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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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jäteten im Garten. Es muss Kürbiszeit gewesen sein. Sie fuhren zu Block E und hielten an. Der Fahrer öffnete die Wagentür, lobte die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen und erklärte, er würde die Stagecoach rüber zur Fahrbereitschaft fahren, um das Öl wechseln zu lassen. Die zusätzlichen Wärter fuhren mit ihm, zwei saßen hinten im Wagen und aßen Äpfel – die Türen des Wagens standen offen.
    Blieben Dean, Harry und Percy mit einem gefesselten Gefangenen. Das hätten genug Wärter sein sollen, und es wären auch genug gewesen, wenn sie sich nicht von dem klapperdürren Hinterwäldler hätten einlullen lassen, der mit gesenktem Kopf und Fesseln an den Füßen und Handgelenken dastand. Sie führten ihn die circa zwölf Schritte zur Tür von Block E in der gleichen Formation, in der wir Gefangene über die Green Mile eskortierten. Harry ging links von dem Gefangenen, Dean rechts, und Percy folgte mit dem Schlagstock in der Hand hinter Wharton. Das mit dem Schlagstock hat mir keiner erzählt, aber ich weiß verdammt genau, dass Percy ihn in der Hand hatte. Percy war vernarrt in diesen Hickory-Knüppel. Was mich anbetrifft, so saß ich in Whartons Heim, in dem er wohnen sollte, bis es ans Einchecken an den allerheißesten Ort überhaupt ging – erste Zelle rechts, wenn man über den Gang in Richtung Gummizelle geht. Ich hatte mein Klemmbrett in den Händen und wollte nur meine kleine Ansprache halten und dann höllisch schnell verschwinden. Mein Unterleib schmerzte wieder stärker, und ich wollte nur in mein Büro gehen und darauf warten, dass die Pein vorüberging.
    Dean trat vor, um die Tür aufzuschließen. Er suchte den richtigen Schlüssel vom Bund an seinem Gürtel aus und schob ihn ins Schloss. Wharton wurde lebendig, als Dean den Schlüssel im Schloss drehte und die Tür aufzog. Er stieß schrilles Gebrüll aus – eine Art Kriegsschrei -, das Harry vorübergehend erstarren und Percy Wetmore vermutlich für den Rest der Ereignisse die Nerven verlieren ließ. Ich hörte diesen Schrei durch die Tür, die einen Spaltbreit offen stand, und brachte ihn zuerst nicht mit etwas Menschlichem in Verbindung; ich glaubte, ein Hund wäre irgendwie in den Hof gelangt und hätte sich dort verletzt; als ihm vielleicht ein bösartiger Knacki eine mit der Harke überzog.
    Wharton riss die Arme hoch, streifte die Kette, die zwischen seinen Handgelenken hing, über Deans Kopf und begann ihn damit zu würgen. Dean stieß einen erstickten Schrei aus und taumelte vorwärts, in das kalte, elektrische Licht unserer kleinen Welt. Wharton folgte ihm gern, gab ihm sogar noch einen Stoß, und die ganze Zeit brüllte und murmelte er, lachte sogar. Er hielt die Arme angewinkelt, die Fäuste an Deans Ohren, spannte die Kette, so fest er konnte, und sägte damit hin und her.
    Harry sprang Wharton von hinten an, krallte eine Hand in das fettige blonde Haar unseres Neuzugangs und schlug ihm die andere Faust seitlich ins Gesicht, so hart er konnte. Er hatte sowohl einen Schlagstock als auch eine Pistole, doch in seiner Aufregung dachte er nicht daran. Wir hatten auch zuvor schon mal Schwierigkeiten mit Gefangenen gehabt, klar, aber keiner hatte einen von uns je so überrascht wie Wharton. Die Verschlagenheit dieses Kerls ging über unsere Erfahrung hinaus. Ich hatte so etwas noch nie zuvor gesehen und habe es auch nie wieder erlebt.
    Und er war stark. All diese schlaffe Lockerheit war verschwunden. Harry sagte später, er habe das Gefühl gehabt, gegen ein Bündel von Stahlfedern zu springen, die plötzlich irgendwie zum Leben erwacht waren. Wharton, jetzt auf dem Gang und nahe beim Wachpult, wirbelte nach links und schleuderte Harry zurück. Harry prallte gegen das Pult und ging zu Boden.
    »Wuuhuu, Jungs!«, lachte Wharton. »Das ist’ne Party, was?«
    Immer noch schreiend und lachend, würgte Wharton Dean weiter mit der Kette. Warum auch nicht? Wharton wusste, was auch Dean klar war: Man konnte ihn nur einmal braten.
    »Schlag ihn, Percy, schlag ihn!«, schrie Harry und rappelte sich auf. Aber Percy stand nur da, den Hickory-Schlagstock in der Hand, die Augen so weit aufgerissen wie Suppenteller. Da war die Chance, auf die er gewartet hatte, hätte man sagen können, die einmalige Gelegenheit, diesen Schädelbrecher mal sinnvoll einzusetzen, und er war zu erschreckt und verwirrt, um es zu tun. Das war kein verängstigter kleiner Franzose oder schwarzer Riese, der nur körperlich anwesend zu sein schien, das war ein wirbelnder

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