünftiger Gott

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