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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er würde salutieren. »Jawohl, Sir, das werde ich tun.«
    »Fang den Bericht damit an, dass die Lage in Block E normal ist. Es soll kein Gangsterroman werden, und der Direktor wird es zu schätzen wissen, wenn du die Sache nicht in die Länge ziehst, um die Spannung zu erhöhen.«
    »Das werde ich nicht tun.«
    »Okay. Dann zisch ab.«
    Er ging zur Tür, dann blieb er stehen und wandte sich um. Wenn man sich bei ihm auf eines verlassen konnte, dann war es seine Widerspenstigkeit. Ich wünschte verzweifelt, dass er verschwand, denn mein Unterleib schien wieder in Flammen zu stehen, aber jetzt wollte er anscheinend nicht gehen.
    »Ist alles in Ordnung, Paul?«, fragte er. »Hast du vielleicht Fieber? Eine Grippe eingefangen? Dein Gesicht ist schweißnass.«
    »Ich habe mir vielleicht etwas eingefangen, aber sonst geht es mir prima«, sagte ich. »Geh los, Percy, und berichte dem Direktor, was passiert ist.«
    Er nickte und ging – Gott sei Dank für diese kleinen Gefälligkeiten. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, rannte ich in mein Büro. Es verstieß gegen die Vorschriften, das Wachpult unbesetzt zu lassen, aber das interessierte mich jetzt nicht. Es war schlimm – so schlimm wie am Morgen.
    Ich schaffte es, in die kleine Toilettenkammer hinten in meinem Büro zu gelangen und mein Ding aus der Hose zu holen, bevor der Urin hervorströmte, aber es war knapp. Ich musste eine Hand auf den Mund pressen, um einen Schrei zu unterdrücken, als der Strahl zu fließen begann, und mit der anderen Hand griff ich blindlings nach dem Waschbecken, um mich abzustützen. Es war nicht wie bei mir zu Hause, wo ich neben dem Holzstapel beim Plumpsklo auf die Knie fallen und eine Lache pinkeln konnte, die im Boden versickerte; hier würde der Urin über den ganzen Boden laufen.
    Es gelang mir, mich auf den Beinen zu halten und nicht zu schreien, aber beides schaffte ich nur knapp. Ich hatte das Gefühl, dass mein Urin mit winzigen Glassplittern durchsetzt war. Der Geruch, der aus der Toilette aufstieg, war widerlich, und ich sah etwas Weißes – Eiter vermutlich – oben auf dem Wasser schwimmen.
    Ich nahm das Handtuch vom Halter und wischte mir das Gesicht ab. Ja, ich schwitzte; der Schweiß strömte nur so aus mir heraus. Ich schaute in den Spiegel und sah das Gesicht eines Mannes mit hohem Fieber. Vierzig Grad? Einundvierzig? Vielleicht besser, es nicht zu wissen. Ich hängte das Handtuch zurück, betätigte die Wasserspülung und ging langsam zurück durch mein Büro zur Tür des Zellentrakts. Ich befürchtete, Bill Dodge oder sonst jemand könnte aufgetaucht sein und gesehen haben, dass drei Gefangene unbeaufsichtigt waren, aber es war niemand da. Wharton lag immer noch bewusstlos auf seiner Pritsche, Delacroix war wieder still, und John Coffey hatte überhaupt keinen einzigen Laut von sich gegeben, wie mir plötzlich auffiel. Keinen Piepser. Das war beunruhigend.
    Ich ging die Green Mile hinunter und spähte in Coffeys Zelle, erwartete fast zu entdecken, dass er Selbstmord auf eine der beiden im Todestrakt üblichen Weisen begangen hatte – sich entweder mit seiner Hose aufgehängt oder sich die Pulsadern aufgebissen hatte. Nichts von beidem, wie sich herausstellte. Coffey saß nur auf dem Ende seiner Pritsche und hielt die Hände im Schoß. Der größte Mann, den ich je gesehen hatte, schaute mich mit seinen sonderbaren feuchten Augen an.
    »Cap’n?«, fragte er.
    »Was ist los, großer Junge?«
    »Ich muss Sie sehen.«
    »Siehst du mich nicht direkt vor dir, John Coffey?«
    Er sagte nichts dazu, musterte mich nur weiter mit seinem merkwürdigen feuchten Blick. Ich seufzte.
    »Gleich, großer Junge.«
    Ich schaute hinüber zu Delacroix, der an den Gitterstäben seiner Zelle stand. Mr. Jingles, seine geliebte Hausmaus (Delacroix behauptete immer, dass er Mr. Jingles Tricks beigebracht hatte, aber wir, die auf der Green Mile arbeiteten, waren ziemlich einhellig der Meinung, dass Mr. Jingles sich selbst dressiert hatte), sprang von Dels einem ausgestreckten Arm auf den anderen, hin und her, wie ein Akrobat hoch oben in der Zirkuskuppel von einer Plattform auf die andere springt. Seine Augen waren riesig, die Ohren waren an seinen schlanken grauen Schädel angelegt. Für mich gab es keinen Zweifel, dass die Maus auf Delacroix’ Nervosität reagierte. Während ich sie beobachtete, fitzte sie an seinem Hosenbein hinab und durch die Zelle zu der leuchtend bunt bemalten Rolle, die vor einer Wand lag. Die Maus schob die

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